Hilpoltstein
Erstaunliche Schätze in unscheinbaren Gotteshäusern

Exkursion bietet seltene Einblicke in die Dorfkirchen von Hofstetten, Zell, Mörlach, Minettenheim und Heuberg

16.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:40 Uhr
30 kunstgeschichtlich interessierte Bürger aus dem ganzen Landkreis haben an der Exkursion zu Hilpoltsteiner Dorfkirchen teilgenommen. Unser Foto zeigt die Teilnehmer vor der Dorfkapelle von Minettenheim. Oben der Blick in die Hofstettener Kirche. −Foto: Unterburger, Wikipedia

Hilpoltstein (HK) Im Rahmen des vom Landkreis ausgerufenen heimatkundlichen Jahresthemas "Vom Arbeiter bis zum Zimmerer - Berufsvielfalt im Landkreis Roth" haben 30 Teilnehmer am Sonntag fünf Dorfkirchen im Hilpoltsteiner Gemeindebereich erkundet, die meist verschlossen sind.

Hilpoltsteins Gästeführer Stefan Ehrenfried und Kreisheimatpflegerin Eva Schultheiß machten die Besucher mit der Baugeschichte und der Inneneinrichtung der Kirchen von Hofstetten, Zell, Mörlach, Minettenheim und Heuberg vertraut. Die Teilnehmer der Exkursion waren erstaunt, welche Schätze in den oft unscheinbaren Kirchen verborgen sind.

Erste Station war die Kirche "Maria Verkündigung" in Hofstetten bei Hilpoltstein. Stefan Ehrenfried wies darauf hin, dass Hofstetten eine besondere Beziehung zum Kloster Walders-bach hatte. Die Kirche ist ein gotischer Bau, der später barockisiert wurde. In der Zeit der Gotik waren alle Wände mit Fresken bemalt, die bis 1989 mit weißer Farbe übertüncht waren. Dann wurde ein Bild aus diesem Freskenzyklus freigelegt, das man heute wieder bewundern kann. Aus Kostengründen hat man bislang auf weitere Freilegungen verzichtet. Der dreiteilige Altar der Hofstettener Kirche entstand in der Zeit um 1650, die barocke Kanzel um 1680. Herausragend ist eine spätgotische Madonna aus der Zeit um 1460 bis 1470.

Danach fuhren die Teilnehmer nach Zell und besichtigten die Filialkirche St. Walburga. "Der Name Zell deutet auf eine Klosterzelle aus dem 9. Jahrhundert hin, die vermutlich dort stand, wo sich der heutige Friedhof befindet", berichtete Stefan Ehrenfried. "Die ersten Eigentümer der Hofmark Zell waren die Herren von Heideck, die sich so verschuldeten, dass sie Zell an Hans Jahrsdorfer als Lehen vergaben." Seinen schwer beschädigten und nur noch in Fragmenten erhaltenen Grabstein konnten die Besucher hinter dem Hochaltar der Zeller Kirche entdecken.

Bereits im 15. Jahrhundert stand in Zell eine Kirche, diese wurde jedoch wegen Baufälligkeit abgerissen. An ihre Stelle baute man die heutige große Kirche St. Walburga, die 1923 eingeweiht wurde. Eva Schultheiß berichtete, dass die letzte Renovierung in den Jahren 2005/06 das Aussehen der Kirche innen stark verändert habe.

Anschließend ging es weiter zur kleinen Dorfkirche St. Hippolyt in Mörlach. "Das Geschlecht der Hilpolte von Stein hat seinen Namen vom heiligen Hippolyt", erklärte Ehrenfried. Mesner Karl Brandl gab den Besuchern viele Informationen über die Geschichte der Kirche und des Mörlacher Schlosses. 1775 erbaute Christoph Adam Carl Imhof das jetzige Schloss. Der Hochaltar in der Mörlacher Kirche ist eine Barockschöpfung um 1710 bis 1720. Das Altarbild stellt St. Hippolyt dar.

Weiter ging es zur Dorfkirche von Minettenheim. Diese Marienkirche birgt eine Fülle von erstaunlich alten Holzfiguren. So stehen auf dem Altärchen ein Stephanus vom Ende des 15. Jahrhunderts und eine Statue der heiligen Barbara aus der Zeit um 1500. Auch barocke Reliefs wie St. Georg, der den Drachen tötet, und eine barocke Sebastian-Figur sowie ein Holzkruzifix aus der Mitte des 15. Jahrhunderts kann man in dieser kleinen Kapelle bewundern.

Letzte Station war die Kirche St. Walburga in Heuberg. Von der früheren Kirche, die Bischof Gundekar von Eichstätt (1057 bis 1075) weihte, ist nichts erhalten. 1792 wurde die neue Kirche eingeweiht. Beim Umbau wurden Teile des alten Mauerwerks wiederverwendet.
Der Hochaltar dieser Kirche stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts, ebenso die Seitenaltäre. Die Kanzel wurde nach der Mitte des 17. Jahrhunderts angefertigt. Auch der Taufstein stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.

Robert Unterburger