Hilpoltstein
Mehr Platz und mehr Sicherheit für Radfahrer

Hilpoltsteiner Stadtrat stimmt geschlossen für Radverkehrskonzept - Rother Straße als erstes Projekt

28.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:34 Uhr
Keine besonders angenehme Stelle für Radfahrer ist die Einmündung der Rother Straße in den Altstadtring. Künftig sollen die Radfahrer hier den neu geplanten Schutzstreifen auf der Rother Straße verlassen und auf den bestehenden Geh- und Radweg wechseln. Auf der anderen Seite des Altstadtrings wartet dagegen mehr Platz als bisher auf die Radfahrer. Das alte Haus links im Bild hat die Stadt kürzlich gekauft und wird es wohl abreißen lassen. Geschaffen werden sollen auf dieser Fläche dann bessere Wege für Radfahrer in Richtung Innenstadt. −Foto: Münch

Hilpoltstein (HK) Das Radverkehrskonzept für die Stadt Hilpoltstein ist beschlossene Sache. Quer durch alle Fraktionen gab es großes Lob für die in der Stadtratssitzung am Donnerstagabend vorgestellten Pläne. Das erste Hauptprojekt, das im kommenden Jahr komplett umgesetzt werden soll, ist die fahrradfreundliche Umgestaltung entlang der Rother Straße.

Nimmt man die Worte von Bürgermeister Markus Mahl (SPD) als Maßstab, dann war es eine kleine Hilpoltsteiner Revolution, die am Donnerstagabend im Rathaussaal ihren Anfang nahm. "Früher hatte das Auto die höchste Priorität und alle anderen hatten sich unterzuordnen. Aber mit diesem Konzept wird sich das ändern."

Mit den 160 Maßnahmenvorschlägen, die für das Radverkehrskonzept vom beauftragten Ingenieurbüro aus Aalen ausgearbeitet worden sind und die nun über die nächsten Jahre von der Stadtverwaltung Stück für Stück abgearbeitet werden sollen, "nehmen wir den Autofahrer an manchen Stellen wirklich etwas weg", sagte Mahl. Der Antrieb für die Umsetzung des Konzepts sei aber nicht, einfach nur die Autofahrer auszubremsen. Vielmehr gehe es darum, die Verkehrssituation für die Radfahrer - so gut es bei den jeweiligen Gegebenheiten gehe - "besser und sicherer" zu machen.

Dass es diesen Bedarf in Hilpoltstein gibt, daran ließ Planer Günter Bendias bei der Vorstellung des Konzepts keinen Zweifel. Der Anteil des Radverkehrs in der Stadt sei aktuell zwar schon hoch. Doch je mehr Menschen künftig das Auto stehen lassen, weil sie gerne das Rad nehmen, desto besser sei es. Und zwar für alle Bürger der Stadt - von den lärmgeplagten Anwohnern der Hauptstraßen bis zu den heimischen Einzelhändlern.

Um in den Genuss der positiven Effekte zu kommen, müsse jedoch die Infrastruktur passen. Und hier habe Hilpoltstein einigen Nachholbedarf. "Bei der aktuellen Verkehrsbelastung trauen sich viele gar nicht, das Auto stehen zu lassen", so Bendias. Auch enge Radwege, Lücken im Radwegenetz und fehlende Querungshilfen machten es den Radfahrern in Hilpoltstein schwer. Hinzu komme eine schlechte Situation, was Abstellstationen für Fahrräder angeht. "Wenn die Räder nicht trocken und sicher abgestellt werden können, wird langfristig lieber das Auto genutzt."

Aufgeteilt hat Bendias die Anregungen in seinem Konzept in 74 kleinere Sofortmaßnahmen, die sich für insgesamt 300000 Euro schon umsetzen ließen. Hinzu kommen 29 vorgeschlagene Querungshilfen, 33 Maßnahmen zur Verbesserung des Komforts und 24 Netzlücken, die es zu schließen gilt. Insgesamt summieren sich geschätzten Kosten für alle Maßnahmen auf 10,3 Millionen Euro. Ein Großteil dieser Summe entfalle jedoch allein auf den Neubau von zusätzlichen Geh- und Radwegen, bei denen aber der Landkreis mit im Boot sei.

Die Reaktionen auf das Konzept waren im Stadtrat so positiv wie bei kaum einem anderen Thema in der Vergangenheit: Ein großes Kompliment für den Planer sprach Michael Greiner als Fraktionssprecher der Freien Wähler aus. "Das ist eine sehr gute Grundlage, die uns wirklich weiter bringt." Monika Stanzel von der SPD lobte: "Es freut mich, dass wir umdenken und die Radfahrer ernster nehmen wollen." Auch Ulla Dietzel (CSU) freute sich über das "Abrücken von der autozentrierten Stadt". Dass es mehr Raum für Radfahrer gebe, sei ein "richtiger Schritt in die Zukunft".

Wie diese Zukunft aussehen kann, soll schon Ende nächsten Jahres an der Rother Straße erkennbar sein. An mehreren Stellen soll es hier sicherer für Radfahrer werden. Am Ortseingang wird die schon bestehende Querungshilfe für Fußgänger um eine Spur für Radfahrer erweitert. Neu geplant ist eine Querungshilfe auf Höhe des Wohnblocks am Anna-Maria-Weg 1. Diese könnten auch die Kinder gut nutzen, die von der Dorotheenhöhe zum LBV-Kindergarten in der Lindenallee gehen. Außerdem soll diese zusätzliche Querungshilfe das Tempo der Autofahrer in der Rother Straße spürbar verringern.

Eine schwierige Stelle für den Radverkehr ist die Kreuzung der Rother Straße mit der Sperberstraße und Albrecht-Dürer-Straße. Die Radfahrer, die aus Richtung Roth kommen, sollen hier vom Radweg auf die Rother Straße wechseln, auf der es künftig stadteinwärts einen markierten Schutzstreifen geben soll. "Der Platz auf der Straße ist dann aber immer noch ausreichend, dass sogar zwei Schwerlaster bequem nebeneinander fahren können", versicherte Bendias. Er verwies außerdem auf die bislang hohe Unfallgefahr an den Einmündungen der Hochfeldstraße und der Pfalzgrafenstraße in die Rother Straße. Auf dem Schutzstreifen wären die Radfahrer hier wesentlich sicherer unterwegs als auch dem jetzigen schmalen Geh- und Radweg.

Der einzige große Kritikpunkt an dem Konzept für die Rother Straße war das Fehlen einer Ampel, die Josef Gaukler von den Freien Wählern forderte - und zwar im Bereich der Kreuzung der Rother Straße mit der Sperberstraße und Albrecht-Dürer-Straße. Dieser Forderung schlossen sich sofort einige andere Stadtratsmitglieder an, die auch auf die guten Erfahrungen mit der Ampel in der Allersberger Straße verwiesen. Diese habe die Stadt auch selbst zahlen müssen, weil das Staatliche Bauamt eine Ampel an dieser Stelle abgelehnt hatte. Selbst die Ampel zu zahlen, reiche aber nicht aus, sagte Mahl. "Das Bauamt muss trotzdem mitmachen." Das letzte Wort ist über die Pläne für die Rother Straße aber ohnehin noch nicht gesprochen.