Der Kapitän kämpft um sein Leben: Krebskranker Fabian Harrer aus Mindorf erhält große Unterstützung

24.08.2021 | Stand 29.08.2021, 3:33 Uhr
Fabian Harrer aus Mindorf kämpft gegen den Krebs aus zwei guten Gründen: Ehefrau Michaela und Töchterchen Magdalena. −Foto: Leykamm

Mindorf -"Es war, als hätte einer mir das Leben weggezogen." An den Augenblick, als er von seiner Diagnose erfuhr, kann sich Fabian Harrer noch sehr gut erinnern. Sie lautete "Bauchspeicheldrüsenkrebs" und hat das Leben des gerade einmal 28-jährigen Familienvaters aus Mindorf (Stadt Hilpoltstein) völlig auf den Kopf gestellt.

Doch gemeinsam mit der Familie und vielen Unterstützern nahm er den Kampf auf. Die Unterstützung, die der leidenschaftliche Fußballer und Mannschaftskapitän der DJK Weinsfeld aus der ganzen Region und insbesondere von den Sportvereinen der weiten Umgebung erhält, ist überwältigend.

Das Drama nimmt im März 2020 seinen Anfang. Der Holzmechaniker klagt über Rückenschmerzen, die einfach nicht verschwinden wollen. Sie geben Rätsel auf, bis im Herbst des letzten Jahres ein Osteopath der Ursache auf die Spur kommt. Der Hausarzt schickt den Fabian Harrer ins Neumarkter Krankenhaus, wo im November schließlich die schreckliche Krankheit diagnostiziert wird. Harrer ist froh, dass er diese furchtbaren Stunden nicht alleine durchstehen muss und von seiner Familie getragen wird.

Nach der bitteren Nachricht beginnt das gemeinsame Aufbäumen gegen die Krankheit. Das niederschmetternde Ergebnis lautet: Die herkömmlichen, schulmedizinischen Therapien schlagen nicht an. Harrers Zustand verschlechtert sich stattdessen. Mutter Claudia recherchiert auf allen Kanälen und schickt so auch eine E-Mail an Arno Thaller, Arzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren in Markt Berolzheim im benachbarten Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen. Dieser empfiehlt eine Biotherapie mit onkolytischen Viren. Die Familie willigt ein.

Biotherapie: Blutwerte werden besser

Doch das heißt Strapazen auf sich zu nehmen. Alle vier Wochen gilt es nun nach Düsseldorf zu fahren, wo jene Viren in einer Behandlung unter Kurzzeitnarkose direkt in den Tumor und die Metastasen gespritzt werden - flankiert durch computertomographische Aufnahmen. Nach einer halben Stunde ist diese Prozedur vorbei. Doch dann stellt sich immer für eineinhalb Wochen Fieber ein, was aber gut ist: Es bedeutet, dass die Tumorzellen bekämpft werden. "Fabian ist dann teilweise gar nicht mehr ansprechbar", sagt seine Ehefrau Michaela.

Seit Beginn dieser Therapiemethode im Mai "werden die Blutwerte immer besser, ebenso wie die körperliche Verfassung", schildert Wolfgang Harrer, der Bruder des Erkrankten die Entwicklung. Es gebe große Fortschritte. Doch die haben ihren Preis. "Das alles ist sehr kräftezehrend", erklärt Fabian. Jedesmal nach der Behandlungszeit gilt es mühsam über Wochen, wieder Muskeln aufzubauen - die dann nach der halbstündigen Therapie wieder rapide verschwinden. "Aber ich bin ein sehr lebensfroher Mensch und werde das durchstehen", sagt Fabian Harrer und erklärt: "Für meinen Kampf habe ich gleich zwei sehr gute Gründe." Lächelnd blickt er zur Gattin und zur gemeinsamen Tochter Magdalena. Sie ist gerade einmal zehn Monate alt. Die Diagnose hat die Familie kurz nach der Geburt des Töchterchens geschockt. Neue Hoffnung gab es mit dem Beginn der Biotherapie. Doch sie hat einen großen Nachteil: monatliche Kosten in Höhe von über 10.000 Euro. Von der Krankenkasse fließen dafür keine Gelder. "Das lässt sich allein über die Familie auf Dauer nicht stemmen", sagt Bruder Wolfgang.

Deswegen richtete Familie Harrer zunächst ein eigenes Spendenkonto ein, auf das schnell erste Gelder flossen. Zum Beispiel von der DJK Weinsfeld, bei der Fabian Harrer die zweite Fußballmannschaft als Kapitän betreut. Mutter Claudia wandte sich dann an die Stadt Hilpoltstein - deren Bürgermeister Markus Mahl an den Hilfsverein "Roter Schwan" in Roth verwies. Das war der Auftakt einer "reibungslosen Zusammenarbeit", sagt Fabian und nickt anerkennend in Richtung des Vereinsvorsitzenden Jürgen Titkemeyer und seines Mitstreiters Gerhard Born.

Fußballvereine spenden Eintrittgelder

Fabians Arbeitskollege bei der Gredinger Firma Burgbad, Christian Herzog, brachte als Fußballer des TV Hilpoltstein den Ball noch mehr ins Rollen und machte die Sportvereine auf das Schicksal des Mindorfers aufmerksam. Inzwischen sind es an die 20 Vereine, die über zwei Wochen die Erlöse ihrer Eintrittsgelder an Fabian spenden. Eine Woche lang läuft die Aktion noch. Auch Benefiz-Derbys der Weinsfelder gegen Eysölden oder Meckenhausen sind schon angedacht. Sehr groß ist auch die Spendenbereitschaft von Freunden, Bekannten, Privatleuten oder Firmen. "Dafür sind wir sehr dankbar", sagt Michaela Harrer. "Jede noch so kleine Spende ist wichtig", betont ihr Schwager Wolfgang. Er selbst hat sich wie alle anderen Familienmitglieder vom unbändigen Lebenswillen seines Bruders anstecken lassen: "Fabian hat uns nach dem Schock wieder ins Leben zurückgeholt." Der Erkrankte selbst ist ebenso dankbar. Vor allem über die große Unterstützung durch seine "Traumfrau", wie er sagt. Sie ist auch nachts da, um ihren Mann künstlich über einen Port zu ernähren. Standesamtlich haben die beiden ein Jahr vor Therapiebeginn geheiratet. Die kirchliche Hochzeit wollen sie noch nachholen. "Das ist eines der Ziele, die wir uns gesetzt haben."

Von allen Seiten gibt es jetzt Ermunterung. Auf den Spenden, die beim Verein "Roter Schwan" eingehen, heißt es beim Verwendungszweck oft "Kopf hoch!", "Halte durch!", "Viel Kraft!" oder "Gottes Segen!", berichtet Gerhard Born. Letzteres fällt bei Fabian Harrer, der vor seiner Erkrankung regelmäßiger Kirchgänger war, auf fruchtbaren Boden: "Der Glaube gibt mir Kraft", sagt er. Auch Kaplan Korbinian Müller schaut des Öfteren vorbei.

Fabian sei schon immer sehr selbstlos gewesen, lobt Bruder Wolfgang. Auf den Krebs angesprochen, habe er gesagt: "Lieber trifft es mich als meine Tochter." Die familiäre Gemeinschaft ist ihm wichtig - und sie trägt ihn. Auch Vater Hermann unterstützt, wo er nur kann. "Da kennen wir leider auch andere Beispiele", bedauern Titkemeyer und Born. Unterstützung gibt es auch von Arbeitgebern der Familienmitglieder. Fabians Firma hält den Arbeitsplatz für ihn frei. "Jeder will helfen", sagt Wolfgang Harrer gerührt. Und Fabian Harrer meint: "Es braucht sich keiner hinter einer solchen Diagnose verstecken."

Spendenaktion

Wer die Therapie von Fabian Harrer aus Mindorf unterstützen möchte, kann an den "Freundeskreis Roter Schwan" spenden. Das Konto wird bei der Sparkasse Mittelfranken Süd geführt, IBAN DE34764500000221079122. Bitte im Verwendungszweck "Fabian Harrer" angeben - zusätzlich die eigene Adresse, falls eine Spendenquittung erwünscht ist. Der Verein macht darauf aufmerksam, dass bei Spenden unter 200 Euro das Finanzamt auch den Überweisungsbeleg anerkennt.

HK