Hilpoltstein
Die Pfalzgräfin lebe hoch

Die Hilpoltsteiner feiern am Burgfestsonntag den Einzug von Dorothea Maria beim Festspiel mit vielen Darbietungen

05.08.2018 | Stand 23.09.2023, 4:19 Uhr
Hoch zu Ross durch die Altstadt geht es für die Pfalzgräfin Dorothea Maria alias Bianka Luft. −Foto: Foto: Tschapka

Hilpoltstein (HK) Wie heiß es an jenem Tag im Jahr 1606 war, als die Pfalzgräfin Dorothea Maria in Hilpoltstein Einzug hielt, weiß keiner so genau. Im Jahr 2018 ist es auf jeden Fall ein heißer Sommertag, der die Straßen in der Burgstadt aufheizt und die Hilpoltsteiner zum Schwitzen bringt.

Schon vor der Ankunft der Pfalzgräfin tummeln sich viele Schaulustige und Neugierige in der Stadt, auf der Suche nach dem besten Platz, um von dem bevorstehenden Spektakel auch ja nichts zu verpassen. Die kleine Elisa sucht sich direkt an der Absperrung einen gemütlichen Sitzplatz. Auch der achtjährige Tobias hat sich ganz nach vorne in die erste Reihe gestellt. Etwas skeptisch blickt er einen jungen Mann in Burgfest-Montur an, als der ihm einen Krug hinhält. "Gänsewein, hier gibt's Gänsewein gegen die Hitze", sagt er, "also trink." Als der Achtjährige verstanden hat, dass Gänsewein nichts anderes als Leitungswasser ist, nimmt er die Erfrischung gerne an.
Immer wieder mischen sich Gewieher und Trommelschläge in das Gemurmel der Menge. Dann recken einige Zuschauer die Köpfe. Blick nach rechts, Blick nach links - wo bleibt die Burggräfin? Es gilt sich gedulden. Bevor sich Bianka Luft, die heuer in die Rolle der Dorothea Maria schlüpft, dem Volk präsentiert, gibt es andere Auftritte zu bestaunen. Schließlich sollen laut Burgfestbürgermeister Josef Lerzer alle Anwesenden der Pfalzgräfin "einen triumphalen Empfang" breiten.
Mit Applaus wird zunächst die Stadtkapelle am Hipoltsteiner Rathaus begrüßt. Dann geben auf der Bühne zehn "Mädlein" einen Tanzreigen zum Besten, während sich ein Bettler unter die Zuschauer mischt und dort mit einem ausgestopften Marder für ein paar Schreckmomente sorgt. Doch schnell ist die Aufmerksamkeit wieder auf die Bühne gerichtet. Mit Handstand und Hebefiguren können die Gaukler den Zuschauern laute Bravo-Rufe entlocken. Auch der Zauberer beeindruckt mit seiner Darbietung und erntet großen Applaus.

Als sich der Wunderdoktor seinen Weg durch die Menge bahnt, ändert sich die Stimmung kurzzeitg. "Scharlatan und Lügner", hallt es aus dem Volk. Der Wunderdoktor muss sich mit seinen Pulverlein und Mittelchen in Acht nehmen. Auf die Demonstration mit der angeblichen Wundermedizin gegen Dummheit folgen langanhaltende Buh-Rufe.Dann ziehen wieder Landsknechte und Marketender am Marktplatz vorbei. Auch die kleinsten Hilpoltsteiner dürfen den Festzug miterleben und haben vom Bollerwagen aus einen guten Blick auf das Publikum. Der Auftritt der Fahnenschwinger und Pfeifer scheint das Publikum in den Bann zu ziehen - "Bravo, Bravo" ist zu hören. Immer wieder taucht der Hofnarr unerwartet im Getümmel auf und sorgt zusätzlich für Gelächter.

Zum ersten Mal an diesem Nachmittag ertönt dann der altbekannte Ruf: "Vivat, die Pfalzgräfin lebe hoch, hoch, hoch!" Anschließend erscheint der Herold und richtet im Namen von Dorothea Maria einige Worte an das Volk. Die Spannung steigt: "Es pfeift schon, die Herrin naht." Trompeten und Trommeln werden lauter, beim Blick in Richtung Residenz ist die Gräfin aber noch immer nicht zu sehen. Ein paar Reiter kommen vorne weg - aber dann endlich ist sie da. Ein Vivat-Ruf folgt dem nächsten, als Bianka Luft vor der Bühne ankommt. Ihr Pferd "Imperial" wirkt etwas unruhig. Es dauert einen kurzen Moment, bis die Gräfin stolper- und unfallfrei absteigen kann. Gemeinsam mit ihren Töchtern Sophia, Susanna und Sabina nimmt Dorothea Maria auf der Bühne Platz und genießt erstmal einen "kühlen Trunk".

In der Zwischenzeit zieht auch der Hofstaat ein. Mit Gesang wird die Pfalzgräfin samt Anhang in Hilpoltstein willkommen geheißen. "Kleine Blümelein" überreicht ein Mädchen der Gräfin und trägt ihren Reim dabei laut und fehlerfrei vor. Auch getanzt wird zu Ehren von Dorothea Maria. Und weil dieser Tag so besonders ist für Hilpoltstein, gibt es anschließend noch einen kleinen Geldregen für das Volk. Alle bücken sich und sammeln eifrig die Münzen ein. Auch der achtjährige Tobias ist unter der Absperrung durchgeschlüpft und schnappt sich ein paar Geldstücke - in diesem Augenblick macht die Zeitreise in das Jahr 1606 eine kurze Pause, denn Centstücke gab es damals ganz sicher noch nicht.

Dann geht das Spektakel auch schon weiter. "Auf zur Festwiese. Auf zum Tanze", kündigt Burgfestbürgermeister Josef Lerzer an. Die Pfalzgräfin schreitet durch die Menge, immer wieder gibt es ein Vivat zu hören. Der Festzug formiert sich und die Zuschauer machen sich auf den Weg. "Zeit wird's jetzt für etwas Schatten", sagt eine Schaulustige.

Luisa Riß