Thalmässing
Schäufele direkt an die Haustür

Abhol- und Lieferservice sorgt auch in Corona-Zeiten für gut gedeckten Mittagstisch

30.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:25 Uhr

Thalmässing - Schäufele oder Ravioli, Karpfen oder Lammbraten von der Heidschnucke, Schnitzel oder Rinderbraten in Burgundersoße - bei diesem Angebot läuft jedem das Wasser im Munde zusammen.

Sogar in den schweren Zeiten der Corona-Krise müssen diese kulinarischen Genüsse keine Fantasie bleiben. Auch wenn die Gastwirtschaften bis auf Weiteres geschlossen bleiben müssen, gibt es doch Lichtblicke: Um ihren Gästen zumindest den Sonntag zu versüßen, bieten etliche Wirtschaften Lieferdienste oder einen Abholservice an.

Die Gastwirtschaft Winkler in Alfershausen geht sogar noch einen Schritt weiter. "Bei uns kann das Essen zu den ganz normalen Öffnungszeiten abgeholt werden", versichert Juniorchef Christian Winkler. Ein Angebot, das vor allem Stammgäste ausgiebig nutzen. Rund 80 Prozent derer, die sich aus der Speisekarte ein Gericht aussuchen und telefonisch bestellen, seien Kunden, die regelmäßig in der Wirtschaft zu Gast seien. "Jetzt waren aber auch ein paar unbekannte Gesichter darunter", berichtet er. Die derzeit reduzierte Speisekarte könne online angesehen werden. Die angebotenen Gerichte, so Christian Winkler, wechseln in unregelmäßigen Abständen. Die Kunden rufen an, kommen mit ihrem Topf oder den Tupper-Schüsseln vorbei oder lassen sich die Bestellung von der Gastwirtschaft einpacken. "Auch das ist kein Problem. "

Aber auch wenn dieser Abholservice gut laufe, würden natürlich viel weniger Essen verkauft als sonst. Es reiche also aus, wenn in der Küche der Gastwirtschaft momentan nur die Familie selbst arbeite. "Nur jeden zweiten oder dritten Tag kommt jemand von den Mitarbeitern für ein paar Stunden vorbei. "

Eigentlich wäre in diesen Wochen voller Betrieb angesagt, stehen doch in normalen Zeiten Konfirmationen und Kommunionen im Kalender. Doch die fallen im Moment komplett weg, "das ist alles implodiert". Bis Mitte Mai seien jetzt alle Termine gecancelt. Wie es danach weitergeht, kann derzeit noch keiner sagen. "Die erste Hochzeitsfeier dieses Jahres ist für Mitte Juni angesetzt. Bis jetzt steht der Termin noch. "

Umgekrempelt hat die Corona-Krise auch die Betrieb der Gastwirtschaft Dorner in Thalmässing. In der Wirtsstube, in der sonst an den Sonntagen kaum mehr ein Platz zu bekommen ist, herrscht gähnende Leere. Nur an der Küchentür ist am Sonntag Betrieb: Dort gibt es regionale Gerichte zum Mitnehmen. "Die Nachfrage hat vom Sonntag vergangener Woche zu diesem enorm angezogen", resümiert Wirtin Brigitte Dorner. "Die Leute haben wahrscheinlich im Moment genug von Pizza, Pasta und Döner und besinnen sich wieder mehr auf regionale Sachen", vermutet sie. Die bereitet die Wirtin derzeit nur mit der Familie zu, "weil unsere Küche auch nicht so groß ist, dass man derzeit dort mit viel Personal arbeiten könnte". Man habe aber nicht viele fest Angestellte. Die feierten jetzt Urlaub ab und seien später in Kurzarbeit. Besonders schlecht gehe es derzeit aber den Minijobbern. "Erst bettelt man, dass sie für ein paar Stunden aushelfen, und jetzt werden sie fallen gelassen", kritisiert Brigitte Dorner und sieht hier den Staat in der Pflicht. "Aber man muss das Beste aus der Situation machen. "

Das hat sich auch Veronika Schiele von der Schlossschänke in Eysölden auf die Fahnen geschrieben. Sie geht sogar noch einen Schritt weiter und liefert sonntags das bestellte Essen aus. "Am Sonntag waren das 83 Gerichte. Das ist enorm viel", sagt sie und freut sich über diese gute Resonanz. Ihr ist - trotz der Logistik, die das erfordert - das Ausliefern lieber als das Abholen. "Dann müsste ich genaue Zeitvorgaben machen, wann jeder sein Essen abholen kann, damit sich die Leute nicht begegnen. " Für sie wäre das viel aufwendiger. So packt sie liebevoll ihre Gerichte in die Schlossboxen, gibt bei Familien noch Malbücher dazu oder auch die Predigten von Pfarrer Schmidt. Eine Schlosspost, in der die Kunden Interessantes über die Lieferanten nachlesen können und in der Geheimnisse aus der Schlossküche verraten werden sollen, soll noch folgen. "Die Leute haben jetzt Zeit und freuen sich über die Infos. "

An ihrer Freude über knusprige Schäufele und delikate Salatsoßen lassen sie auch gerne andere teilhaben. "Ich bekomme ganz viel Feedback. Die Leute sind total dankbar, genießen den Luxus der Lieferung und stellen Fotos vom schön gedeckten Tisch auf Instagram. " Während die Jüngeren die Sozialen Medien auch zum Bestellen nutzen, setzen die Älteren gerne noch auf vertraute Wege, lesen die Speisekarte, die beim Bäcker aushängt, oder das Mitteilungsblatt der Gemeinde, in dem die Gastwirtschaften ihre Dienste anbieten können. Dass die Wirtschaften sich untereinander besser vernetzen, nicht nur in Corona-Zeiten, ist ein Ziel, das Schiele sehr am Herzen liegt. "Wir müssen viel mehr ins Gespräch kommen. "

Und jeder müsse sich Gedanken machen und kreativ werden. Sie könne mit Wandel gut umgehen und sich leicht auf Neues einstellen, versichert Schiele. "Das hat uns unsere Mutter schon beigebracht. " Der Lieferservice sei eine gute Möglichkeit, den Betrieb am Laufen zu halten. Und die Schlosswirtin empfiehlt allen Wirten, ihren Betrieb und ihre Angebote auf den Seiten "Lokalhelden" und "Kaufdaheim" einzutragen.

Ein Gutes habe die neue Situation auf jeden Fall: Statt 19 Prozent sind auf diese Speisen außer Haus nur 7 Prozent Mehrwertsteuer fällig.

HK

Andrea Karch