Greding
Trotz "Parkplatzfetischismus" kommt Plan durch

Bauausschuss stimmt nach Bedenkzeit mit knapper Mehrheit für die Regelung der Stellflächen an der Fürstentor-Apotheke

15.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:58 Uhr
Eine Blaupause für den entstehenden, jedoch umstrittenen Stellplatz ist diese Anlieferung für die Fürstentor-Apotheke. Neben einem Parkplatz vor dem Haus entstehen fünf weitere entlang der Kindinger Straße linksseitig hin zum Fürstentor. Der Gehweg wird dafür ein wenig zum Haus hin versetzt, jedoch wird er an der engsten Stelle lediglich 79 Zentimeter breit sein. −Foto: Luff

Greding (HK) Recht viel geschehen ist von der Bauausschusssitzung in Greding Ende Januar bis zum Treffen dieses Gremiums am Donnerstag eigentlich nicht. Genauer: gar nichts. Dennoch hat der Plan, wie der Platz vor der neuen Fürstentor-Apotheke gestaltet werden soll, jetzt die Hürde genommen: Der Ausschuss erteilte mehrheitlich sein Plazet.

Im Januar war die Planung des Bauingenieurs Andreas Lippert noch durchgefallen; knapp ging es seinerzeit zu: Je vier Ausschussmitglieder hatten pro und kontra gestimmt, damit war sie abgelehnt. Recht viel deutlicher ging es diesmal auch nicht zu, allerdings war das Gremium mit neun Mitgliedern diesmal vollzählig. Mit dem Ergebnis, dass zwar noch immer vier dagegen stimmten, diesmal aber fünf Ausschussmitglieder für den Plan votierten. Von den Gegnern besann sich einzig Mathias Herrler (SPD) eines anderen und stimmte diesmal für die Planung - dafür war die CSU diesmal in ganzer Stärke vertreten.

Den Christsozialen gefällt es nach wie vor - zumindest seit der Bauausschusssitzung zuvor - nicht, dass in der gesamten Altstadt Fußgängern Vorrang eingeräumt wird, am Ostausgang jedoch, am Fürstentor, auf einmal Autos die Hauptrolle übernehmen dürfen. Allerdings nimmt die CSU damit eine gegensätzliche Position zu dem ein, was sie noch Mitte Dezember in der Stadtratssitzung vertreten hat: Damals sprach sie sich dafür aus, auf einen Gehweg entlang der Apotheke gänzlich zu verzichten, um hier Parkplätze zu schaffen. Die Mehrheit im Rat wollte jedoch Gehweg plus Parkplätze realisieren.

Hintergrund des Ganzen ist, dass rund um das neue Gebäude - in dem neben der Apotheke auch eine Arztpraxis und eine Hebamme einziehen sowie Wohnungen untergebracht sind - genügend Stellplätze für Autos zur Verfügung stehen müssen. 17 an der Zahl. Doch wo und wie diese in der beengten Altstadt unterzubringen sind, daran scheiden sich auch jetzt noch die Geister.

Von "Ratlosigkeit" sprach Bürgermeister Manfred Preischl (FW). "Neue Ideen haben wir nicht", stellte er klar; von denjenigen, die den bisherigen Plan ablehnten, erwarte er "Hinweise, was anders gemacht werden soll". Nach einer Diskussion im Stadtrat hatte Andreas Lippert schon einmal einen neuen Plan erstellt, doch fiel dieser zweite dann im Bauausschuss durch. Lippert brauche nun ein Instrument an die Hand so Preischl - "und uns geht's genauso", sprach er für die Stadtverwaltung. Die 17 Plätze rund um das Haus müsse man irgendwie schaffen - wobei man aus Sicht der Verwaltung zumindest auf einen Stellplatz verzichten könne, dieser solle dann eben abgelöst werden. Sprich: Die Apotheke bezahlt für einen Parkplatz eine Gebühr an die Stadt. Bleiben immer noch 16.

Zehn Stellplätze - einer mehr als ursprünglich vorgesehen - werden Preischl zufolge im Hof des neuen Hauses entstehen, weitere fünf sind an der Kindinger Straße vor dem Fürstentor geplant. Sie befinden sich dann zum Teil auf öffentlichem Grund, zum Teil auf Privatgrund - sind jedoch für alle Autofahrer zu nutzen, nicht nur für Patienten oder Kunden der Apotheke. Zudem werde der neue Gehweg auf Privatgrund verlaufen. Diese Regelung des gegenseitigen Ausgleichs habe man mit der Apothekerin Susanne Schneider (FDP), die als Mitglied des Stadtrats nicht dem Bauausschuss angehört, getroffen, so Preischl. Der letzte Stellplatz solle längs gerichtet neben den Sebastibrunnen kommen.

Und genau der ist den Ausschussmitgliedern der CSU nach wie vor ein Dorn im Auge. Den Platzcharakter "sollten wir nicht verunstalten", sagte Oswald Brigl. Der laut eigener Aussage nicht wusste, "dass wir über 17 Plätze reden". Auch seinem Parteifreund Michael Beringer "war die Stellplatzthematik so nicht klar, ich habe den Plan nie gesehen". Er stelle jetzt aber fest, dass die Planung geprägt sei "vom Ziel, ums Verrecken Parkplätze zu schaffen".

Das sah Mathias Herrler (SPD) ähnlich: "Ein bisschen Parkplatzfetischismus wird hier schon betrieben", sagte er. Schließlich müsse nicht jeder Parkplatz vor einer Apotheke maximal 20 Meter entfernt sein. Aber er habe sich selbst umgesehen: "Dieser eine Längsparkplatz ist nicht störend für den Platzcharakter", sagte Herrler. Weshalb er nun anders stimmte als beim letzten Mal.

Die Ausschussmitglieder von Freien Wählern und FDP sahen die Sache ohnehin ganz anders. Für sie sei dieser eine Platz direkt vor der Tür "sehr wichtig", sagte Maria Deinhard (FW). Selbst mit einer zweiten Stellfläche sähe sie den Platzcharakter gewahrt, bekräftigte sie.

FDP-Mann Gert Sorgatz wurde angesichts des Gegenwindes, der seiner Parteifreundin entgegen wehte, grundsätzlicher. 2014 sei der Bauantrag eingereicht worden. "Damals war der gesamte Stadtrat begeistert, dass ein Schandfleck beseitigt werden soll." Später habe der Stadtrat dann der Apothekerin die gewünschte Lichtwerbung nicht genehmigt, jetzt würden ihr wieder Schwierigkeiten bereitet. "Wir sollten nicht immer nur mäkeln, sondern positiver an die Sache gehen!", appellierte er. Und schlug gleichzeitig einen möglichen Kompromiss vor: Der Parkplatz vor dem Haus und neben dem Brunnen könne als Kurzzeitparkplatz ausgewiesen werden. 10 oder 15 Minuten sollten ausreichen, um ein Medikament aus der Apotheke zu holen.

Ob es so kommt, steht noch nicht fest, einen Beschluss hierüber traf das Gremium nicht. Bei der CSU zog diese Argumentation ohnehin nicht. Allerdings sprach sich der Ausschuss am Ende mehrheitlich noch dafür aus, die Stellfläche durch eine andere Pflasterung als den Platz vor der Apotheke zu kennzeichnen. Würde sie lediglich mit Nägeln optisch abgegrenzt, käme vielleicht der eine oder andere Autofahrer leichter auf die Idee, seinen Wagen neben ein dort bereits geparktes Auto zu stellen, so die Argumentation.

Volker Luff