Hilpoltstein
Leidenschaftlicher Tüftler

Thomas Dotzer holt mit neuer Software vom E-Bike bis zum Porsche mehr Leistung aus Motoren und macht sie sparsamer

28.04.2017 | Stand 02.12.2020, 18:13 Uhr

Mehr Leistung, weniger Verbrauch: Thomas Dotzer optimiert mit seiner Software den Diesel des Drei-Liter-Porsches ebenso wie den Akku des E-Bikes. Zusammen mit seiner Frau Stephanie führt er seine Firma dts. - Foto: Kofer

Hilpoltstein (HK) Als Automechaniker hatte Thomas Dotzer oft ölige und schmutzige Hände. Inzwischen entwickelt der 38-jährige in seiner Hilpoltsteiner Firma dts Software, die Motoren sparsamer macht und mehr Leistung aus ihnen herausholt. Schmutzige Hände sind Vergangenheit.

"Wir müssen nicht mehr viel schrauben", sagt Dotzer. Die meiste Arbeitszeit verbringt er vor dem Laptop, studiert Daten und Kurven von fast allen gängigen Motoren. Das Büro an der Lohbachstraße ist ganz in Weiß gehalten, an der Wand hängt ein Fernseher, im Regal steht ein Traktor von Legotechnik. Selbst in der kleinen Werkstatt, einer mächtigen Doppelgarage, ist der Linoleumboden blitzblank, große Werkzeugkästen, Ölfässer oder eine Hebebühne gibt es hier nicht. An der Fensterfront stehen nur zwei Computer, auf dem langen Arbeitstisch liegt ein unscheinbares Kästchen so groß wie ein Taschenbuch - das Diagnosegerät. Damit liest Dotzer die Motorsteuerung aus. Einspritzdruck, Kraftstoffmenge, Drehmoment, und und und. Rund 20 000 verschiedene Kennfelder regeln Leistung und Verbrauch, sagt Dotzer. "Da gibt es viele Spielmöglichkeiten." Ideal für ihn.

"VW macht es ja jetzt genauso." Die Schummelsoftware der betroffenen Dieselautos wird lediglich durch ein Update der Software ersetzt. "Die Verbrennung wird besser, die Leistung steigt." Genau das macht Dotzer im Prinzip auch. Etwa 20 Prozent mehr Leistung und bis zu 10 Prozent weniger Verbrauch, lautet die Faustformel. "Wir schaffen nicht die ganz großen Sprünge", räumt Dotzer ein, aber immerhin.

Zwischen 600 und 1500 Euro muss man für so eine Optimierung zahlen. Bei einem Lkw, der im Jahr 150 000 Kilometer auf der Autobahn unterwegs ist, sind die Kosten schon in drei Monaten wieder drin. Und der Truck hat mehr Leistung. Das freut auch den Fahrer. "Der Spediteur will Geld sparen, der Fahrer Zeit", sagt Dotzer. "Für die meisten Kunden ist die Leistung das Wichtigste. Der Verbrauch ist nur ein kleines Alibi", sagt Dotzers Frau Stephanie und lacht.

Seine Software verkauft der Hilpoltsteiner Spezialist an Tuningfirmen auf der ganzen Welt. Doch weil immer mehr Kunden direkt zu ihm kommen, will er sein Geschäft jetzt erweitern. In zwei Jahren soll im Gewerbegebiet am Kränzleinsberg eine 400 Quadratmeter große Werkstatt mit Leistungsprüfstand und Büro entstehen. "Für den Endkunden", sagt Dotzer.

Bis dahin arbeitet er in der Großgarage neben seinem Wohnhaus. Dort stehen zwei dicke Diesel-Porsche und ein knallrotes Audi S3 Cabrio. "Zum Experimentieren", sagt er. Den fast 2,5 Tonnen schweren Cayenne mit Achtzylinder Diesel und mehr als 400 PS fährt Dotzer im Schnitt mit rund acht Litern. Das ist relativ wenig, ob dem Verbrennungsmotor noch die Zukunft gehört, ist trotzdem fraglich.

Sorgen macht sich Thomas Dotzer deswegen nicht. Er hat sich zwei rote E-Bikes zugelegt und versucht gerade, die Reichweite zu verbessern. "Wir wollen das Drehmoment optimieren, damit der Akku länger hält", sagt Dotzer. 160 statt 120 Kilometer soll das E-Bike einmal schaffen. Bis zum Frühjahr will Dotzer Radhändlern deutschlandweit sein E-Bike-Tuning anbieten.

Auch mit einem Renault Zoe experimentiert er. Das alte Modell dieses Elektroautos kommt rund 250 Kilometer weit. Dotzer will 50 Kilometer draufpacken. Das geht allerdings auf Kosten der Leistung. Serienreif ist die Reichweitenverlängerung noch nicht. "Wir sind erst in der Testphase", sagt Dotzer. Vielleicht wird es einmal ein großes Geschäft.

Wenn nicht, hat der Tüftler genügend andere Experimentierfelder. Gerade hat er mit den Vereinigten Werkstätten für Pflanzenöltechnologie (VWP) in Göggelsbuch für Siemens auf den Galapagosinseln einen Generator entwickelt, der mit einheimischem Jatrophaöl betrieben wird. Kaum noch ein Markt in Deutschland sind Pflanzenölmotoren. Seit der Treibstoff wie Benzin und Diesel besteuert wird, werden sie nur noch vereinzelt in Traktoren verbaut. Doch vor allem für Südamerika bietet John Deere noch Pflanzenöltraktoren an. Auch hier hat die Firma dts mitentwickelt.

"Das ist mir in die Wiege gelegt worden", sagt Thomas Dotzer. Schon sein Vater Alois habe dieses Tüftler-Gen. "Wir wollen immer etwas Neues erfinden." Alois Dotzer arbeitete lange Jahre als Motorenentwickler für den Pflanzenölpionier Ludwig Elsbett in Hilpoltstein, bis die Firma pleiteging. Später wechselte er zu VWP. Als Alois Dotzer seinem zwölfjährigen Sohn einen Computer kaufte, ist er von seinen Kollegen verlacht worden. So ein teures Gerät, mäkelten sie. In dem kleinen Thomas weckte der Intel 386er aber den Forschertrieb. "Spielen durfte ich nicht", sagt Thomas Dotzer und lächelt. In der Realschule lernte er das Programmieren, später, wie er das Spieleverbot des Vaters umgehen kann. Jetzt trickst er die Software der Autobauer aus. Und die Anschaffung des Computers hat sich längt ausgezahlt.