Nürnberg
Der Club hebt ab

Unterwegs mit dem FCN: Nürnbergs Profifußballer nehmen zu wichtigen Spielen gerne mal den Flieger

17.12.2018 | Stand 23.09.2023, 5:25 Uhr

Nürnberg (HK) Wenn der Club in der Fremde antreten muss, wie zum Beispiel am gestrigen Montag zum wichtigen Auswärtsspiel bei der Borussia in Mönchengladbach, nimmt die Bundesliga-Mannschaft häufig den Flieger vom Albrecht-Dürer-Airport in Nürnberg. Dabei geht es erstaunlich locker zu. Trainer Michael Köllner und das Team um Kapitän Hanno Behrens geben sich vor dem Start der Maschine gelassen. Von Starallüren ist nichts zu spüren.

Der Ablauf ist einstudiert. Mit Kleinbussen rauschen die Profikicker des 1. FC Nürnberg vom Vereinsgelände am Valznerweiher zum Nürnberger Flughafen. Die Fahrt ist kurz. Nur ein paar Ampeln bringen die Kolonne kurz ins Stocken. Nach einer guten Viertelstunde springt die Mannschaft in den weinroten Trainingsanzügen direkt vor dem Flughafen aus den Fahrzeugen.

Trainer Michael Köllner bringt die Sicherheitskontrolle zuerst hinter sich. Auch im Terminal beim Bistro-Café ist der Coach der Schnellste. "Heute nehmen wir den Flieger. Aber manchmal ist auch der Bus oder der Zug schneller. Je nach Entfernung und Flugzeiten", erklärt der Trainer und schnappt sich den Latte macchiato, den ihm die Bedienung mit dem Anflug eines bewundernden Lächelns freundlich über die Theke reicht.

An diesem Montag geht es mit einer Chartermaschine direkt nach Gladbach. "Es ist das vierte Mal in dieser Saison, dass wir fliegen. Ansonsten halten sich Bus und Zug etwa die Waage", erklärt Club-Sprecher Daniell Westgate. Davor hat der Club den Linienflieger der Airline Eurowings von Nürnberg nach Düsseldorf zum Auswärtsspiel bei Schalke 04 genommen.

An die Ostsee zum Auswärtsspiel in der zweiten Runde im DFB-Pokal gegen Hansa Rostock ist der Club ebenfalls mit einer kleinen Chartermaschine geflogen. Zum Bundesliga-Auftakt bei Hertha BSC ist die Mannschaft nach Berlin gejettet. "Wir schauen natürlich auch auf die Kosten", sagt Köllner und rührt mit einem extralangen Löffel in seinem Milchkaffee. Das sei wie daheim, wenn es mit der Familie in den Urlaub geht.

Apropos Familie: Wie auf Kommando kommen die ersten Spieler in diesem Augenblick um die Ecke. Zielsicher steuert Hanno Behrens auf das Café neben den Duty-free-Shops zu. Der Kapitän hat Ondrej Petrak, den 26-jährigen Mittelfeldstrategen aus Tschechien, und Federico Palacios, den aufstrebenden Stürmer der Mannschaft, im Schlepptau. Die Spieler entscheiden sich für Brezeln, Kaffee und Orangensaft und hocken sich gemeinsam an einen Tisch.

"Wir genießen hier noch ein bisschen Zeit für uns", erzählt Kapitän Hanno Behrens und streckt unter dem Bistro-Tisch die langen Beine aus. "Wir nehmen die Spiele sehr ernst. Aber vor dem Abflug ist das Team ganz entspannt und die Atmosphäre ist ziemlich locker", sagt Behrens und beißt in seine Brezel.

Für die Mannschaft gebe es klare Regeln bei einer Reise zum Spiel. "Das Outfit muss passen. Jeder muss sich vernünftig verhalten. Wir repräsentieren schließlich den Verein", erzählt Behrens. Jeder Spieler vertreibe sich die Zeit auf seine Weise. Manche spielen Karten. Andere reden über den Gegner. "Wir sind praktisch auf Dienstreise", sagt Behrens und lacht über falsche Vorstellungen der Fußballfans über das Reiseverhalten moderner Bundesliga-Kicker. Nach der Landung warte keine Stretchlimousine mit getönten Scheiben auf die Spieler. "Wir fliegen auch ganz normal und keine Business-Class."

Von den vielen Reisen zu den vielen Spielorten hat die Mannschaft aus touristischer Perspektive wenig. "Man sieht von den Städten kaum etwas. Wir müssen uns nur auf das Spiel vorbereiten" sagt Club-Kapitän Hanno Behrens, während sich im Hintergrund ein junger Mann mit Mütze vorsichtig den drei am Tisch sitzenden Profikickern nähert. "Servus! Ich bin der André. Könnte ich vielleicht ein Autogramm bekommen und ein Selfie mit euch machen?", fragt der freundliche Club-Fan und die Profis nicken unisono mit dem Kopf. "Das ein oder andere Foto schießen wir gerne mit den Fans", sagt Behrens.

Das bevorstehende Spiel blendet die Mannschaft noch aus. Die nächste Besprechung zur taktischen Marschrichtung für die anstehende Aufgabe findet erst nach der Landung im Mannschaftshotel statt, sagt Trainer Michael Köllner. Einzelgespräche mit den Spielern führe er im Flieger nicht. Nur auf medizinische Strumpfhosen achtet der Trainer. "Die muss jeder tragen. Ansonsten kann sich jeder entspannen und Musik hören oder ein Buch lesen. Mir geht es darum, schnell zum Spiel zu kommen", sagt Köllner und schaut auf die Uhr. Dann wird langsam zum Abmarsch geblasen.

Ohne Murren macht sich die Mannschaft auf zum Boarding-Schalter. Dort freut sich schon Manuela auf die Mannschaft. Mit Torwart Fabian Bredlow knipst die Flughafenmitarbeiterin ein Erinnerungsfoto. "Mein Mann ist ein großer Club-Fan", verrät Manuela und ruft winkend der Mannschaft zum Abschied gute Wünsche hinterher: "Ein gutes Spiel. Und einen guten Flug!" Mal sehen, was besser wird.

Nikolas Pelke