Hilpoltstein
Musik liegt in der Luft

Festival Hip Live bringt am Samstag neun Bands auf sieben Bühnen in der ganzen Stadt

09.09.2018 | Stand 02.12.2020, 15:43 Uhr
Hip da Banda im Biertgarten des Schwarzen Rosses können mittlerweile auf ein Fanpublikum bauen. Die größte Bühne - den Marktplatz - dürfen Relaoded mit Coversongs rocken. Doch zeichnet sich auch der Nachwuchs aus: Isabell Brenner aus Allersberg hat mit ihren 17 Jahren bereits eine Singtle herausgebracht, auf der Seebühne am Stadtweiher beweisen sowohl Moritz und Christian Freimuth als auch Florentine Lindner am Keyboard, dass sich in der Muskschule großartige Talente tummeln. −Foto: Bleisteiner (3), Tschapka (2)

Wo gibt es Volksmusik, Heavy Metal, Pop, Rock, Irish Folk, Jazz, Klassik, Musical und Liedermacherei an einem Abend? Beim Hip-Live-Musikfestival: Bei ausgelassener Atmosphäre ist am Samstagabend in der gesamten Altstadt mit neun Bands auf sieben Bühnen ein breites Spektrum von Musikrichtungen abgedeckt worden.

Hilpoltstein (HK) Besucher jeden Alters strömen aus allen Richtungen frei nach dem Motto "Musik in den Gassen für alle Generationen" in Scharen zu den einzelnen Schauplätzen. Der größte davon ist der Marktplatz, wo die Coverband Reloaded neben aktuellen Rocksongs vor allem Klassiker aus den 70er- und 80er-Jahren zum Besten gibt.

Dort ist auch die dreijährige Lea mit ihren Eltern angekommen. "Wir waren schon überall, aber Lea gefällt es hier am Besten", sagt ihre Mutter. Das scheint nicht nur dem Mädchen so zu gehen, denn schnell verwandelt sich die Location in eine große Freiluftdisco. Während anfangs nur einige Kinder vor der Bühne ausgelassen tanzen und klatschen, dauert es nicht lange, bis auch deren Eltern bei Songs von Tina Turner oder Queen die Fläche vor dem Rathaus als Tanzparkett nutzen oder zumindest mit dem Fuß zum Takt wippen.

Den Takt geben im Biergarten Schwarzes Roß die Lokalmatadoren von Hip da Banda und die überregional bekannte Band Blecherne Sait'n an. Fränkisch-bayerische Musikschmankerl, eine Mischung aus traditioneller und junger Volksmusik, serviert mit einer Prise Heiterkeit kommen beim Publikum großartig an. Die jungen Musiker von Hip Da Banda sind mit Trompeten, Posaunen, Tuba und Schlagzeug ausgestattet und servieren einen abwechslungsreichen Soundmix aus traditionellen Stücken sowie modernem Liedgut - etwa ein Medley mit Hits der Blues Brothers. Hinter dem Trio Blechernen Sait'n verbirgt sich eine ungewöhnliche Instrumentenkombination aus der Oberpfalz. Zarte Zither- und Gitarrenklänge verbinden sich mit butterweichen Tönen aus der mächtigen Tuba. Und heraus kommt dabei ein außergewöhnliches Musikerlebnis, das die Gruppe mit Couplets in oberpfälzer Mundart zu einem Erlebnis machen.

Sowohl musikalische als auch kulinarische Schmankerl werden im Innenhof der Residenz serviert, der sich in ein Irish Pub unter freiem Himmel verwandelt. Zu Irish Folk mit der Band Jack's Heroes schmecken eben Guinness und Irish Stew am Besten. Während das irische Nationalgericht in einem Kessel über der Feuerstelle vor sich hin köchelt, bringen die vier Musiker von Jack's Heroes die Stimmung schnell zum Brodeln mit Trinkliedern und traditionellen Volksweisen von der Insel - dargeboten Harp, Banjo, Tin Whistle und Akkordeon. Auch wenn die Temperaturen langsam sinken, das Stimmungsbarometer erreicht seinen Höhepunkt, als "The Great Song of Indifference" von Bob Geldorf angestimmt wird. Ebenso gute Laune verbreitet das fröhliche Volkslied Irish Rover, das von einem fiktiven Segelschiff handelt.

Segelschiffe sind im Stadtweiher zwar weit und breit keine zu sehen, dafür ist die ausgeleuchtete Seebühne dort Schauplatz für zwei Auftritte der Musikschule Hilpoltstein. Die Sitzplätze auf der Steintreppe und den Bänken sind schnell besetzt, und auch drum herum haben sich viele Musikinteressierte eingefunden. Aufmerksam lauschen sie der Sängerin Florentine Lintner, die am Keyboard gefühlvolle Balladen von Ed Sheeran und Leona Lewis singt. Nicht weniger Gefühl zeigen Moritz und Christian Freimuth bei ihrer Interpretation von Stücken von Queen und Tom Petty. "Erstaunlich", kommentiert einer der Passanten wohlwollend. Neben bekannten Songs gibt die die Musikschule auch Ausschnitte aus dem selbst produzierten Musical "Shootingstar" zum Besten, in dem es um die Schattenseiten des Showbusiness geht.

Als Shootingstar darf sich wohl auch Isabelle Brenner bezeichnen. Die 17-Jährige aus Allersberg hat im Juli ihre erste Single herausgebracht und spielt im Café Grimm im Wechsel mit den Routiniers des Duos November. Die Newcomerin mit der gefühlvollen Stimme gibt neben Popsongs aus den letzten 50 Jahren - von Nancy Sinatra über Tracy Chapman bis hin zu Ed Sheeran und Bruno Mars - auch eigene Songs zum Besten. Sie begleitet sich selbst auf der Akustikgitarre. Zwei Stimmen und zwei Gitarren - das ist das Duo November. Schon seit zehn Jahren machen Harry Rödig und Albin Hannich unter dem Bandnamen November gemeinsam Musik. Das eingespielte Team schlägt auch leisere Töne an und interpretiert Lieder und Balladen aus den 60er-Jahren bis heute, die jeder kennt und mitsingen kann.

Musik für Kopf und Bein, die ordentlich groovt, ist an der "Jazz-Station" am Döderleins-turm zu hören. Hier verbreiten Jazz me Up entspannte Atmosphäre mit einer gehörigen Portion Swing, Funk und Latin.

Wer auf die härtere Gangart steht, der schlendert in Richtung der Burg, wo die Band Black Pepper auf der Bühne ein musikalisches Feuerwerk entzündet. Die beleuchtete Ruine bietet eine romantische Kulisse, wenngleich die Musik dort nicht unbedingt als romantisch zu bezeichnen ist. Hier gibt es nämlich ordentlich was auf die Ohren, wenn auch etwas milder als in den vergangenen Jahren, als Trash- und Speedmetal die Headbanger vor die Bühne lockten. Diesmal sind es Klassiker der Heavy-Metal- und Rockgeschichte, denen Black Pepper mit den Grundzutaten Gesang, Gitarre, Schlagzeug, Bass und Gesang - und dazu ein bisschen Keyboard - die gut gelungene Black Pepper-Würze verabreichen.

Ein straffes Programm haben die Besucher hinter sich, die es tatsächlich geschafft haben, sich alle neun Bands anzuhören. Kurz vor Ende des vierstündigen Festivals lohnt sich noch eimal ein Abstecher ins Cafè Grimm, wo November und Isabelle Brenner die letzten Stücke gemeinsam singen. Knicklichter werden verteilt und das Licht ausgeschaltet. Und so wird es am Ende noch einmal so richtig romantisch, als die drei zusammen mit Hallelujah von Leonard Cohen und Hymn von Barclay James Harvest einen grandiosen Abend stimmungsvoll zu Ende gehen lassen.