Greding
Gut zwei Jahrzehnte der Veränderung

Neuer Gredinger Bildband wird Zeit von 1950 bis zur Gebietsreform beleuchten - Derzeit im Druck

08.11.2018 | Stand 23.09.2023, 4:54 Uhr
Die Gredl-Bahn dampft Anfang der 1950er-Jahre durch weitgehend unbebaute Flur. Bis auf die Autobahnmeisterei finden sich außerhalb der Stadtmauer nur einzelne Gebäude. −Foto: Sammlung Richter (3), Luff

Greding (HK) Der Aufgabe als Stadtchronist hat sich Karl-Heinz Richter schon vor vier Jahren entledigt. Nach der Arbeit an dem Bildband "Z'ruck g'schaut" hörte er auf, er hatte sehr viel Zeit und Kraft in das Projekt investiert, das einen fotografischen Blick auf die heutige Großgemeinde Greding wirft - in der Zeit von 1900 bis 1950. Richters Kraft und Elan kehrten zurück - und so gibt es schon bald ein zweites Fotobuch.

Mit dem treffenden Titel "Jahre des Wandels" ist das 184 Seiten starke Werk überschrieben, das sich laut "Charly" Richter gerade im Druck befindet, um noch vor dem Weihnachtsfest - und damit als ideales Geschenk - erscheinen zu können. Herausgeber ist die Stadt Greding. Es knüpft an den ersten Band an, beginnt im Jahr 1950. Und umfasst die Epoche bis 1972, also die Zeit bis hin zum Abschluss der Gebietsreform, als Greding zu der Großgemeinde wurde, die es heute ist, mit immerhin 31 amtlich benannten Gemeindeteilen. "In der Zeit hat sich am meisten verändert", sagt Richter, während er am heimischen PC durch weit mehr als 1000 Bilder klickt, aus denen er zuletzt die knapp 360 Fotos ausgewählt hat, die im Bildband erscheinen.

In der Kernstadt selbst lag dies vor allem an den Zugezogenen in der Nachkriegszeit. "Das ist noch alles leer", sagt Richter, während er auf ein Foto Anfang der 50er-Jahre deutet: Kaum mehr als 15 Häuser sind darauf außerhalb der Stadtmauer zu sehen, wo heute die Grund- und Mittelschule von vielen Gebäuden eingerahmt ist, steht auf freiem Feld eine Kapelle. Andere Fotos blicken in den Südwesten der Stadt: kein Industriegebiet, keine Autobahnraststätte. Auch der Blick vom Kalvarienberg herab offenbart, wie klein das Städtchen Greding 1954 noch ist. Eine ähnliche Perspektive aus dem Jahr 1971 zeigt die Kaisinger Siedlung unter dem Galgenberg mit den vielen Häusern an der Heinrich-Herold-Straße.

Während in der Kernstadt vor allem ihr Wachstum ins Auge sticht, werden die Dörfer, die bis 1971/72 zumeist noch eigenständige Gemeinden waren, ab den 50ern quasi runderneuert. Die seinerzeit noch dominierenden Jurahäuser mit relativ flachen Satteldächern und oftmals Fachwerk verschwinden samt und sonders. Die vorherrschende Enge durch die vielen Bauernhöfe wird dadurch aufgelockert, dass einige Höfe an den Ortsrand ziehen.

Richter war es wichtig, nicht nur Stein zu zeigen, sondern auch die Menschen, die seinerzeit hier gelebt haben - es zum Teil auch immer noch tun - und deren Kinder und Enkel, die sich vielleicht selbst auf der einen oder anderen Fotografie erkennen können. Vor allem in den Dörfern ein durchaus schwieriges Unterfangen: "In der Nachkriegszeit hatte man dort ganz andere Interessen, ging von anderen Dingen aus, die fotografiert werden sollten." Sofern überhaupt ein Fotoapparat im Haus war. So setzt er auf die vielen kirchlichen Feste und Priesterweihen dieser Epoche. 18 Mal wurde Primiz gefeiert - und die frommen Menschen schossen von diesen Großereignissen fleißig Fotos. "Ich habe dann solche ausgewählt, auf denen nicht nur der Neupriester zu sehen ist."

Während Richter für den Teil über die Kernstadt auf die Chronik der Stadt und viele Fotos des Lehrers Franz Karmann - sowie natürlich auf seinen eigenen großen Fundus - zurückgreifen konnte, gestaltete sich die Suche nach geeigneten Motiven in den Dörfern relativ schwierig; schwieriger sogar als beim ersten Buch. "Damals hatte der Bürgermeister über die Ortssprecher dazu aufgerufen, Bilder zur Verfügung zu stellen", sagt er. Diesmal lag die Verantwortung vor allem in seinen Händen, wenngleich ihn die Kulturamtschefin Bettina Kempf unterstützt habe, erzählt der umtriebige Rentner. "Das war eine ganz schöne Lauferei zu den Leuten", resümiert Richter. Seien die Bilder dann erst einmal bei Kempf oder ihm abgegeben worden, habe er sich bemüht, sie unverzüglich einzuscannen und die Originale binnen weniger Tage wieder zurückzugeben. Rund 400 Bilder seien am Ende zur Verfügung gestellt worden, oft herbeigeschafft durch den jeweiligen Ortssprecher.

In Greding selbst war es auch einfacher, zu einem Bild den Hintergrund mit kurzem Text zu erhellen, die Chronik - seinerzeit begonnen von Wenzel Sehr und später bis 2014 fortgeführt auch von Karl-Heinz Richter, dem bis dato letzten Chronisten der Stadt - habe hier gute Dienste leisten können. Das erste Volksfest der Stadt mit Bürgermeister Albert Lux und die Grundsteinlegung der Apostelkirche jeweils 1968 sind nun ebenso verewigt wie der Baubeginn des Hallenbads und die letzte Fahrt der Gredl im Jahr 1972. Ein Kreuzungsschild an der Autobahn bei Mettendorf belegt, dass man die Schnellstraße früher wohl überqueren durfte.

Derart schlaglichtartig bietet sich dem Betrachter ein Panoptikum, das seinem Vorgänger in nichts nachsteht. Jetzt fehlt eigentlich nur noch ein Band mit der Zeit von der Gebietsreform bis zur Gegenwart. Doch da winkt Richter - wie schon nach Buch eins - ab: "Ohne mich."

Volker Luff