Roth
"Haben wir gar nichts aus der Geschichte gelernt?"

80 Jahre Reichspogromnacht: Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit auf dem Rother Marktplatz

11.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:55 Uhr
Kerzen stellen die Teilnehmer der Lichterkette auf dem Marktplatz Roth auf. Sie gedenken damit der Ausschreitungen gegen jüdische Mitbürger vor 80 Jahren. −Foto: Tschapka

Roth (HK) 80 Jahre ist es her, dass in Deutschland bei der so genannten Reichspogromnacht Schaufenster eingeforfem wurden, Menschen jüdischen Glaubens verprügelt wurden, die Synagogen brannten.

Anlässlich dieses schwarzen Tages in der deutschen Geschichte hat der Kreisverband der Rother SPD wieder zu seiner Lichterkette gegen Fremdenfeindlichkeit auf dem Rother Marktplatz ein geladen - dem Ort, der früher den Namen Adolf Hitlers trug. Rund 130 Menschen jeden Alters beteiligten sich mit Teelichtern, Kerzen und Feuerzeugen an der Demonstration gegen Rassismus, Ausländerhass und Antisemitismus.

Zu Beginn der Veranstaltung wurde aus dem Buch "Damals war es Friedrich" von Hans Peter Richter gelesen, einem Jugendbuch aus dem Jahr 1961, in dem es über einen jüdischen Jungen während der Nazidiktatur geht.

Laut Sven Ehrhardt, dem Kreisvorsitzenden der SPD und Bezirksrat, hätten die Menschen heute angesichts der immer weniger werdenden Zeitzeugen eine noch eine größere Verantwortung, an das Naziunrecht zu erinnern. "Vor allem in Zeiten einer selbsternannten Alternative für Deutschland, die verbale Brandstiftung betreibt", wie Ehrhardt sagte. Landrat Herbert Eckstein ging auf einen heute oft zu hörenden Satz ein: "Das wird man ja wohl noch sagen dürfen." Doch gehe es nicht um Redefreiheit, so Eckstein. Sondern meist um das Schüren von Vorurteilen: "Wir müssen den Mut finden, dem etwas entgegenzusetzen und nicht übereinander, sondern miteinander reden."

Angesichts von zwölf Prozent für die AfD in Roth stellte Bürgermeister Ralph Edelhäußer die Frage, ob wir denn gar nichts aus der Geschichte gelernt hätten. "Roth ist jedoch bunt und bleibt auch bunt, da stehen wir überparteilich zusammen", betonte der Rathauschef. Weitere Grußworte kamen von Frank Richter vom Helferkreis Asyl sowie von Doris Honig vom ökumenischen Friedensgebet, deren Mitglieder sich jeden Freitag um 18 Uhr in der evangelischen Kirche treffen.

Tobias Tschapka