Hilpoltstein
Feierlicher Eid mit Seenland-Flair

300 Rekruten legen Gelöbnis und Diensteid am Rothsee ab - Redner würdigen Einsatz für den Frieden

23.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:24 Uhr
In Reih und Glied: 121 Offiziersanwärter, 91 Zeitsoldaten und 88 freiwillig Wehrdienstleistende marschieren zum Gelöbnis am Heuberger Seezentrum. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Nach dem Dienstantritt zu Monatsbeginn in der 7. und 8. Kompanie der Otto-Lilienthal-Kaserne in Roth haben die 121 Offiziersanwärter, 91 Zeitsoldaten und 88 freiwillig Wehrdienstleistenden am Montag ihr feierliches Gelöbnis beziehungsweise ihren Diensteid am Seezentrum Heuberg abgelegt.

Zum ersten Mal seit fünf Jahren war die Stadt Hilpoltstein der Gastgeber für diese Bundeswehr-Zeremonie. Damals auf dem Festplatz stand das Gelöbnis im Zeichen der Umstrukturierung des Rother Standorts. Bei der jetzigen Feierlichkeit erfreuten sich die Redner dagegen der Tatsache, dass die Bundeswehr aufgestockt hat. Aus einer wurden die besagten zwei Kompanien des Luftwaffenausbildungsbataillons Germersheim. Dessen Kommandeur, Oberstleutnant Martin Hess, bedankte sich für die erneute Gastgeberschaft der Burgstadt. Bis aus Schleswig-Holstein waren die Gäste angereist, um bei der feierlichen Veranstaltung mit Seenland-Flair dabei zu sein.

"Es ist uns wichtig, dass unsere Gelöbnisse nicht hinter Kasernenzäunen stattfinden, sondern als Zeichen der Verbundenheit der Bevölkerung mit ihrer Bundeswehr genau hier, in der Öffentlichkeit", sagte Hess, bevor er sich an die Rekruten selbst wandte. "Sie haben erkannt, dass Frieden kein Geschenkt ist, sondern eine Errungenschaft, die es zu bewahren gilt". So hätten sie sich bewusst für ein "Ja zu einem selbstlosen Dienst im Namen des Deutschen Volkes" entschieden.

Der Dienstantritt und die Treuebekenntnisse der Rekruten sprächen von einem großen Verantwortungsbewusstsein für sich, andere und die Bundesrepublik, sagte Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl. Sein Wunsch sei es es, dass "wir mit Ihrer Hilfe in eine friedliche Zukunft schauen". Nach dem Frankenliedmarsch, intoniert vom Luftwaffenmusikkorps Erfurt, äußerte sich in seiner Gelöbnisrede der Landtagsabgeordnete Volker Bauer zur Rolle der Bundeswehr selbst. Dabei begann er mit der bekannten Redewendung "Nie wieder Krieg!" Doch das sei eben "keine Best-of-Phrase der Linken", sondern "ein Auftrag an uns alle!" Denn "wir können nur dann in relativer Sicherheit leben, wenn wir auch militärisch ernst genommen werden", sagte Bauer. Es sei fatal zu glauben, Kriege wie in der Ukraine, in Syrien oder in Afrika, "gingen uns nichts an." Denn es seien ihre Opfer "die auf Schlauchbooten gen Europa treiben".

Deshalb gelte es neben einer guten Entwicklungszusammenarbeit auch damit zu beginnen, "so etwas wie eine europäische Geostrategie zu entwickeln." Eigene Vorstellungen über nachbarschaftliche Beziehungen müssten klar geäußert werden. Diese gelte es dann auch aktiv mit zu gestalten: im Nahen Osten, in Afrika oder auf dem Balkan. Seine These unterstrich Bauer mit einem Schwenk auf das menschliche Zusammenleben im Kleinen: "Keiner von uns käme auf die Idee seelenruhig zuzusehen, wenn Dritte am Haus unserer Nachbarn Brandsätze anbringen und auch bei uns zu kokeln anfangen."

Lob gab es von Bauer für die deutschen Soldaten für ihr Engagement in Mali und Afghanistan. Solcher Einsatz baue Fluchtgründe ab und verhindere viel menschliches Leid. Auch angesichts der geleisteten Hilfe bei den jüngster Flutkatastrophen könne man gar nicht anders, "als sich zu freuen, dass wir die Bundeswehr haben." Den Rekruten selbst gab er noch ein ernstes Wort mit auf ihren weiteren Weg. Die Geschichte habe gelehrt, dass Soldaten nicht blinde Befehlsempfänger sein dürften, sondern "verantwortungsbewusste Staatsbürger bleiben müssen." Auch wenn mit dem Einrücken in die Kaserne ein Teil der eigenen Rechte abgegeben werde, so sollten die Soldaten zwei Dinge niemals ablegen: "Ihren Verstand und ihr Staatsbürgertum".

Nach den Worten des Landtagsabgeordneten legten die 300 Rekruten dann ihre Treuebekenntnisse ab. Stellvertretend für die verschiedenen Gruppen trat eine sechsköpfige Abordnung zur Truppenfahne vor. "Ich gelobe...", hieß es bei den freiwillig Wehrdienstleistenden, "ich schwöre..." bei den Zeitsoldaten. Für die Rekruten heißt es nun, bis kurz vor Weihnachten ihren Grundwehrdienst abzuleisten. Danach werden sie in verschiedene Einheiten versetzt, die nahezu über das ganze Bundesgebiet verteilt sind. Die Offiziersanwärter wechseln zur Offiziersschule der Luftwaffe nach Fürstenfeldbruck, die bekanntlich im Jahr 2021 an die Otto-Lilienthal-Kaserne nach Roth umziehen soll.