Hilpoltstein
Der Milchviehhalter des Jahres

Michael Kneißl aus Rengersricht erhält für die Gründung und Entwicklung seiner Hofmolkerei den "Ceres-Award"

12.10.2017 | Stand 02.12.2020, 17:22 Uhr
Stolz auf seine Arbeit ist Michael Kneißl aus Rengersricht. Der 30-Jährige hat nicht einfach so den Hof seines Vaters übernommen, sondern eine eigene Direktvermarktung aufgebaut. Mit seiner Hofmolkerei wurde er jetzt zum Milchviehhalter des Jahres gekürt. −Foto: Ledényi

Hilpoltstein/Rengersricht (HK) Michael Kneißl aus Rengersricht (Markt Pyrbaum) ist der Milchviehhalter des Jahres. Der 30-Jährige erhielt am Mittwochabend den "Ceres-Award", der als wichtigster Preis für Landwirte im gesamten deutschen Sprachraum gilt.

 Seinen Anfang nahm der Erfolg des jungen Direktvermarkters auch in drei Supermärkten in Hilpoltstein, Allersberg und Freystadt.

 

 

"Statt mehr Menge macht er mehr aus der Milch."

Würdigung der Fachjury

 

So mancher Edeka-Kunde erinnert sich bestimmt noch daran, dass eines Tages eine überdimensionale Milchtüte vor der Eingangstür zum Supermarkt stand. Eine schwarz-weiß gefleckte Kuh blickte einem da entgegen, mit treuen Augen und einer großen Gänseblume im Maul. "Aus der Region - ohne Gentechnik - direkt vom Bauern": Mit diesem Motto warb die riesige Tüte für die neuen Milchprodukte aus dem Landkreis Neumarkt.

Ziemlich genau zwei Jahre ist das nun her, dass die Hofmolkerei Kneißl aus Rengersricht in den ersten Supermärkten der Region Einzug hielt. "Hilpoltstein, Allersberg und Freystadt - das waren damals mit die ersten größeren Märkte, die wir nach den ersten Bäckern und Dorfläden beliefert haben", sagt der Landwirt, der jetzt in ganz Deutschland bekannt geworden ist. Denn Michael Kneißl steht seit Mittwochabend als Milchviehhalter des Jahres fest. Diesen Titel verlieh ihm der Deutsche Landwirtschaftsverlag bei einer Gala in Berlin.

"Statt mehr Menge macht er mehr aus der Milch", heißt es in der Würdigung der Fachjury für die Leistung von Michael Kneißl. "Damit hat er den Weg der alternativen Milchvermarktung erfolgreich umgesetzt." Kneißl steht quasi als Paradebeispiel dafür, wie ein von niedrigen Milchpreisen geplagter Bauer auf eigene Faust einen erfolgreichen Weg in die Zukunft finden kann.

Seitdem es klar ist, dass er den elterlichen Hof in Rengersricht übernimmt, verfolgt Kneißl konsequent sein Ziel der eigenen Molkerei. Schon als ihm der Hof noch gar nicht überschrieben war, überredete er seine Eltern zum Bau eines neuen Stalls für 76 Kühe. 2013 war das, und schon damals richtete der junge Landwirt im ersten Stock, direkt über dem Milchtank, auf 120 Quadratmetern die Molkereiräume mit Hygieneschleuse ein. Am 1. Juni 2015, kurz bevor Michael Kneißl dann endgültig den Hof übernahm, startete die Molkerei ihren Betrieb. Weit über eine Million Euro investierte die Familie Kneißl in dieses Projekt. Allein 600 000 Euro kostete der neue Stall und fast noch mal so viel wurde für die Molkerei fällig. "Für den Anfang haben wir aber viele Gebrauchtmaschinen gekauft", sagt Michael Kneißl. "Sonst hätten allein die Abfüllanlagen über eine Million gekostet."

Damit sich die Investitionen so schnell wie möglich bezahlt machen, setzt die Rengersrichter Hofmolkerei auf eine Doppelstrategie. Ein Teil der Milch, die von den 76 Kühen kommt, bleibt zur Weiterverarbeitung im heimischen Betrieb. Den restlichen Teil verkauft Michael Kneißl an die Großmolkerei Zott - wie es schon Kneißls Vater über viele Jahre hinweg getan hat. Ein flexibler Vertrag erlaubt dem Rengersrichter Betrieb, so viel Milch wie möglich für die eigene Direktvermarktung zu nutzen, die am Ende einen deutlich höheren Ertrag einbringt. Zugleich hat die Hofmolkerei die Gewissheit, dass sie für die überschüssige Milch einen festen Abnehmer hat, der einen Teil der Kosten deckt.

Mit dem zunehmenden Erfolg von Michael Kneißls Idee sinkt die Bedeutung der Großmolkerei, von der die Rengersrichter Familie über viele Jahre hinweg lebte. So ist es in den vergangenen Monaten auch schon mal vorgekommen, dass die Kneißls den Milchfahrer abbestellten, weil sie ihre gesamte Milch für die eigene Molkerei benötigten. 5000 Liter Milch und 6000 Becher Joghurt kommen derzeit pro Woche aus der Hofmolkerei. Angefangen hat Michael Kneißl im ersten Jahr mit rund 2000 Litern Milch pro Woche. "Das war ungefähr ein Drittel unserer Produktion. Inzwischen sind wir übers Jahr gesehen schon bei zwei Dritteln." Wobei es starke Schwankungen gibt, wie Kneißl einräumt. Vor allem während den Schulferien geht der Umsatz kurzzeitig stark zurück. Da ist der Betrieb dann froh, mit der Großmolkerei einen festen Abnehmer zu haben.

"Das wollen wir auch so beibehalten", sagt Michael Kneißl, auch wenn er mit seiner Hofmolkerei weiter wachsen will. In knapp 40 Supermärkten in der Region sind die Milchprodukte aus Rengersricht inzwischen zu haben, neuerdings auch bei Kaufland in Roth. Mit dem Titel als Milchviehhalter des Jahres hofft der 30-Jährige darauf, dass weitere Supermärkte die frische Vollmilch mit mindestens 3,8 Prozent Fett, die fettarme Milch mit 1,6 Prozent Fett sowie den Naturjoghurt und den Joghurt in drei Fruchtvarianten in ihr Sortiment aufnehmen. "Das Geld für unsere Investitionen muss ja auch wieder reinkommen", sagt Kneißl.

Mit den 1000 Euro Preisgeld, die es für den Ceres-Award gibt, kommt er zwar noch lange nicht ans Ziel. Doch die Aussichten sind vielversprechend, dass Kneißls Plan auch künftig aufgeht. "Die Sachen verkaufen sich gut, und es gab noch nie Probleme mit den Produkten", sagt etwa Klaus Steinbauer, der Edeka-Marktleiter in Hilpoltstein. Die Milchtüten mit der schwarz-weiß gefleckten Kuh sind in der Regel schneller weg als die der Konkurrenz.