Hilpoltstein
Der Zug ist noch nicht abgefahren

Hilpoltsteiner Arbeitsausschuss Verkehr bleibt beim Thema S-Bahnverlängerung auf Kurs

16.03.2018 | Stand 02.12.2020, 16:41 Uhr
Ziel der Initiative ist , auch Hilpoltstein ans S-Bahn-Netz Nürnberg anzuschließen. −Foto: Karmann/dpa

Hilpoltstein (HK) Der sich formierende Widerstand gegen eine S-Bahn bis Hilpoltstein ist das dominierendes Thema im Arbeitsausschuss für Verkehr in der Burgstadt gewesen. "Wir wollen die Türe, die sich vielleicht ein bisschen geschlossen hat, wieder etwas aufmachen", sagte Vorsitzende Ulla Dietzel.

Eigentlich steht die Tür noch ganz weit offen, denn es gibt ja das 22:6-Votum des Rother Stadtrats, das Projekt S-Bahn voranzutreiben. Allerdings ist durch die Ende Februar gefallene Stadtratsentscheidung, die Geschäftsordnung der interkommunalen Arbeitsgruppe "S-Bahn" abzulehnen, mächtig Sand im Getriebe. Die Gruppe kommt im Übrigen am 29. März wieder zusammen. Ob dann alle bisherigen vier Rother Stadtratsmitglieder dabei sind, ist fraglich. Dagegen will sich Ulla Dietzel bemühen, dass der Hilpoltsteiner Stadtrat in dem Gremium mit einem weiteren Mitglied neben ihr vertreten sein wird.

Dass sich in Roth und da vor allem in Eckersmühlen Widerstand gegen das S-Bahn-Projekt formiert, stößt im Hilpoltsteiner Arbeitsausschuss auf komplettes Unverständnis. "Das ist doch wichtig für die strukturelle Entwicklung des gesamten südlichen Landkreises", sagt Dietzel. Und auch Roth profitiere. So würde die Innenstadt direkt an die S-Bahn angeschlossen. Dadurch könne man sich die Buslinie Lohgarten-Bahnhof sparen. Überhaupt Kosten: Buslinien, sofern sie nicht eigenwirtschaftlich betrieben werden, teilen sich Kommune und Landkreis zu je 50 Prozent - sprich, das Geld kommt komplett aus den Landkreiskassen. Bei einer Bahnlinie hingegen zahlt der Staat.

Aus Dietzels Sicht ist es auch ein Trugschluss zu glauben, dass die Rother Stadtbuslinie verbessert wird. "Es fährt doch parallel die Bahn nach Eckersmühlen, da ist das gar nicht zuschussfähig", sagt sie. Zudem sei ein intelligenter Zubringerbetrieb zum Bahnhof doch allemal besser, als ein Bus der endlose Schleifen zieht und viel länger unterwegs ist - und immer auf der Kippe stehe. Vorteile bringe die S-Bahn auch für die Rother Schüler, die beispielsweise zur Montessorischule nach Büchenbach, zum musischen Gymnasium nach Schwabach oder zu den Nürnberger Schulen fahren. "Für die Schulen erwarte ich einfach eine bessere Erreichbarkeit."

Nicht nachvollziehen kann man im Ausschuss den Widerstand auch aus gesamtpolitischer Sicht. Da werde die Elektrifizierung aller Strecken angegangen, es gebe die Bestrebung, weg vom Auto, und in den Städten würden die Räume autofrei umgestaltet, so Dietzel. Die Elektrifizierung der Gredl würde 20 Millionen Euro kosten, das sei vertretbar, wenn "man beispielsweise sieht, was eine Umgehung kostet".

Der Umbau bringe natürlich Veränderungen, sagt Dietzel. Aber auch für Eckersmühlen und Lohgarten positive. Die Elektroloks seien leiser und sauberer als Dieselloks. Auch das Pfeifen soll entfallen, denn im Zuge der S-Bahn müssten die Bahnübergänge neu gemacht und überdacht werden. Nicht gelten lässt die Ausschussvorsitzende zudem das Argument, mit der S-Bahn würden die Grundstückspreise fallen. Die Erfahrungen in Deutschland zeigten, dass genau das Gegenteil der Fall sei.

Unterstützt wird das Vorhaben S-Bahn-Verlängerung vom Fahrgastverband "Pro Bahn". Der sehe das Projekt sehr positiv, sagt Dietzel, und habe sich der Sache auch angenommen - und sitzt mit Wolf Bandemir auch in der Arbeitsgruppe. Mit ins Boot nehmen will Dietzel auch die Nachbargemeinden Hilpoltsteins, Thalmässing und Heideck. "Wir wollen das Projekt so weit für Bürgermeister und Räte vorbereiten, dass wir eine Machbarkeitsstudie auf den Weg bringen." Die Arbeit dürfe dazu nicht an Gemeindegrenzen enden, die Schiene tue das ja auch nicht. "Wir müssen uns mehr miteinander verständigen und auch als Verwaltungen besser kennenlernen."

AUS DER SITZUNG

Ein bisschen in der Warteschlange fühlt sich derzeit der Arbeitsausschuss Verkehr der Stadt Hilpoltstein. Waren doch die großen Themen der zurückliegenden Zeit Radwege, Verkehrskonzept und Ampelschaltung. "Das ist jetzt alles im Entstehen", sagt Vorsitzende Ulla Dietzel. Man müsse nun erst einmal schauen, was da geliefert werde.

 

Forcieren will der Ausschuss nun das Thema Barrierefreiheit . Dazu ist eine gemeinsame Sitzung mit dem Seniorenbeirat geplant. Auch sollen die Ortsteile wieder mehr in den Blickpunkt der Arbeit rücken. So soll es Treffen mit Ortssprechern und Begehungen geben.

 

Verstärkt Präsenz soll der Stadtrat im Ausschuss zeigen. "Ich hätte gern feste Stadträte", sagt Dietzel. Der Ausschuss sei eine wichtige Schnittstelle Politik-Bürger. | mes