"Gegen die Wand gefahren"

02.06.2009 | Stand 03.12.2020, 4:55 Uhr

Bernhard Kroczek ist der einzige EU-Kandidat aus dem Landkreis Roth. - Foto: Meyer

Hilpoltstein (rok) Bernhard Kroczek, 55, aus Hilpoltstein ist der einzige EU-Kandidat, der im südlichen Landkreis Roth wohnt, genauer gesagt in Patersholz. Dort lebt der selbstständige Berater, der 25 Jahre bei Siemens gearbeitet hat, schon seit über 30 Jahren mit seiner Frau und seinen drei Kindern.

Trotzdem macht er Wahlkampf. "Wir wurden in Bayern geradezu vom Wähler gedrängt", sagt Kroczek im Gespräch mit dem Hilpoltsteiner Kurier. Das sei Folge der vielen lokalen Erfolge der Freien Wähler. In Hilpoltstein hat man sechs Stadtratssitze erobert, im Landkreis stellt man mehrere Bürgermeister und im Bezirkstag ist man stark vertreten. "Wir wollen die erfolgreiche Kommunalpolitik nach Europa bringen", sagt Kroczek.

Denn Europa sei auch für die FW ein Erfolgsmodell, das die Altparteien allerdings gehörig "gegen die Wand gefahren haben". Damit meint der Hilpoltsteiner die CDU/CSU, die SPD und die FDP. Sie hätten die europäischen Entscheidungen nicht transparent genug gemacht für den Bürger. So würden jährlich fünf Milliarden Euro Agrarsubventionen nach Deutschland gezahlt, aber die Regierung weigere sich, die Empfänger zu nennen. So bekomme zum Beispiel die Lufthansa Agrarsubventionen, weil sie beim Catering Lebensmittel über Landesgrenzen fliege.

Außerdem fordert Kroczek ein Europa der Regionen, keinen Einheitsbrei. "Man kann Baguette und Bauernbrot nicht über einen Kamm scheren", kritisiert er. Da gebe es zu viele Richtlinien. Und wenn sich jetzt einzelne Politiker über diese Richtlinien lustig machen, erinnert Kroczek: "Die Altparteien haben diese Richtlinien gestaltet – ohne Ausnahme."

Und weil man nie die Frösche fragen dürfe, deren Teich man trocken legen wolle, dürfe man jetzt nicht die Altparteien wählen. "Wir haben es auf das Potenzial der unzufriedenen CSU-Wähler abgesehen", gibt Kroczek unumwunden zu. Und dieses Potenzial sei sehr groß, das habe er an Informationsständen selbst erlebt: "Die Bürger glauben einfach der CSU nicht mehr."

Ob das reicht, um deutschlandweit die Fünf-Prozent-Hürde zu überspringen, bleibt abzuwarten. Doch Kroczek vertraut auf Spitzenkandidatin Gabi Pauli. Die Fürtherin sei überall bekannt. Sollte sie ins EU-Parlament einziehen, freut sich Kroczek doppelt. "Denn dann wird Hermann Kratzer in den Landtag gehen." Der Gredinger Kreisvorsitzende der FW ist nämlich erster mittelfränkischer Nachrücker für Gabi Pauli. Doch die will im Falle eines Wahlerfolges beide Mandate in Brüssel und München wahrnehmen – sofern es die Arbeit zeitlich vereinbaren könne, so ein Pauli-Sprecher.