Nürnberg
Das Ende der Knallerei

Stadtratsmitglied Marc Schüller will Nürnberg vom Feuerwerk befreien

29.04.2021 | Stand 23.09.2023, 18:17 Uhr
Feuerwerk ist zwar schön anzusehen, hat aber leider auch einige unangenehme Nebenwirkungen. −Foto: Niklas, Stadt Nürnberg

Nürnberg - Von Verboten redet Marc Schüller nicht. Das 57-jährige Stadtratsmitglied der Grünen aus Nürnberg träumt dagegen von einem gesellschaftlichen Wandel, der aus freien Stücken und voller Überzeugung zu einem baldigen Ende der Silvester-Knallerei in der Frankenmetropole führen soll.

"Ich will nicht alles verbieten. Ich will bewahren und Nürnberg vor Müll, Feinstaub und Verletzten schützen", bringt Schüller die Motivation für seinen politischen Vorstoß auf den Punkt. Der sei freilich nicht neu, räumt Schüller ein und verweist auf vergangene Bemühungen der Öko-Partei, dem traditionellen Feuerwerk zum Jahreswechsel aus ideologischen Gründen den Garaus zu machen.

Den neuerlichen Anlauf zur Abschaffung von Böllern, Krachern und Raketen begründet der 57-jährige Vize-Fraktionschef der Grünen im Nürnberger Stadtrat mit ganz neuen Zahlen. Bei Feuerwehr (17 statt 51) und Rettungsdiensten (87 statt 144) habe es laut Stadt im Vergleich zum Vorjahr an Silvester "wesentlich weniger Einsätze" gegeben. Der Rückgang bei den Einsätzen des Rettungsdienstes sei allerdings hauptsächlich auf die ausgefallenen Partys zurückzuführen.

Die Corona-Pandemie hat dazu geführt, dass Nürnberg nach rund 50 Jahren zum ersten Mal kein Feuerwerk zum Jahreswechsel im ganz großen Stil in den Nachthimmel schießen konnte. Im Dezember hatte die Stadt "das Mitführen und Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen" rund um Silvester im gesamten Stadtgebiet verboten. Auch in privaten Vorgärten und Hinterhöfen galt ein rigoroses Böller-Verbot mit Verweis auf die hohen Corona-Infektionszahlen.

Zur Begründung ist auf die große Verletzungsgefahr durch Böller und Raketen und die bereits wegen Corona stark überlasteten Krankenhäuser verwiesen worden. Durch das Feuerwerk müssten womöglich zusätzliche Patienten medizinisch versorgt werden, hat seinerzeit die Stadt argumentiert. Mit großer Mehrheit hatte der Stadtrat das Verbot im vergangenen Winter verabschiedet.

Marc Schüller hatte nun von der Verwaltung wissen wollen, welche Auswirkungen das Nein zum Feuerwerk in der Praxis gehabt hat. "Die Zahlen sind extrem eindrucksvoll", sagt der Grüne und verweist auf weniger Abfall, weniger Feuerwehr- und Rettungseinsätze sowie viel sauberere Luft. Aus den Zahlen will Schüller kein grundsätzliches Verbot ableiten. "Ich fände es schon gut, wenn wir zum Beispiel die gesamte Altstadt bei den nächsten Silvester böllerfrei bekommen könnten", sagt Schüller und spricht von dem langfristigen Versuch, die seiner Meinung nach in den letzten Jahrzehnten immer hemmungslosere Knallerei wieder auf ein Normalmaß zurückzustutzen.

"Wir brauchen in der Zukunft für das Feuerwerk zum Jahreswechsel eine vernünftige Lösung und eine Rückkehr zu einem verträglichen Niveau", fordert Schüller und erinnert daran, dass Nürnberg bereits in den vergangenen Jahren durch Böller-Verbote rund um die Kaiserburg einigermaßen erfolgreich versucht habe, den Böller-Wahnsinn mit all seinen negativen Begleiterscheinungen in den Griff zu bekommen.

Besonders freut sich Schüller, dass die Verwaltung offensichtlich ebenfalls die Zeichen der Zeit gehört habe und sich langfristig für einen Wandel einsetzen wolle. Wörtlich heißt es im Sachbericht aus dem Ordnungsamt hierzu, dass Nürnberg "aufgrund der festgestellten positiven Auswirkungen zu Silvester 2020" künftig "entsprechende Initiativen" zum Verbot von Feuerwerken unterstützen wolle.

HK

Nikolas Pelke