München
Haiger-Enkel auf Landtagsvisite

25 Nachkommen des ehemaligen Kammersteiner Abgeordneten machen sich ins Maximilianeum auf

01.08.2019 | Stand 23.09.2023, 8:02 Uhr
Haiger-Nachfahren im Landtag: Volker Bauer hat 25 Enkel, Cousins und Cousinen, Urenkel und Ururenkel des ehemaligen Kammersteiner Landtagsabgeordneten Heinrich Haiger zu einem Treffen ins bayerische Parlament eingeladen. −Foto: Schmitt

München/Kammerstein (HK) Das hat der Plenarsaal des Bayerischen Landtags im Münchener Maximilianeum gewiss noch nie erlebt: Dass ein aktueller Landtagsabgeordneter vor 25 direkten Nachfahren seines Urgroßvaters gesprochen hat, der auch noch selbst Landtagsabgeordneter gewesen war.

Schließlich ist Volker Bauer (CSU) seit 2013 der zweite Parlamentarier aus Kammerstein. Urgroßvater Heinrich Haiger war als Landwirt und Bürgermeister in Kammerstein von 1919 bis 1933 Mitglied des bayerischen Parlaments. 1946 war er ein Vertreter Mittelfrankens in der verfassungsgebenden Landesversammlung bei Beratung und Beschlussfassung über die Bayerische Verfassung in Bamberg. Bis heute ist Haiger für Volker Bauer ein bedeutendes politisches Vorbild.

Enkel, Cousins und Cousinen, Urenkel und sogar Ururenkel: Volker Bauer war es gelungen, alle noch lebenden Abkömmlinge der fünf Töchter Haigers ausfindig zu machen und teilweise samt Partnern zu einer Fahrt in den Bayerischen Landtag zu motivieren. Einige leben noch in Kammerstein, Barthelmesaurach und Rittersbach, andere im Kreis Nürnberger Land sowie in Solnhofen. Die Jüngsten waren der 19-jährige Sebastian und der 17-jährige Fabian Hertlein aus Vestenbergsgreuth. Ältester Haiger-Abkömmling ist der 84-jährige Kammersteiner Landwirt Heinrich Volkert. Er war zwölf Jahre lang Gemeinderatsmitglied in Kammerstein und ist Ehrenvorsitzender der dortigen CSU.

Die gemeinsame Fahrt ins Münchner Parlament war gewissermaßen eine Reminiszenz an Heinrich Haiger. Haiger ist am 25. Mai 1877 geboren worden. Bereits 1890 starb sein Vater. Von 1907 bis 1937 führte er den Haiger-Hof. 1921 wurde er zum Ökonomierat, 1928 zum Landesökonomierat ernannt. Nach dem Tod des Schwiegersohns Georg Volkert, der 1942 im Zweiten Weltkrieg in Russland sein Leben ließ, trat er wieder in seinen ehemaligen Hof ein. Am 8. August 1953 starb Heinrich Haiger in Kammerstein. Ein Jahr zuvor war ihm das Bundesverdienstkreuz verliehen worden. 1908 ist Heinrich Haiger von den Kammersteinern zum Bürgermeister gewählt worden. Nach der Machtübernahme 1933 setzten ihn die Nationalsozialisten ab, denen er im Landtag offen widersprach. Nach Kriegsende 1945 wurde Haiger von der US-Verwaltung erneut als Bürgermeister eingesetzt und bekleidete das Amt bis 1952. Er war Gründungsmitglied der CSU.

Der jetzige Kammersteiner Bürgermeister Walter Schnell (Freie Wähler) ist ebenfalls ein Nachfahre Haigers und angeheirateter Patenonkel Bauers. Er kann auf eine ähnliche Amtszeit verweisen. Haiger war kein klassischer Parteipolitiker, denn er ist erst nach seiner Wahl in den Landtag der Bayerischen Mittelpartei (BMP) beigetreten. Sie war eine bürgerliche Partei nationaler Prägung in Bayern. Konservative und nationalliberale Parteien des deutschen Kaiserreichs hatten die BMP am 24. November 1918 in Nürnberg gegründet. 1924 wechselte Haiger zur Deutschnationalen Volkspartei (DNVP).

Robert Schmitt