Roth
Rundgänge und psychedelische Erfahrungen

Rother Kirchweih punktet mit großem Festzelt und neuer Achterbahn

12.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:22 Uhr
  −Foto: Fotos: Tschapka

Roth (HK) Rechtzeitig zur Rother Kirchweih hatte der Wettergott ein Einsehen und ließ die Temperaturen auf ein erträgliches Maß sinken. Apropos Maß: Das Bier schmeckte in dem neuen Festzelt gleich doppelt so gut wie früher in der Stadthalle, die nach ihrem Abriss niemand mehr ernsthaft vermisste.

Auf der Bühne gab es flotte Musik von Formationen wie Klostergold, Bassd schO oder Gipfelgaudi zu hören, aber auch Traditionalisten wurden bei der musikalischen Darbietung des Musikvereins Röttenbach oder den Rothsees nicht enttäuscht. Beim Rahmenprogramm wurde ebenfalls auf Altbewährtes nicht verzichtet, wie etwa die Kleintierschau im Lohgarten oder die Fotoausstellung des Schwabacher Fotoclubs im Stadtgarten (siehe unten).

Neu waren jedenfalls die rund zweistündigen Rundgänge am Samstag und Sonntag über den Festplatz mit einer Führerin, die sowohl mit der Geschichte der Kirchweih vertraut ist, als auch über die dort zu findenden Schausteller bestens Bescheid weiß. Die Rother Gästeführerin Gabriele Strauß kennt sie alle, denn sie führt Interessierte auch durch das Nürnberger Volksfest, wo ebenfalls viele der regelmäßig nach Roth kommenden Fahrgeschäfte, Los- und Essensbuden Station machen.

Diese Premiere des Rother Tourismusbüros ließ sich natürlich auch Bürgermeister Ralph Edelhäußer nicht entgehen und begrüßte am Treffpunkt am Rande des Festplatzes ein gutes Dutzend Neugierige, die sich für die Führung angemeldet hatten. Zum ersten Mal wurde laut Strauß die Rother Kirchweih im Jahr 1531 urkundlich erwähnt, aber auch davor wurde schon einmal im Jahr kräftig gefeiert.

Wenngleich "Gelage" dieser Art in Roth und anderswo bei Vertretern der Geistlichkeit nicht immer gerne gesehen wurden. Martin Luther habe gar gefordert, diese Belustigung aus "Saufen und Speien" abzuschaffen. "Aber der weltlichen Obrigkeit lag viel daran, der Bevölkerung angesichts ihres harten Alltags dieses Vergnügen zu lassen", ließ Strauß wissen.

Und ein bisschen ist es ja auch heute noch so. Welcher Ort eignet sich besser, um dem Alltag zu entfliehen als eine Kirchweih mit all ihren Ablenkungen, Verlockungen und Leckereien. Vor allem Letzteres gab es beim Rundgang reichlich. Zum Beispiel in "Ströbel's Eisbar", wo nicht nur jeder Teilnehmer ein Softeis geschenkt bekam, sondern der Chef Georg Bernhard auch allerhand Wissenswertes über das Leben eines Schaustellers berichtete. Auch bei der "Rollenden Metzgerei", dem "Knusperhaus" und an anderen Essensbuden bekam die gesamte Gruppe ein paar Leckereien spendiert, außerdem gab es beim Autoskooter Freifahrten und im Schützenhaus Hubertus einen Gutschein für drei Freischüsse. Gabriele Strauß führte ihre Gäste auch hinter die Kulissen der Kirchweih, so dass diese einen Einblick in das Leben der Schausteller abseits von lauter Musik und bunten Lichtern bekamen.

Gerade die bunten Lichter machen ja das besondere Flair einer Kirchweih aus, und so wurde es vor allem nach Einbruch der Dunkelheit immer voller auf dem Festplatz und auch im Festzelt, das im Vergleich zum Rother Frühlingsfest bei der "Festzeltpremiere", noch etwas großer ausfiel. Denn bei der Kirchweih passte rund ein Drittel mehr hinein als im April, und es war durchgehend gut was los.

Am meisten natürlich in den ersten Reihen. Dort stand das überwiegend junge Publikum praktisch ununterbrochen auf den Bänken und Tischen, schwenkte die Maßkrüge und sang die bekannten Hits lautstark mit.

Wie bei vielen anderen Kirchweihen und Volksfesten der Region kann man auch in Roth den "Trend zur Tracht" feststellen, wenngleich noch lange nicht so ausgeprägt wie zum Beispiel beim Gredinger Volksfest. Dennoch feierten viele Besucher in Lederhose und Dirndl, zumindest wesentlich mehr als es noch zu Stadthallenzeiten Brauch war.

Ob in Tracht oder nicht, in den Fahrgeschäften und den anderen Attraktionen war dann doch wieder jeder gleich. So gab es erstmals eine Art psychedelisches Labyrinth, in dem man mit einer speziellen Brille auf der Nase einen die Sinne verwirrenden Trip erleben konnte. Außerdem gab es seit vielen Jahren wieder einmal eine Achterbahn. Eine kleine, zugegeben, die keine wilde Loopings macht, aber in der sich dafür die Fahrkabinen auch noch um sich selber drehen. "Man wird ganz schön durchgeschüttelt", berichtete jedenfalls Bürgermeister Edelhäußer aus eigener Erfahrung.

Wer es gerne etwas ruhiger mag und darüber hinaus eine schöne Aussicht genießen will, der war im Riesenrad "Orion III" gut aufgehoben, welches - wie die aufmerksamen Teilnehmer des Rundgangs gelernt hatten - exakt 33 Meter hoch ist. Von dort oben konnte man einen faszinierenden Rundumblick auf die "neue" Rother Kirchweih werfen, die erst am Dienstagabend nach dem Familiennachmittag mit dem großen Abschluss-Feuerwerk um 22.15 Uhr ihr Ende findet.

Tobias Tschapka