Hilpoltstein
Online-Premiere im Kreistag

Videokonferenz für Jugend und Familie hat allerdings nur informativen Charakter

22.01.2021 | Stand 23.09.2023, 16:34 Uhr
Alleine im Kreistagssaal: Landrat Herbert Eckstein leitet erstmals einen digitalen Ausschuss. −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein - Seinen ersten Schritt in eine digitale Öffentlichkeit hat der Rother Kreistag gemacht. Der jüngste Ausschuss für Jugend und Familie fand nämlich als Videokonferenz statt. "Es ist ein interessanter Versuch", sagte Landrat Herbert Eckstein (SPD) zu Beginn. "Wir sind die Versuchskaninchen."

Allerdings Beschlüsse waren bei dieser Premiere noch nicht möglich, dafür fehlen auch nach fast einem Jahr Pandemie immer noch die rechtlichen Grundlagen. Wohl aber konnten sich die bis zu 37 Teilnehmer des Zoom-Meetings über die Arbeit von Erziehungsberatungsstelle und Kreisjugendring (KJR) oder die Ein- und Ausgaben im Bereich der Jugendhilfe informieren.

Den ersten Beitrag dieses ersten "virtuellen Informationsnachmittags" - wie die digitale Ausschusssitzung offiziell heißen - durfte Elfriede Schweinzer für die Erziehungsberatungsstelle liefern. Im März seien erst einmal alle in Schockstarre verfallen, sagte sie. "Wir haben dann unsere Arbeitsweise schnell umgestellt." Übers Telefon habe man vorher schon teilweise "Erste Hilfe" geleistet, aber nun "haben wir gesehen, dass man übers Telefon richtige Beratungsgespräche, teilweise über mehrere Stunden, führen kann". Ab Mai seien Videokonferenzen dazu gekommen. Bis in den Herbst war die Nachfrage laut Schweinzer dann wieder ganz normal. "Nach dem Lockdown gab es aber nur noch Telefon und Video."

Sorgen macht sich die Leiterin der Erziehungsberatungsstelle wegen Kindswohlgefährdung. "Da haben sich die Fälle verschärft." Vor allem graue es ihr vor dem, was im Untergrund stattfindet: "Keine Schule, kein Kindergarten, keine Kontrolle, nichts mitteilen, keine blauen Flecke zeigen."

"Alle leiden", sagte Kreisjugendpflegerin Anja Völkl zur Situation der Jugendlichen. "Selbst abhängen in der Bushaltestelle ist nicht mehr möglich." Alle Übergangsrituale zum Erwachsenenalter fielen weg. Laut einer Umfrage nennen Jugendliche vor allem die eingeschränkten Kontakte und fehlenden Freizeitmöglichkeiten als Hauptprobleme. "Trotzdem sieht nur ein Fünftel die Maßnahmen als überzogen", sagte Völkl. Kritisch merkte sie an, dass Jugendliche und Kinder nur als Schüler in der Öffentlichkeit auftauchen.

Obwohl "wir im absoluten Einsperrmodus stecken", ist für Völkl zurückblickend aber nicht alles "durchweg schlecht". Man habe viel Neues erfahren, darunter sei ganz viel Positives gewesen. "Aber auf alle Fälle war es für die Mitarbeiter eine herausfordernde Zeit."

Diese Einschätzung gilt auch für die Finanzen des KJR. "Vieles ist schlicht nicht möglich gewesen", sagte Geschäftsführer Bernhard Abt. Größtes Problem ist der Verleih gewesen. Rund 20000 Euro an Einnahmeüberschuss generiert der KJR damit jährlich. 2020 waren die Ausgaben hingegen um 4000 Euro höher als die Einnahmen. Generell wurden alle Ansätze nach unten korrigiert. Trotzdem blieb ein dickes Minus. Mit eigenen Anstrengungen, 21000 Euro Bundeszuschuss für die Jugendeinrichtung Stockheim und 20000 Euro vom Landkreis ist es laut Abt am Ende gelungen, das Haushaltsjahr ausgeglichen abzuschließen.

Einen Überblick über die Verteilung der Finanzen im Bereich der Jugendhilfe und -arbeit gab Marco Hayes. Von den für 2021 veranschlagten 10,3 Millionen Euro fließt rund ein Drittel in teil- und vollstationäre Maßnahmen. Rund ein Fünftel wird für Eingliederungshilfen aufgewendet. Weitere große Posten sind Aufwendung für Pflegekinder (13,5 Prozent) und der familienorientierte Bereich (12,4 ).

HK

Rainer Messingschlager