Historische Reise durch Georgensgmünd

Führung mit Irene Heckel zum heimatkundlichen Jahresthema 600 Jahre Markgraftum Brandenburg-Ansbach

27.05.2015 | Stand 02.12.2020, 21:15 Uhr

Die Geschichte der Georgensgmünder Synagoge erläutert Irene Heckel bei einer Führung. Rechts ist das Wandgemälde mit dem Gebet für den Markgrafen zu sehen - Foto: Schultheiß

Georgensgmünd (evs) Knapp 20 Interessierte sind zur Führung „Markgräfliche Spuren in Georgensgmünd“ gekommen, die von der Kreisheimatpflege des Landkreises Roth im Ramen des Jahresthemas „600 Jahre Markgraftum Brandenburg-Ansbach“ veranstaltet worden ist. „Die Herrschaftszeit der Ansbacher Markgrafen reichte bis 1791“, informierte Gästeführerin Irene Heckel, „bis Markgraf Alexander die Fürstentümer Bayreuth und Ansbach an Preußen verkaufte.

Somit wurden nicht nur die Georgensgmünder Untertanen preußisch, bis 1805 das Königreich Bayern entstand. Heckel zitierte dazu den Markgrafen Alexander: „Wir trennen Uns von Unseren geliebten Unterthanen nicht ohne das zärtlichste Gefühl der herzlichsten Dankbarkeit für die Uns erwiesene Treue und Ergebenheit. So werden Wir auch in Zukunft an den Schicksalen dieser Lande allezeit Anteil nehmen.“

Bereits im Jahr 1666 ließ Markgraf Albrecht V. von Brandenburg-Ansbach unweit des Rezatufers ein Jagdschlösslein erbauen. Hier residierte der markgräfliche Wildmeister. Um das Schlösslein herum gruppierten sich Nebengebäude sowie Häuser, in denen neben dem Wildmeister und dem Bergwerks- und Eisenverwalter die markgräflichen Arbeiter und Eisenschmelzer mit ihren Familien lebten. Da nach den Jagden stets Trinkgelage stattfanden, bekam der Verwalter auch das Brau- und Schankrecht zugesprochen. Um 1700 gab es neben dem ursprünglich ein Stockwerk höheren Schlösslein eine kleine Brauerei.

Nach Friedrich, dem damals minderjährigen Sohn des Erbauers, wurde dieser neue Ortsteil Friedrichsgmünd benannt, erläuterte Irene Heckel. Georgensgmünd westlich der Fränkischen Rezat und Petersgmünd östlich der Schwäbischen Rezat seien hingegen nach den Patronen der jeweiligen Kirche benannt.

Im Jahr 1712 wurde die Jagdverwaltung nach Petersgmünd verlegt und für das Schlösslein begann eine bewegte Geschichte. Das Gasthaus „Zur Krone“ wurde eingerichtet, es war Wohnhaus, und zeitweise war dort auch der Kindergarten untergebracht. 1995 erwarb die Gemeinde das historische Gebäude und sanierte es mit staatlicher Hilfe zu einem unverwechselbaren Schmuckstück. „So kommen unsere Steuermittel wieder in die Gemeinden zurück. Im Schlösslein finden regelmäßig Kunstausstellungen statt. Im Erdgeschoss ist ein Trauzimmer. Im zweiten Obergeschoss befinden sich eine Künstlerwohnung und das kleine Museum Saazer Stuben“, so Heckel.

Nächstes Ziel der Führung war der Gedenkstein vor der Synagoge. Dieser wurde im Jahr 2000 als Gemeinschaftsaktion der Städte Schwabach und Roth, der Gemeinden Georgensgmünd und Thalmässing sowie der evangelischen Kirchengemeinde Thalmässing errichtet. Der Künstler Reinhart Fuchs wählte als Grund einen Davidstern, aus dem ein Jura-Kalkstein erwächst, auf dem die Namen der vielen ermordeten Juden aus den vier Orten eingemeißelt sind. An den hellen Stein angelehnt ist ein dunkler Granitstein aus Flossenbürg, der den Nationalsozialismus symbolisiert. Dieser könne das Judentum aber nicht zerbrechen, erläuterte Heckel.

Die erste Synagoge sei im 30-jährigen Krieg vollständig niedergebrannt und die bestehende erst 1734/35 errichtet worden. Dies verdankte die arme jüdische Landgemeinde Georgensgmünd der Freigiebigkeit der Schwabacher Glaubensgenossen. Die hebräische Inschrift über dem Portal nennt das jüdische Jahr 494 (1734) und den Psalm „Öffnet mir die Tore der Gerechtigkeit“.

Heckel wies in der Synagoge auf die erste Wandmalerei hin, die bei der Restaurierung im Jahr 1990 entdeckt wurde. Höchstwahrscheinlich stammt sie vom polnischen Wandermaler Elieser Sussmann, einem berühmten Synagogenmaler, der weitere fränkische Synagogen ausmalte. Die Gemeinde, die 1988 die Synagoge erwarb, ließ ein Gebet für den damaligen Markgrafen – der die Erlaubnis zum Bau der Synagoge gegeben hatte – und seine Gattin freilegen sowie eine Kartusche mit Bibelvers über der Almosenbüchse. Nur dem Raum angemessene Veranstaltungen wie Konzerte oder Vorträge fänden hier statt.

Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß bedankte sich bei Irene Heckel für die lebendige Führung und lud die Teilnehmer auch zu den weiteren Veranstaltungen im Rahmen des Jahresthemas ein.