Hilpoltstein
Anreiz für nachhaltiges Bauen und Wohnen

Stadt Hilpoltstein startet Projekt "Grüne Hausnummer" - Schon ab 150 von maximal 400 Punkten

10.02.2019 | Stand 23.09.2023, 5:55 Uhr
Schon seit 2011 vergibt die Stadt Neumarkt die "Grünen Hausnummern" für umweltfreundlich gebaute und betriebene Gebäude. Mit einem ganz ähnlichen Kriterienkatalog startet jetzt die Stadt Hilpoltstein das Projekt. −Foto: Stadt Neumarkt

Hilpoltstein (HK) Die Stadt Neumarkt hat es, der Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen hat es und bald auch die Stadt Hilpoltstein: Die Rede ist vom Gütesiegel "Grüne Hausnummer". Für die Umsetzung des Projekts hat der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung die Summe von 15000 Euro einstimmig freigegeben. Die "Grünen Hausnummern" sollen laut Bürgermeister Markus Mahl ein Anreiz sein für nachhaltiges Bauen und Wohnen sowie für mehr Umweltschutz.

Entstanden ist die Idee, das Projekt der "Grünen Hausnummern" nach Hilpoltstein zu holen, bei der Thermografieaktion, die der Arbeitsausschuss Energie und Umwelt gemeinsam mit der Energieberatungsagentur des Landkreises Roth (ENA) vor zwei Jahren in Hilpoltstein angeboten hat. Die entstandenen Aufnahmen mit der Wärmebildkamera hätten laut Frank Lehner vom Arbeitsausschuss Energie und Umwelt gezeigt, wie groß das Potenzial zur Energieeinsparung sowohl bei Altbauten als auch bei Neubauten sei. Insgesamt sei die Resonanz an der Thermografieaktion in Hilpoltstein jedoch enttäuschend gewesen, so dass sich die Organisation mehr Interesse von einem anderen Projekt erhofften.

Von Anfang an gut gefallen hat Lehner das Gütesiegel "Grüne Hausnummer", das in Neumarkt nicht weniger als 800 Energieberatungen zur Folge hatte. Auf einen ähnlichen Ansturm hofft Lehner bald auch in Hilpoltstein, wo das Projekt nun in den Startlöchern steht. 15000 Euro als Budget fürs erste Jahr hat der Stadtrat in seiner Sitzung am Donnerstagabend bewilligt. Gedeckt sind damit sowohl die Personalkosten für die Beratungen zur "Grünen Hausnummer" und die Bewertung der eingehenden Bewerbungen als auch Materialkosten wie Broschüren, Schilder und Formulare.

Trotz des einstimmigen Beschlusses gab es nicht nur lobende, sondern auch kritische Stimmen zu hören. "Mit diesen 15000 Euro passiert ja nix für die Umwelt", sagte Michael Greiner von den Freien Wählern. Man erzeuge damit nur Verwaltungsaufwand. Fraglich sei auch, wie viele Bürger überhaupt eine solche grüne Hausnummer an ihrem Haus haben wollten. Benny Beringer von der SPD sieht in dem Projekt dagegen einen guten Anreiz für alle Hauseigentümer, sich intensiv mit dem eigenen Anwesen auseinanderzusetzen. Und Hedwig Waldmüller (ebenfalls SPD) findet, dass die "Grünen Hausnummern" der Stadt Hilpoltstein gut zu Gesicht stehen. "Das tut der Stadt Hilpoltstein so gut wie die Fairtrade-Kampagne", sagte Waldmüller. Sie selbst habe den Kriterienkatalog mit den maximal 400 erreichbaren Punkten bereits durchgearbeitet und wäre mit rund 250 erreichten Punkten eine sichere Anwärterin auf die "Grüne Hausnummer". Denn schon ab 150 Punkten soll es das Gütesiegel geben.

Zusammengestellt haben den Kriterienkatalog die ehrenamtlichen Mitglieder des Arbeitsausschusses Umwelt und Energie. Im ersten Abschnitt wird dabei die energetische Qualität des Hauses bewertet. 40 Punkte gibt es hier beispielsweise für den KfW-Standard 85 und die Höchstpunktzahl von 80 für ein Passivhaus mit einem Energiebedarf von maximal 15 Kilowattstunden pro Jahr und Quadratmeter Wohnfläche. Alternativ zur KfW-Einstufung kann man auch die Nutzung der Sonnenenergie, die Heiztechnik und die Lüftung sowie die Gebäudeausstattung bei einem Altbau bewerten lassen.

Im zweiten Teil des Kriterienkatalogs wird der Umweltschutz im Alltag mit maximal 70 Punkten bewertet. Punkte gibt es etwa für einen jährlichen Stromverbrauch von unter 680 Kilowattstunden pro Person, für das Kochen mit Gas, für einen Trinkwasserverbrauch von unter 35 Kubikmetern pro Person und Jahr sowie für das Nutzen von Ökostrom.

Satte 120 Punkte gibt es im dritten Abschnitt für natürliche Baustoffe und einen konstruktiven Fassadenschutz. Für den Naturschutz im und ums Haus sind im vierten Abschnitt weitere 100 Punkte zu holen. Und noch einmal 30 Punkte sind für die Nutzung von Regenwasser möglich. Insgesamt 60 Bonuspunkte gibt es schließlich für eine Wohnfläche von weniger als 30 Quadratmetern pro Kopf, für die Nutzung von Gebäuden, die länger als zwei Jahre leerstanden sowie für das Bebauen von Grundstücken, die zuvor mehr als fünf Jahre lang unbebaut geblieben waren.

Ab wann bei der Stadt Hilpoltstein eine Bewerbung für die "Grüne Hausnummer" eingereicht werden kann, steht derzeit aber noch nicht fest.
 

Jochen Münch