Hilpoltstein
"Du hast Hilpoltstein wachgeküsst"

Altbürgermeister Bernd Beringer mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet

19.10.2018 | Stand 02.12.2020, 15:25 Uhr
Lange hat er überlegt, ob er die Ehrung überhaupt annimmt. Jetzt ist Hilpoltsteins Altbürgermeister Bernd Beringer (2.v.l.) für seine Verdienste um die Stadt und den Hilpoltsteiner Tischtennissport mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet worden. −Foto: Leykamm

Hilpoltstein (HK) Sein Einsatz für den Tischtennissport in Hilpoltstein währt nun schon über vier Jahrzehnte. In der Kommunalpolitik war Bernd Beringer stolze 30 Jahre aktiv. Jetzt hat der 72-Jährige für sein Engagement das Bundesverdienstkreuz am Bande erhalten. Bei der Laudatio hob Landrat Herbert Eckstein sowohl die streitbare Kämpfernatur des Hilpoltsteiner Altbürgermeisters als auch seinen Idealismus hervor.

Die Burgstadt begann den gebürtigen Mannheimer im Jahr 1972 kennen zu lernen. Von da an wuchs die Zahl der "Mitstreiter" stetig an. Wobei Bernd Beringer diesem Wort eine neue Bedeutung gegeben habe, wie Eckstein in seinen Worten andeutete. Denn wohl alle, die am Donnerstag im Haus des Gastes versammelt waren, hätten mit Beringer "schon mal einen Strauß ausgefochten", sagte der Landrat. "Man kann mit ihm trefflich streiten - aber das lohnt sich auch." Der persönliche Respekt voreinander habe dabei allerdings nie gelitten.

Im Jahr 1975 trat Beringer dem TV Hilpoltstein bei - der Rest ist eigentlich schon Geschichte. Über ein Vierteljahrhundert hinweg leitete Beringer die Tischtennisabteilung und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass die erste Herrenmannschaft seit vielen Jahren in der 2. Bundesliga spielt. Mit großer Leidenschaft habe er das Ansehen seines Sports gefördert, sagte Eckstein über den tischtennisbegeisterten Exbürgermeister, der selbst noch zum Schläger greift. Mittlerweile in der achten Mannschaft des TV.

Auch im Bayerischen Tischtennisverband startete Beringer durch. Vier Jahre lang war er dessen Vizepräsident und trug die Verantwortung für die Austragung von hochklassigen Wettkämpfen wie etwa der bayerischem Meisterschaft. Bis vor kurzem war Beringer auch Sprecher der Vereine aus der 2. und 3. Bundesliga. In dieser Rolle übte er immer wieder Kritik, etwa am aktuellen Format der 1. Bundesliga . Und an den aus seiner Sicht nicht nachvollziehbaren Aufstiegsregelungen, die selbst einem achtplatzierten Verein am Saisonende den Sprung nach oben ermöglichte - was Beringer selbst an seinem Ehrungsabend anprangerte. Nun sei er dieses Amt los und habe seine "Quittung bekommen". Dennoch ist Beringer im Deutschen Tischtennis-Bund noch als Mitglied im Ausschuss Leistungssport tätig.

Laudator Eckstein rief auch die Benefizgala für die frühere Tischtennis-Abteilungsleiterin Maria Rölz-Engel im Jahr 2007 in Erinnerung. Damals gelang es Beringer, Prominente wie den deutschen Ausnahmespieler Timo Boll und den Moderator Gerd Rubenbauer zu gewinnen.

Kommunalpolitisch sei das Engagement des neuen Verdienstkreuzträgers kaum weniger hoch zu bewerten. "Du hast Hilpoltstein wachgeküsst", so lautete das Lob Ecksteins. Im Kreistag sei Beringer keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen, habe seinen Idealismus bis heute nicht aufgegeben, sei aber jedem hilfsbereit und ehrlich gegenübergetreten - auch wenn er in der Sache mit ihm gestritten habe.

"Wenn Bernd mit seinem Lasso unterwegs war, konnte man sich ihm nur schwer entziehen", umschrieb Ecksteins die Hartnäckigkeit und Überzeugungskraft des Geehrten. Im Kreistag (1996 bis 2014) habe er sich als Querdenker erwiesen. Als Bürgermeister (1992 bis 1997) und als Stadtratsmitglied (1984 bis 2002) war er unter anderem maßgeblich an der Sanierung des Freibads und der Umgestaltung der Rathäuser beteiligt. Bernd Beringer habe Hilpoltstein "vielfältigst geprägt", so das Resümee der Laudatio.

Der Geehrte dürfe deshalb "als leuchtendes Beispiel insbesondere für die kommenden Generationen gelten", sagte Bürgermeister Markus Mahl. Von vielem, was Beringer angestoßen habe, profitiere die Stadt noch heute. Mahl überreichte anschließend einen Blumenstrauß an Beringers Ehefrau Traudl. Sie habe ihn in all den Jahren "geführt, geleitet und losgelassen", sagte Mahl.

Beringer selbst, der lange gezögert hatte, die Ehrung überhaupt entgegenzunehmen, verwies darauf, dass es wichtig sei, Visionen als Gemeinschaftswerk umzusetzen. Wie etwa die Umfunktionierung des Kreuzwirtskellers zu einer Kulturstätte. Aktuell sei es nun wichtig, die Initiierung "eines Bürger- und Kultursaals in Hilpoltstein voranzubringen, auch wenn sich die Stadt noch etwas ziert".

Er selbst, so Beringer, habe ja eigentlich mal Opernsänger werden wollen. Nun aber könne er seiner Sangesleidenschaft beim Hilpoltsteiner Vokalensemble Voice Connexion frönen. Als Triebkraft seines Lebens nannte Bernd Beringer schließlich: "Ich habe immer versucht, aufrecht zu gehen."