Hilpoltstein
"Die Zahlen sind nicht gesunken"

17.04.2019 | Stand 02.12.2020, 14:10 Uhr
Das ehemalige Offizierskasino in der Otto-Lilienthal-Kaserne dient als Speisesaal in der Außenstelle der Zentralen Erstaufnahmeeinrichtung in Roth. −Foto: Münch

Hilpoltstein (mmr) Aktuell leben rund 1130 Asylbewerber im Landkreis Roth.

Das sind fast so viele wie Ende 2015, als die Flüchtlingwelle ihren Höhepunkt erreicht hatte. Der damalige Höchststand waren 1252 Asylbewerber im Landkreis Roth. "Die Zahlen sind damit eigentlich nicht gesunken", erklärt Ottilie Tubel-Wesemeyer, Leiterin des Sozialamts am Landratsamt Roth. "Es kommen aber immer weniger Menschen an. "

 Nur zum Vergleich: Zur Jahreswende 2015/2016 kamen jede Woche im Schnitt 68 Flüchtlinge in den Landkreis Roth. Aktuell gibt es nur drei Neuankömmlinge im Monat. Aber diejenigen, die ihren Weg nach Roth gefunden haben, sind eben immer noch da.

 Und für sie hat sich die Situation geändert. Ging es in den Anfangsmonaten darum, sich überhaupt zurechtzufinden, den richtigen Arzt zu finden, soziale Kontakte zu knüpfen und die Sprache zu lernen, geht es jetzt um andere Prioritäten. "Am dringendsten brauchen sie Wohnungen und Jobs", weiß Ottilie Tubel-Wesemeyer.

 Etwa die Hälfte der Asylsuchenden ist mittlerweile anerkannt, sie leben zum Teil aber immer noch in Gemeinschaftsunterkünften. Davon gelten laut Landratsamt etwa 130 Personen als so genannte Fehlbeleger. Sie sollen aber auch nicht einfach aus den Unterkünften geworfen werden, zumal berufstätige anerkannte Asylbewerber ohnehin Gebühren für ihre Unterkünfte bezahlen müssen - "und das nicht zu knapp", so Tubel-Wesemeyer. "Sie leben also nicht umsonst dort. "

 Einige anerkannte Asylbewerber hätten auch direkt Verträge mit den Vermietern abgeschlossen. Manchmal seien es Privatwohnungen oder auch nur ein Zimmer in der Gaststätte, in der sie bisher auch untergebracht waren. Angemessenen Wohnraum auf dem freien Markt zu finden, das sei schwierig für Asylbewerber, so Ottilie Tubel-Wesemeyer. So wie in Hilpoltstein. Das liege aber nicht nur an deren Herkunft, "sondern vor allem am erhitzten Wohnungsmarkt. Wir bräuchten mehr Möglichkeiten für alle".

 Einen großen Leerstand bei den Gebäuden, die der Freistaat für die Asylbewerber angemietet habe, gebe es nicht, erklärt Tubel-Wesemeyer. "Überall dort, wo die Verträge auslaufen, werden die Gebäude aufgegeben. " Vor allem die teueren Gebäude seien nach und nach aufgegeben worden. Einen kleinen Puffer an freiem Wohnraum habe man allerdings noch.

 Entspannt hat sich die Situation in der Rother Bundeswehrkaserne. Dort war ein Teil der leer stehenden Gebäude genutzt worden, um eine Dependance der Erstaufnahmeeinrichtung Zirndorf zu schaffen. Damals waren fast 1000 Flüchtlinge in der Kaserne Roth untergebracht, es waren so viele, dass sie sogar in Containern in einer aufblasbaren Halle schlafen mussten. Aktuell liegt dort die Zahl der Asylbewerber bei 177 Menschen.