Thalmässing
Eine Entführung in Thalmässing

Im Rahmen des Kinder- und Jugendfilmfestivals drehen sieben junge Filmemacher einen Krimi

05.04.2018 | Stand 23.09.2023, 2:49 Uhr
Klappe zu und Action: Lea wird von Theo und Dominik (von links) entführt, um Bild und Ton kümmern sich Tom, Sean, Konstantin und David. Das Ergebnis des Drehs wird im Juni in Roth zu sehen sein. −Foto: Steimle

Thalmässing (HK) Zwei gruselige Entführer, eine Lösegeldforderung und eine Quizshow - das Drehbuch, das sich sieben Kinder in Thalmässing überlegt haben, liest sich wie ein wahrer Krimi. Das Ferienprojekt findet im Rahmen des Bayerischen Kinder- und Jugendfilmfestivals statt.

"Die Tonangel muss höher, die ist im Bild", sagt David nach einem kurzen Blick in die Kamera. Währenddessen setzen die beiden "Gangster" Dominik und Theo ihre verdunkelten Sonnenbrillen auf und schleichen sich von neuem an ihr "Entführungsopfer" Lea heran, die nichtsahnend auf einer Bank sitzt. Sean und Tom nehmen die Tonangel aus dem Bild, Konstantin zieht sich die Kopfhörer über. Erst seit Dienstag sind die neun- bis elfjährigen Filmemacher am Werk, aber gewisse Arbeitsabläufe haben sich schon eingeschliffen. Eigentlich ist diese Szene schon im Kasten, sie ist auf dem Spielplatz in der Münchener Straße gedreht worden. Generell solle aber nicht so viel über den Kurzfilm verraten werden, da sind sich die Kinder einig.

Ein bisschen etwas lassen sie sich dann doch entlocken: "Ich wollte, dass es ein wenig gruselig wird", sagt Dominik über die Idee, jemanden entführen zu lassen. Eine Lösegeldforderung soll von Leas Vater erfüllt werden, doch dem fehlt dafür das Geld, 600000 Euro hat schließlich niemand so einfach auf der hohen Kante. Gelöst werden soll das Problem durch eine Quizshow. Die Idee dazu hatte Theo, der im Film nicht nur den Ganoven spielt, sondern - indem er die schwarze Kappe gegen einen schillernd blauen Hut eintauscht - auch den Quizmaster.

David steht dagegen lieber hinter der Kamera als davor. "Die Technik finde ich interessant", sagt er, sein Vater sei 3D-Zeichner, daher komme das wohl. Wenn Konstantin und Tom ihm nicht zur Seite stehen, dann sind sie vor der Kamera als Polizisten unterwegs. Lea kommt als Entführungsopfer eine Rolle zu, die sehr emotional gespielt werden muss, wie auch Sean, der den besorgten Vater darstellt.

"Das Schöne an einem Videoprojekt ist, dass es allen gerecht wird, vom introvertierten Teilnehmer hinter der Kamera bis zu den Rampensäuen", sagt Klas Thurn vom Medienzentrum Parabol in Nürnberg. Dennoch darf jeder alles probieren, "wir wechseln durch, den Bedingungen entsprechend", erklärt Thurn. Am Dienstag habe man gemeinsam das Drehbuch entwickelt, vieles werde den Kindern aber erst im Verlauf des Drehs klar. "Sie müssen einen Sachverhalt in Bildern denken", ein sehr abstrakter Vorgang.

Gar nicht so einfach ist auch, was man in der Praxis alles berücksichtigen muss. Nicht mit dem Rücken zur Kamera stehen, den Text behalten und diesen dann möglichst überzeugend spielen - "das sind viele Sachen, die da passieren", sagt Thurn. Nach zwei bis drei Trockenübungen geht es los, dann gibt es meist mehrere Wiederholungen, weil ein Texthänger oder ein Lacher dazwischenfunkt. Eingreifen muss der Medienpädagoge aber nicht, das regeln die Kinder meist selbst. "Nach dem siebten Mal werden sie dann untereinander sauer und sagen sich gegenseitig, dass es nervt." Unterstützung bei der Betreuung der Kinder bekommt Thurn durch den angehenden Erzieher Simon Renner, der für den Kreisjugendring Roth, der ebenfalls am Projekt beteiligt ist, als Honorarkraft arbeitet.

Was die Kulissen und Drehorte angeht, müssen die jungen Filmemacher improvisieren. "Da gibt eben ein Freizeitheim wenig her", sagt Thurn mit Blick auf "die Loge", die als Hauptquartier dient. "Auch wenn man im Film mit vielen Manipulationsmöglichkeiten arbeiten kann, müssen die Kulissen stimmen." Dennoch - einen dunklen Raum, in dem das Entführungsopfer gefangen gehalten wird, hat man gefunden, erklärt Dominik, andere Szenen werden draußen gedreht. "Die Polizei muss sich noch am Tatort umsehen", beschreibt der Neunjährige die nächste Szene. Wo die Quizshow, die heute ebenfalls noch auf dem Drehplan steht, gefilmt wird, wird allerdings nicht verraten.

Wer wissen will, wie die Geschichte ausgeht, der sollte sich die Premiere am Freitag, 22. Juni, in der Kulturfabrik in Roth nicht entgehen lassen. "Dort findet das Bayerische Kinder- und Jugendfilmfestival vom 21. bis zum 24. Juni statt", erklärt Birgit Lang vom Kreisjugendring. Es ist eine Veranstaltung des JFF - Institut für Medienpädagogik und des Bayerischen Jugendring (BJR).

Präsentiert werden die besten Filme von Kindern und Jugendlichen der regionalen Bezirksfestivals. Das diesjährige Festival wird in Zusammenarbeit mit dem Bezirksjugendring Mittelfranken sowie dem Kreisjugendring Roth veranstaltet. Der Markt Thalmässing - unter der Federführung der Jugendbeauftragten Eva Dorner - hat sich angemeldet, um den Kindern das Projekt in den Ferien zu ermöglichen. Doch nicht nur in Thalmässing, sondern auch in Stockheim waren Kinder mit der Kamera unterwegs. Der Film "Promiküche - die Verwechslung" ist am 21. Juni zu sehen.
 

Tina Steimle