Leerstetten
Experten erklären Schleuse

Sparbecken und Wasserkraftanlage interessieren viele Besucher - 25 Meter Höhenunterschied

13.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:41 Uhr
Das Prinzip der Sparschleuse erklärt Sandra Wünsche vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt den Besuchern der Schleuse Leerstetten, die von Hilpoltstein aus überwacht wird. −Foto: Landratsamt

Leerstetten/Hilpoltstein (HK) Im Rahmen der Klimawoche öffnete die Schleuse Leerstetten ihre Tore für interessierte Bürger.

Außerdem konnte die Wasserkraftanlage an der Schleuse besichtigt werden.

Mit einer Hubhöhe von 24,67 Metern zählt die Schleuse Leerstetten zu den größten Schleusen Europas. Sandra Wünsche von der Wasserstraßen- und Schiffahrtsverwaltung führte die Besucher zunächst über viele Treppen ganz nach oben, um von dort bei bester Aussicht das Prinzip der Schleuse zu erläutern.

Eine Schleuse muss bei jeder Bergschleusung komplett mit Wasser gefüllt und bei jeder Talschleusung wieder entleert werden. Normalerweise wird das benötigte Wasser aus dem höherliegenden Kanalstück, dem sogenannten Oberwasser entnommen und läuft anschließend ins tieferliegende Kanalstück, dem Unterwasser, ab. Da sich der Kanal dabei nach und nach talwärts entleeren würde, müsste das Wasser nach der Talschleusung wieder mit erheblichem Energieaufwand ins Oberwasser zurückgepumpt werden. Um hier Energie einzusparen wurde die Schleuse Leerstetten als Sparschleuse gebaut. Die gigantische Schleusenkammer mit 200 Metern Länge und 12 Metern Breite wird bei einer Bergschleusung zunächst von den seitlichen drei Sparbecken zu 60 Prozent im freien Ablauf ohne Pumpaufwand gefüllt, das restliche Wasser wird aus dem Oberwasser zugeführt. Bei der Talschleusung werden zunächst wieder die Sparbecken befüllt, bevor das restliche Wasser ins Unterwasser abfließt. An der Schleuse Leerstetten werden im Schnitt rund 20 Schleusungen am Tag durchgeführt. "Ein Binnenschiff kann dabei von der Transportmenge her circa 100 Lkw ersetzen", erklärte Sandra Wünsche. Die Schleuse wird dabei rund um die Uhr aus der Leitzentrale in Hilpoltstein ferngesteuert.

Wie eng hier die Platzverhältnisse in der Schleuse sind, konnten die Besucher mit eigenen Augen sehen. Ein einfahrendes Fahrgastschiff ließ seitlich zur Schleusenwand nur wenige Zentimeter Platz. Die Reling und die Liegestühle an Deck mussten eingeklappt werden, um die zulässige Höhe nicht zu überschreiten. Wegen der großen Nachfrage wurden zusätzlich zu der geplanten Führung zwei weitere Führungen angeboten, die ebenso schnell komplett ausgebucht waren.

Parallel zur Schleusenführung öffnete Johann Harrer vom Wasserwirtschaftsamt Amberg die Türen zur Wasserkraftanlage an der Schleuse Leerstetten und erläuterte das Prinzip der Anlage. Über den Main-Donau-Kanal wird zum Ausgleich von der wasserreichen Region um die Donau in die wasserarme Region in Franken Wasser geleitet. "Unsere Pflicht ist dabei die Wasserüberleitung. Als Kür nutzen wir dieses Überleitungswasser nun seit Herbst 2013 zur Energiegewinnung", sagte Harrer. Die Turbine mit einer Leistung von knapp 1200 Kilowatt erzeugt dabei im Jahr eine Strommenge, die rein rechnerisch den Bedarf von über 700 Einfamilienhäusern deckt.

Die Möglichkeit, mehr über die Wasserkraftanlage zu erfahren, nahmen viele der Besucher im Anschluss an die Schleusenführung wahr. Auch viele Radfahrer und Spaziergänger am Main-Donau-Kanal nutzten spontan das Angebot des Wasserwirtschaftsamtes.