Roth
Hollywood trifft Schuberts "Ave Maria"

Stadtorchester Roth präsentiert "Lichtblicke" in Rother Stadtkirche - Szenenapplaus für Solisten

11.12.2018 | Stand 02.12.2020, 15:03 Uhr
Unter Leitung von Walter Greschl stimmt das Rother Stadtorchester auf die Weihnachtszeit ein. −Foto: Unterburger

Roth (ub) Am Ende war Walter Greschl baff.

"Ich hätte nie gedacht, dass heute alles so perfekt klappt", sagte er und konnte es kaum fassen. Die Zuhörer in der voll besetzten evangelischen Stadtkirche waren begeistert und applaudierten minutenlang.

Das Weihnachtskonzert der Stadtkapelle Roth am Samstag stand unter dem Motto "Lichtblicke" und war zweigeteilt. Im ersten Teil stimmte das Wiedereinsteiger-Orchester stimmungsvoll auf die Weihnachtszeit ein, im zweiten tat dies das Stadtorchester unter der Gesamtleitung von Walter Greschl. Ulli Roeske moderierte die acht Musikdarbietungen des Wiedereinsteiger-Orchesters.

Schwungvoll ging es mit "Gullivers Reisen" von Bert Appermann in die Vollen. "Dance of the Whale" von Philip Sparke erwies sich als ein atmosphärisch dichtes Stück, das geschrieben wurde, um auf das Aussterben der Wale auf den Weltmeeren aufmerksam zu machen. Ganz anders der Sound bei "New York 1927" von Warren Barker. Ein fulminantes Stück mit Ohrwurmcharakter, bei dem ganz energisch an die Goldenen 20erJahre erinnert wurde.

"The Ludlows" von James Horner stammt aus dem amerikanischen Spielfilm "Legends of the Fall" von 1994. Mit tiefer Soul-Stimme beeindruckte Silvia von der Grün als Solistin bei dem Song "O Holy Night" (Cantique de Noel), den Mariah Carey bekannt gemacht hat.

Mit zwei irischen Volksweisen - "Danny Boy" und "Deir in De", beide von Warren Barker - überzeugte Silvia von der Grün solistisch noch einmal. Den glanzvollen Schlusspunkt setzte das Wiedereinsteiger-Orchester mit dem traditionellen Weihnachtslied "Mary's Boy Child" von Philip Sparke, das wir von Boney M. und anderen Interpreten kennen. Hier gefiel das variationsreiche Arrangement.

Im zweiten Teil des zweieinhalbstündigen Konzertabends zeigte das Stadtorchester Roth sein Können. Kurt Gäble schuf mit seiner Komposition "Lichtblicke" ein grandioses Werk, das dem Abend das Motto gab. Hierbei handelte es sich um ein gewaltiges Stück, eine echte Herausforderung der konzertanten Blasmusik. Die Besucher erlebten einen vielgestaltigen, schnellen Wechsel von Tempo und Emotionen, aufrüttelnd und voller Dynamik dargeboten. Das Spektrum der Klangbilder reichte von kräftigen Fanfaren zu Beginn über zarte Flöten- und Klarinettenklänge bis hin zu Glocken und hymnischen Trompetentönen.

Nach diesem aufwühlenden Stück kehrte mit Franz Schuberts "Ave Maria I" der weihnachtliche Frieden zurück. Angela Rudolf beeindruckte mit ihrer glockenreinen Sopranstimme und man freute sich über das großartige Zusammenspiel der Solosängerin mit dem Stadtorchester. Eine ungewöhnliche Instrumentalisierung bei der Komposition "Begegnung" von Kurt Gäble ließ das Publikum aufhorchen. Zum Einsatz kamen die vier Solisten Claus Polte, Paul Amthor, Jeremias Neufanger und Tobias Schaffer. Während einer der Musiker auf dem traditionellen Alphorn spielte, bliesen die anderen drei das weniger bekannte Vogelhorn. Als Zugabe gab es dann gleich noch das Stück "Abendruhe" ohne Orchesterbegleitung.

"Ave Maria II" von Franz Biebel erwies sich als eine faszinierende Komposition. Langsam schraubte sich aus einer Grundmelodie ein Strauß von Melodien empor, der die Herzen der Zuhörerinnen und Zuhörer berührte. Riesenapplaus gab es für den Solisten Paul Amthor an der Posaune, der souverän ein "Concertino für Trombone" von Nikolai Rimski Korsakov interpretierte.

Rhythmischen Charakter hatte "Cape Horn", ein Solostück für Waldhorn. Als Solist glänzte Tobias Schaffer. Ebenfalls sehr rhythmisch angelegt erwies sich "Frozen" von Morita Kazuhiro. Großartig interpretierte das Stadtorchester "Hymns and Carols" von Harrie Janssen. Am Schluss lud ein Gesangstrio, bestehend aus Angela Rudolf, Silvia von der Grün und Katharina Schlammberger, zur "Christmas on Broadway" ein.

Das Stadtorchester Roth erwies sich einmal mehr als kongenialer musikalischer Begleiter und erntete dafür kräftigen Applaus des Publikums.