Nürnberg
Nürnberg hebt wieder ab

Erster Linienflug nach der Corona-Pause mit der Destination Amsterdam - Kein weiterer Abflug am Montag

16.06.2020 | Stand 23.09.2023, 12:22 Uhr
Großer Bahnhof am Nürnberger Flughafen: Minister Albert Füracker begrüßt die KLM-Crew mit Flughafenchef Michael Hupe und OB Marcus König (von links). −Foto: Albrecht, Flughafen Nürnberg

Nürnberg - Lange Zeit ist kein normales Flugzeug mehr in Nürnberg gelandet. Am Montag ist es nach genau 80 Tagen endlich wieder soweit gewesen. Bayerns Finanzminister Albert Füracker, der Nürnberger Oberbürgermeister Marcus König (beide CSU) und Flughafen-Chef Michael Hupe haben es sich nicht nehmen lassen, das erste kommerzielle Passagierflugzeug nach dem Corona-Shutdown persönlich am Albrecht-Dürer-Airport in Empfang zu nehmen.

 

Amsterdam steht auf der Anzeigetafel. Pünktlich um 11.45 Uhr berührt die Maschine aus der holländischen Hauptstadt den fränkischen Boden. Zur Begrüßung stehen zwei Löschfahrzeuge der Flughafen-Feuerwehr auf dem Rollfeld und zaubern mit beeindruckenden Wasserfontänen einen großen Bogen über die blaue Maschine der niederländischen KLM Royal Dutch Airlines in den verregneten Wolkenhimmel.

"Das ist doch ein schönes Bild", freut sich Oberbürgermeister Marcus König, während das Flugzeug durch den Wasserbogen zur Parkposition rollt. "Wunderbar. Jetzt geht es wieder los. Das ist die wichtigste Botschaft heute an diesem Tag", sagt Finanzminister Albert Füracker zum Neustart am "fränkischen Tor zur Welt".

Derweil nippt Sandra kurz vor dem Abflug nach Amsterdam an ihrem Kaffee. "Alles easy", sagt die Nürnbergerin und rückt nach dem kurzen Schluck aus dem Pappbecher den Mund-Nasen-Schutz wieder zurecht. "Bis auf den Mundschutz ist bis hierher fast alles ganz normal gelaufen. Nur an Bord gibt es wohl weniger Verpflegung", erzählt Sandra, die ihren Freund in Holland besuchen will.

Im Flughafen selbst muss der Reisende jetzt vieles selber machen. Hier die Bordkarte scannen, dort das Gepäck abgeben. "Aber überall stehen freundliche Mitarbeiter bereit, um im Notfall zu helfen", freut sich Sandra kurz vor dem ersten Flug nach dem langen Stillstand über den Wolken.

Um das Fliegen in Corona-Zeiten so sicher und angenehm wie möglich zu gestalten, setzt der Dürer-Airport auf zahlreiche Maßnahmen. In dem gesamten Terminal herrscht Maskenpflicht. Damit die Mindestabstände eingehalten werden können, gibt es überall Markierungen. Der "Check-In" erfolgt kontaktlos an einem Automaten. Die Mitarbeiter an den Sicherheitskontrollen sind durch Schutzscheiben von den Passagieren getrennt. Beim Betreten des Flugzeuges müssen die Fluggäste ebenfalls nur kurz ihre Bordkarte vorzeigen. In den Shops, Cafés und Restaurants überall am Flughafen kann man kontaktlos per Smartphone sowie Kredit- oder Girokarte bezahlen.

Desinfektionsmittel-Spender sind an vielen Stellen im Terminal aufgestellt worden. Der Flughafen will obendrein die Reinigungszyklen erhöhen und Kontaktflächen wie Türgriffe häufiger putzen. Die Klimaanlage sorge zudem für einen ständigen Luftaustausch im Flughafen, um das Ansteckungsrisiko zu minimieren. Es gibt sogar Masken-Automaten für Reisende, die voller lauter Aufregung oder in aller Eile ihre Schutzmaske daheim vergessen haben.

"Es freut mich, dass sich die ersten Passagiere wieder in den Flieger trauen", sagt Oberbürgermeister König und dankt der niederländischen Fluggesellschaft für die Verbundenheit mit der Region. Die erste KLM-Maschine sei bereits vor über 90 Jahren auf dem Vorgänger des Nürnberger Flughafens gelandet. "Leute kommt nach Nürnberg und schaut euch diese schöne Stadt an", hat König potenziellen Besuchern aus Europa zugerufen. Der Fremdenverkehr sei wichtig für die Stadt. "Lasst uns die Hotels und Gaststätten wieder voll machen." Neben dem Flughafen würde die regionale Wirtschaft von dem Neustart über den Wolken am meisten profitieren. Der Nürnberger Flughafen sei das fränkische Tor zur Welt und die wichtigste Infrastruktur-Einrichtung für die Wirtschaft.

Flughafen-Chef Michael Hupe versucht trotz aller Freude auf die Euphorie-Bremse zu treten. Wie schwierig sich der Neustart gestaltet, zeigt ein einfacher Blick auf den aktuellen Flugplan. Am Montag steht mit dem Flieger aus Holland nur eine Flugverbindung auf der Anzeigetafel. "Das Aufleben des Luftverkehrs wird sehr langsam vonstatten gehen." Zunächst würde der Linienverkehr mit Zielen wie Kiew in der Ukraine oder Ni? in Serbien wieder aufgenommen. Ab dem Juli rechnet Hupe damit, dass auch klassische Ferien-Flieger wie Corendon oder Tui wieder die Ziele rund ums Mittelmeer ansteuern werden.

Allerdings dürfte es rund drei Jahre dauern, bis der Flughafen wieder das alte Verkehrsaufkommen vor der Krise erreicht. Außerdem müssen sich Reisende wohl auf steigende Ticketpreise einstellen. Die vielen neuen Corona-Regeln würden das Flieger komplizierter und damit teurer machen, so Hupe. Das oberste Ziel nach dem Neustart müsse jetzt für den Albrecht-Dürer-Airport lauten, das Vertrauen der Passagiere in den Flugverkehr zurückzugewinnen. "Wenn sich alle an die Regeln halten, ist das Fliegen auch in Corona-Zeiten sicher."

HK

Nikolas Pelke