Hilpoltstein
Auf den Spuren von Händlern und Gaunern

26.04.2011 | Stand 03.12.2020, 2:54 Uhr

Peter Hagenmaier zeigt einen alten Kreuzstein am Ortsrand von Mindorf, der an einen Überfall erinnert.

Hilpoltstein (HK) Auf die Spuren von Handelsherren, Pilgern und Gaunern begab sich am Karsamstag eine kleine Gruppe Wanderer rund um Peter Hagenmaier. Vom Hilpoltsteiner Festplatz aus ging es über alte Handelswege nach Thalmässing – rund 20 Kilometer mit Geschichte und Geschichten.

Start war unterhalb der Dreifaltigkeitskapelle, wo vor weniger als 200 Jahren die letzte Hinrichtung in Hilpoltstein stattfand. Den Anstieg nach Solar hinauf hätten Fuhrwerke früher nicht nehmen können. Viel zu steil sei es damals gewesen. Gerade weil der Hang vor einer künstlichen Abtragung früher noch abschüssiger war, umfuhren ihn die Handelszüge im Süden. Dieser Trasse folgte auch die Wandergruppe. Parallel zum Saugraben, wo einst der Schweinehirt die Tiere aus der Stadt hinaus getrieben hatte, wovon noch heute eine Reihe großer Eichen zeuge, ging es hinauf. Zuerst Richtung Osten, schlug man dann den Weg nach Süden ein und tangierte Marquardsholz am Ortsrand. Weiter südwärts ließ man auch Eibach sprichwörtlich links liegen.
 

Museumsleiter und Wanderführer Peter Hagenmaier berichtete, wie es in der Vorzeit gewesen sei, als Handelszüge von Nürnberg Richtung München oder Augsburg verkehrten, als Sünder nach Rom pilgern mussten und als Gauner in den Wäldern lauerten.

Die Wegführung sei nie ganz im Talgrund verlaufen, viel zu sumpfig sei der Weg dort gewesen. Musste ein Fluss überquert werden, hatte man an einer Furt Glück, an einer Brücke galt es Zoll zu zahlen. Nicht nur Brücken verlangten ihren Tribut, für beinahe alles gab es Zölle und Steuern. Brach zum Beispiel ein Rad an einem Fuhrwerk, und berührte die Achse dann gar noch den Boden, ging die gesamte Ladung an die Reichsherren. So sorgten die Begleitritter nicht nur für den Schutz des Handelszugs, sondern auch für die entsprechenden Abgaben an die Herrscher.

Durch Patersholz führte der Weg weiter, neben interessanten Geschichten gab es auch herrliche Natur zu beiden Seiten des Weges. Immer wieder führte Hagenmaier Belege für die ursprüngliche Wegführung der Reichsstraße an, so auch kurz vor Mindorf. Ein Kreuzstein belegt den Überfall auf einen Lübecker Kaufmannszug. Vor der Flurbereinigung sei der Stein mitten im Feld gestanden und habe auf den Angriff an jener Stelle hingewiesen. Durch die Flurbereinigung habe der Stein dann im 20. Jahrhundert versetzt werden müssen und friste heute ein unscheinbares Dasein am Waldrand. Auf den ersten Blick wirkt der Stein auch eher unscheinbar, zeigt die Seite mit dem Kreuz zum Bach und ist somit vom Waldrand aus nicht zu sehen.

Richtung Zereshof folgte die Gruppe dem Kulturwanderweg, dessen Wegführung sie auch später wieder aufnahm. Nach Eysölden stieg die Gruppe am Tännig steil auf fast 550 Höhenmeter hinauf. Die Ursprüngliche Wegführung der Handelsstraße sei hier bisher nicht zu finden gewesen, erklärte Hagenmaier, aber sie sei wohl flacher verlaufen und habe sich vielleicht am Osthang dem Übergang auf die Thalmässinger Seite genähert. Oberhalb von Stauf angekommen war der Blick auf den Talgrund der Thalach und den gegenüberliegenden Anstieg auf den Jura frei.

Von Eysölden folgte die Gruppe dem "Grenzwanderweg". Dieser weise auf die Glaubensgrenze zwischen dem katholischen, ehemals pfalz-neuburgischen Hilpoltstein und dem evangelischen Thalmässing hin.

Dem Weg Richtung Schwimbach folgte die Gruppe nach einer kurzen Rast mit Panoramablick und historischen Karten dann. Am Westhang des Landecks schwenkte man anschließend wieder in Richtung der Thalach ein und gelangte an ihr entlang auf den Marktplatz von Thalmässing. Der Linienbus brachte die Wanderer anschließend nach Hilpoltstein zurück.