Rednitzhembach
Der "Soundchecker" auf Sendung

Radiomacher aus Rednitzhembach versorgt Berliner Publikum mit Neuheiten aus der süddeutschen Musikszene

11.01.2019 | Stand 23.09.2023, 5:37 Uhr
Sendungsbewusstsein hat Marc Paelloth. In seinem Studio in Rednitzhembach produziert er alle zwei Wochen eine Radiosendung. −Foto: Schmitt

Rednitzhembach/Berlin (HK) Das nennt man Sendungsbewusstsein: Ein Radiomacher aus Rednitzhembach bringt den Hauptstädtern die süddeutsche Musikszene näher. Marc Paelloth sendet aus seinem Studio im Dachboden des Reihenhauses.

"Hier ist der Soundchecker. Die akustische Pflege für Euere Lauscher. Der Soundchecker, die Sendung mit den besten Ohrenschmeichlern." So dringt es jeden zweiten Montag ab 20 Uhr aus den Lautsprechern, wenn die Hörer in Berlin "Radio Alex" auf UKW 91.0 empfangen. Eine Stunde lang werden dann "Newcomer, Neuheiten und Ausgefallenes" aus der Musikszene präsentiert. Doch nicht jener in Berlin, sondern der aus Süddeutschland.

Der "Soundchecker" heißt mit bürgerlichem Namen Marc Paelloth, ist Hobby-Radiomacher aus Rednitzhembach. Er ist Programmdirektor, Autor, Produzent und Moderator in einem. Das Hauptanliegen des 47-jährigen Radio-Enthusiasten ist es, den Berliner Hörern Bands aus Süddeutschland näher zu bringen. Seit gut acht Jahren geht er in der 3,8-Millionen-Stadt "On Air", wie es in seinem Studio unterm Dach des Reihenhauses an der Odenwaldstr. 8 blinkt, wenn die Mikrofone offen sind.

Seit frühester Jugend haben ihn Musik und Radio fasziniert. Lange Jahre hat er in den 1980er-Jahren in den Discos Mittelfrankens aufgelegt. "Dabei habe ich meinen Musikgeschmack und ein Gefühl für Qualität entwickelt", sagt Paelloth. Mit dem Aufkommen der ersten privaten Radiosender ab 1986 war für ihn klar: "Das will ich sehen", was einfacher war, als man sich das vorstellt. "Totales Interesse" habe ihn getrieben. Mit einem Kumpel ist er mir nichts dir nichts zu Radio Gong oder Radio Charivari marschiert und hat ohne Scheu gefragt. Niemand hatte etwas dagegen. Häufig saß er dann also für ein bis zwei Stunden mitten in einem Studio, um zu beobachten, wie Live-Radio gemacht wird. Dabei hat er sogar einen der heutigen Antenne-Bayern-Kultmoderatoren erlebt. Stefan Leikermoser hat damals bei Radio Gong gearbeitet.

Paelloth ist bis heute vom Moderationsstil der Privatsender-Pionierzeit fasziniert. "Spontan, direkt und musikorientiert", präsentiert er seine Playlist, die er akribisch zusammenstellt. Denn live ist er nicht zu hören bei "Alex". Er zeichnet seine Sendung im Dach-Studio mit eigenem Mischpult und mehreren Rechnern samt Software auf und legt die entsprechende Datei einfach auf den Server der Berliner ab. Von dort wird sie dann ins Programm eingespeist. Zeitgleich läuft sie auch im Internet. Über die Homepage des Senders oder per Link auf Paelloths Facebook-Seite ist sie abrufbar.

Und sie klingt ähnlich professionell wie die Musiksendungen auf Bayern3. Dort moderiert auch Paelloths Vorbild. Matthias Matuschik alias "Matuschke" war 2011 für den Deutschen Radiopreis in der Kategorie "Bester Moderator" nominiert. Das eigene Intro und professionelle Jingles machen den "Soundchecker" zu einer unverwechselbaren Radiostunde.

Das Soundchecker-Studio verfügt über zwei Plätze. Paelloth selbst steht meist vor dem Original-Mischpult, das er 2007 für 300 Euro gekauft hat. Gegenüber kann man hinter einem zweiten Schwenkarm mit Mikrofon Platz nehmen. "Dort sitzt manchmal mein Gesprächspartner", erklärt er. Häufig sendet Marc Paelloth nämlich Interviews mit Bands, Sängern und Musikern. Dafür reist er auch schon mal nach Österreich zu den "Schürzenjägern". Dann erfahren seine Hörer, dass die Band aus dem Zillertal nicht nur Volksmusik macht, sondern sich auch im Genre Rock tummelt. Eine Musikrichtung, die auch Paelloth favorisiert, die jedoch nicht die Hauptrolle spielen soll. "Ich bediene keine Richtung, sondern habe eine Nische besetzt", sagt er. "Für Hörer, die was neues hören wollen." Die Mittelfranken von Feedler's Green, Doc Knotz aus Schwabach oder Bayerischer Rap der Gruppe Dicht & Ergreifend gehören dazu. Gerne stellt er Bands vor, die in Mundart singen. Regelmäßig sucht er auch bei den Rother Bluestagen nach Interviewpartnern. Laut Marktforschung sind es stets etwa 10000 Berliner, die seine Sendung verfolgen.

Begonnen hat Paelloth mit seinem eigenen Radio bereits im Jahr 2000. Damals hat er über Internet in der Sendung "After Eight" Songs aus den 1970er und 1980er-Jahren gespielt. Ab 2002 hat er sich "Soundchecker" genannt. Ein Name, der auch für Paelloths Programm passt. "Ich suche neue Musik und prüfe sie auf ihre Qualität", sagt er. Seit 2011 über UKW. "Das war immer mein Traum." Mittlerweile hat er sich in der Szene einen echten Namen gemacht. Er hat nicht nur tragfähige Verbindungen zu den Künstlern entwickelt, die jederzeit gerne für seine Sendung ansprechbar sind. Auch Plattenlabels und Promotionmanager sind auf ihn aufmerksam geworden und vertrauen ihm. Die Verlage schicken ihm neue CDs zu oder informieren ihn per Mail. "Mindestens zehn pro Tag mit neuen Songs", die er sich aufs Smartphone zieht und bei der Fahrt zur Arbeit nach Fürth in der S-Bahn hört. "Gutes stelle ich dann in meiner Sendung vor."

Die Liste prominenter Musiker, die bei ihm zu Gast waren, ist lang. Heinz Rudolf Kunze, Prinzen-Sänger Sebastian Krumbiegel und Neil Taylor, der Gitarrist von Robby Williams, sind wohl die bekanntesten. La-Brass-Banda-Leadsänger Stefan Dettl, Supertalent-Sieger Michael Hirte mit der Mundharmonika, der Bembers und Bassist Berny Batke als Chef von "Smokestick Lightnin'" waren ebenfalls darunter. Wolfgang Ambros hat Marc Paelloth in Roth getroffen, Schmidbauer und Kälberer in Abensberg. Mit Deutsche-Welle-Ikone Nena konnte er in Fürth sprechen.

Wer Paelloth mit seiner neuen Sendung erleben will, der kann dies schon am kommenden Montag übers Internet tun. Ab 20 Uhr heißt es am 14. Januar dann wieder: "Hier ist der Soundchecker."

Robert Schmitt