Hilpoltstein
Grundsatzbeschluss im Stadtrat: Ein 25-Meter-Becken soll her

07.05.2021 | Stand 23.09.2023, 18:26 Uhr
Auf diesem Gelände an der Grundschule soll ein neuer Sportkomplex mit Hallenbad und Trainingshallen des TV Hilpoltstein entstehen. −Foto: Münch, Archiv

Hilpoltstein -Das neue Hallenbad, das die Stadt Hilpoltstein in den kommenden Jahren auf dem Gelände der Grundschule errichten will, soll mit einem 25-Meter-Becken ausgestattet werden. Diesen Grundsatzbeschluss setzten am Donnerstagabend die Fraktionen von CSU und Freien Wählern, die gemeinsam eine Mehrheit im Stadtrat stellen, nach dem gemeinsam eingereichten Antrag mit 13:10 Stimmen durch.

Bürgermeister Markus Mahl (SPD) zeigte sich dabei fassungslos und frustriert über den Vorstoß der beiden Fraktionen. "Das ist zum jetzigen Zeitpunkt so unnötig wie ein Kropf. Ich verstehe es einfach nicht, warum jetzt ein Grundsatzbeschluss getroffen werden soll, noch bevor alle Informationen auf dem Tisch liegen", sagte Mahl und erinnerte an die Zusage der Stadtverwaltung, dass noch im Lauf des ersten Halbjahrs alle konkreten Entscheidungsgrundlagen für das Hallenbadprojekt zur Verfügung stehen würden. Aktuell gebe es dagegen erst grobe Kostenschätzungen mit einer Bandbreite von bis zu zwei Millionen Euro.

Angesichts so großer Unsicherheiten würde er sich selbst keine Entscheidung über ein 25-Meter-Becken oder ein 16-Meter-Becken zutrauen, bevor die genauen Kostenberechnungen bekannt sind, sagte Mahl und kündigte gleich an, dass die Stadtverwaltung trotz des Grundsatzbeschlusses nicht damit aufhören werde, alle Optionen (großes oder kleines Becken/mit oder ohne Gymnastikhallen des TV Hilpoltstein) im Blick zu behalten. Denn es sei ausdrücklich die Aufgabe der Verwaltung, dem Stadtrat Alternativen aufzuzeigen Wie wohl die meisten Hilpoltsteiner würde auch er selbst sich ein 25-Meter-Becken wünschen, sagte Mahl. "Aber es geht eben nicht um die Frage, was wollen will, sondern was können wir uns leisten."

In diese Kerbe schlugen auch Grünen-Fraktionssprecher Christoph Leikam und SPD-Fraktionssprecher Benny Beringer, die den Vorstoß von CSU und FW als "nicht notwendig" beziehungsweise "überflüssig" bezeichnete. Angesichts einer nie dagewesenen Preissteigerung bei Bauprojekten, die beispielsweise eine Umgehungsstraße um Meckenhausen und Sindersdorf schlagartig um den Faktor 2,4 teurer mache, einer plötzlichen Millionenbaustelle an der Stadthalle und einer in Corona-Zeiten unklaren Entwicklung der staatlichen Fördergelder dürfe man jetzt "keine finanziellen Dummheiten machen", wenn man die städtische Finanzen, die angesichts der ersten Kreditaufnahme seit Jahren ohnehin auf der Kippe stünden, nicht langfristig gefährden wolle.

Auch der TV Hilpoltstein, der laut Grundsatzbeschluss fest in die Baupläne für einen Sportkomplex an der Grundschule einbezogen werden soll, sei aktuell an seiner finanziellen Belastungsgrenze, worauf auch schon der Bürgermeister hingewiesen hatte. "Deshalb braucht auch der TV die genauen Kostenberechnungen, um zu entscheiden, ob er sich das Vorhaben leisten kann", sagte Mahl und erinnerte an den Umstand, dass eine Einbeziehung des TV Hilpoltstein - die generell zwar gewünscht ist - aber auch mit höheren Kosten des gesamten Projekts für die Stadt verbunden sei.

In einer aktuellen Pressemitteilung des TV Hilpoltstein erklärte die Vorsitzende TV Hilpoltstein, Elke Stöhr, dass der Verein weiterhin die Absicht verfolgt, "eine Multifunktionshalle zu bauen, die zu den Bedürfnissen des Vereins passen und finanzierbar ist". Sowohl im Turnrat als auch mit dem Bayerischen Landessportverband seien mehrere Varianten und Planungsentwürfe besprochen worden. "Gerne würden wir dieses Vorhaben zusammen mit der Stadt an der Grundschule realisieren", sagt Elke Stöhr. "Wir denken hier an die Vernetzung von Schule und Verein, an den Ausbau unserer Kooperation und die Entstehung eines Sportzentrums, von dem alle Bürger der Stadt profitieren können."

Doch weder die Stadt noch den TV wolle dabei man "mit fliegenden Fahnen in den finanziellen Ruin" stürzen, beteuerte Ulla Dietzel. Gemeinsam wollten aber CSU und Freie Wähler ein Zeichen setzen, dass für sie nur ein 25-Meter-Becken in Frage kommt, das laut CSU-Fraktionssprecher Christoph Raithel auch besser ausgelastet werden könne und so deutlich mehr Menschen zur Verfügung stehe. Generell sei ein Hallenbad mit 16-Meter-Becken für Hilpoltstein als Sport- und Schulstadt und als wachsendes Mittelzentrum nicht ausreichend, erklärte Michael Greiner (FW), der auch die finanziellen Bedenken zu zerstreuen versuchte. Angesichts einer Zwei-Drittel-Förderung von staatlicher Seite sei es nicht so, "dass sich die Stadt dann nichts mehr leisten kann".

Und falls die Pläne doch zu teuer würden, verwies FW-Fraktionssprecher Markus Odorfer süffisant auf eine oft gebrauchte Floskel des Bürgermeister, wonach die Stadt doch jederzeit "die Herrin des Verfahrens" sei und somit jederzeit die Notbremse ziehen könnte. Was aber die Kritik am Vorgehen von CSU und FW nicht verstummen ließ. So trat auch der sonst eher schweigsame Matthias Wittmann (SPD) ans Mikrofon und sagt: "Ich erlebe es hier zum ersten Mal in meinen 13 Jahren im Stadtrat, dass man die Katze im Sack kauft."

HK


Jochen Münch