Roth
"Das sollte uns Inklusion wert sein"

Knappe Mehrheit im Rother Bauausschuss für einen fast barrierefreien Ausbau der Eckersmühlener Kinderbetreuungseinrichtung

07.11.2018 | Stand 02.12.2020, 15:18 Uhr
Lieber "nahezu barrierefrei" als "eingeschränkt barrierefrei": Diese Empfehlung gibt der Rother Bauausschuss zum Umbau des alten Rathauses in Eckersmühlen in eine Kinderbetreuungseinrichtung ab. Die endgültige Entscheidung fällt der Stadtrat in seiner nächsten Sitzung. −Foto: Tschapka

Roth (rsc) Mit der knappen Mehrheit von sechs zu fünf Stimmen hat sich der Rother Bauausschuss am Dienstag dafür ausgesprochen, mehr Geld für die Großtagespflege im ehemaligen Eckersmühlener Rathaus auszugeben, als Bürgermeister Ralph Edelhäußer und seine Bauverwaltung vorgeschlagen hatten.

Von 770 000 Euro, von denen in der vom Bürgermeister favorisierten Planung die Rede ist, steigen die Ausgaben nun auf 830000 Euro. Dafür wird die künftige Kinderbetreuungseinrichtung aber "nahezu barrierefrei" sein. Die Variante der Stadtverwaltung war lediglich als "eingeschränkt barrierefrei" bezeichnet worden. Die endgültige Entscheidung wird nun bei der nächsten Sitzung des gesamten Stadtrats getroffen.

Erreicht wird dieser Unterschied vor allem durch einen Aufzug im Gebäude. Insbesondere die Stadtratsmitglieder der SPD hatten sich in der Diskussion des Bauausschusses dafür stark gemacht. "Das sollte uns Inklusion wert sein", erklärte Gerhard Grau. Fraktionssprecher Andreas Buckreus argumentierte mit der langfristigen Nutzung des Gebäudes. "In 30 Jahren werden wir das Haus nicht mehr für die Kinderbetreuung brauchen, dann könnte es durchaus ein Senioren-Treffpunkt werden. Deshalb muss es barrierefrei sein", forderte der SPD-Fraktionsvorsitzende.

Die CSU-Mitglieder im Ausschuss stimmten ebenfalls für den teuereren Umbau und damit gegen den Bürgermeister. Für Stefan Hofmann vom städtischen Hochbau eine unangenehme Situation. Abgesehen vom Kostenunterschied konnte er nämlich keine klare Empfehlung geben. "Ich muss hier rumeiern", gab er zu. Denn seiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen beiden Varianten marginal. "Das ist ein altes Gebäude und da stimmen die Maße eben nicht", erklärte er die Unsicherheiten für beide Planungen. Letztlich sei das Ergebnis in beiden Fällen sicher ganz ähnlich. "Jede Variante ist kompromissbehaftet", erklärte Hofmann. Der Preisunterschied resultiere ausschließlich daraus, dass im preiswerteren Fall ein Hub-Lift außen angebracht werde. Ferner müssten die Fassade renoviert, die gesamte Haustechnik-Installation erneuert und Wände neu eingezogen werden, so Hofmann. Neue Fenster und eine moderne Heizung seien ebenfalls erforderlich, sagte der Hochbauexperte.

Ein besonders entschiedener Gegner einer solchen Generalsanierung war Falko Fabianek (Freie Wähler). Er wollte gar keine neue Nutzung im ehemaligen Eckersmühlener Rathaus sehen. "Gegenwärtig kann man jedes Gebäude für gutes Geld verkaufen", argumentierte er. "Das sollten wir mit dem ehemaligen Amtsgebäude tun und dann anderswo durch Anbau oder Neubau eine vernünftige Lösung schaffen", so Fabianek, der insbesondere die hohen Kosten im Vergleich zum Nutzen kritisierte. "Über 800 000 Euro für zehn Kinder, das steht in keinem Verhältnis", fand Fabianek.

Andreas Buckreus erinnerte dagegen an die Bedeutung des Gebäudes "in der Mitte von Eckersmühlen" und seine historischen Hintergründe. "Außerdem ist der Grundsatzbeschluss dazu schon lange gefasst worden", so der SPD-Fraktionsvorsitzende.