Hilpoltstein
In gebührendem Abstand

Trotz guter Vorjahreszahlen: Corona-Pandemie ist bei der Bilanzpressekonferenz der Sparkasse das Thema

08.04.2020 | Stand 23.09.2023, 11:32 Uhr
Auf Corona-Distanz: Die Vorstandsmitglieder Daniela Heil, Hans-Jürgen Rohmer und Sprecher Frank Wenning (v.l.). −Foto: Messingschlager

Hilpoltstein - Der Raum "Rothsee" im Servicezentrum der Rother Sparkasse ist sicher groß genug, um 70 oder 80 Menschen zu beherbergen. In Zeiten von Corona reicht er aber gerade aus, um sechs Schreibtische so zu platzieren, dass die Teilnehmer der diesjährigen Bilanzpressekonferenz der Sparkasse Mittelfranken-Süd in gebührendem Abstand platziert werden können.

 

Es ist wieder einmal ein gutes Jahr, auf das die Sparkasse zurückblicken kann. Nahezu alle Bereiche waren 2019von Zuwachs geprägt, man hätte also hoffnungsfroh in die Zukunft schauen können. Aber gerade dieser Ausblick, der seit vielen Jahren fester Bestandteil jeder Bilanzkonferenz der Sparkasse ist, der fällt Corona nahezu komplett zum Opfer.

Sehr getrübt sei der Blick in die Glaskugel, sagt Vorstandschef Hans Jürgen Rohmer. "Das wird alles sehr herausfordernd und sich sicher auch in unserer Bilanz niederschlagen." Die Betriebe der Region beurteilt er aber ebenso wie sein Haus als "stabil aufgestellt". Die Betriebe würden seit 2008 nur eine Richtung kennen, da hoffe er, dass sie mittlerweile genug Speck auf den Rippen haben. Zusammen mit den staatlichen Hilfen sieht er gute Chance, die Krise einigermaßen zu überstehen. Nicht gut sehe es allerdings für Kleinst- und Ein-Mann-Betriebe ohne Kapitaldecke aus.

Bisher gebe es aber bei den Kunden der Sparkasse noch keine Insolvenzen, so seine Vorstandskollegin Daniela Heil, die darauf verweist, dass die so genannten Soforthilfen bisher stockend vorankämen. Auch verwahrt sie sich gegen vollmundige Aussagen von Politikern, dass Banken "mal fünf gerade sein lassen sollen" oder dass "die Hausbank der Flaschenhals wäre". So habe der Staat die Bürokratie bei den Banken abgeladen. Und: "Bei der Kreditanstalt für Wiederaufbau kann man erst seit diesem Montag Anträge digital stellen."

Um den Sparkassenkunden aber schnell zu helfen, würde man teilweise auch in eine Zwischenfinanzierung gehen, so Heil. Auch biete man Kunden an, Zins- und Tilgungsleistungen drei Monate auszusetzen. "Das verschafft erst einmal Luft." Ein schneller Zugang und Überblick zu den angebotenen Leistungen ist gebündelt auf der Internetfiliale unter www.spkmfrs.de/corona zusammengestellt.

Auch im praktischen Bankalltag ist das Virus derzeit ein alle Bereiche durchdringendes Thema. Im Vordergrund stünden in dieser außergewöhnlichen Situation neben der persönlichen Erreichbarkeit die Bargeldversorgung, der Zahlungsverkehr sowie die Unterstützung der Firmenkunden, erklärt Rohmer. Auch setze man alles daran, Infektionsgefahren für Mitarbeiter und Kunden zu vermeiden.Wobei sich das Kundenverhalten in den letzten Tagen und Wochen stark verändert hat. Während die Besuche in den Filialen deutlich zurückgegangen sind, nahm die Zahl der telefonischen Serviceanfragen zu. Mehr als 1200 Anrufe werden laut Rohmer derzeit vom telefonischen Serviceteam täglich entgegengenommen.

Aber auch schon vor Corona war die Akzeptanz von Telefon, Computer und Smartphone zu Lasten der Geschäftsstellen kräftig gestiegen. Rund 155000 Anrufe werden jährlich vom Kundencenter bearbeitet. Eine Steigerung von mehr als 50 Prozent in den vergangenen vier Jahren. Mehr als die Hälfte aller Konten werden von Privatkunden online geführt, bei den Geschäftskunden sind es gar 80 Prozent. Und alleine die Kunden der Sparkasse Mittelfranken-Süd haben 2019 über vier Millionen Mal mit der Karte bezahlt. Hier liegt die Steigerung im Vergleich zu 2015 bei fast 70 Prozent. Von einen Zuwachs in den zurückliegenden Wochen kann ausgegangen werden, was den Blick des Sparkassenvorstands auf die eine oder andere Geschäftsstelle immer sorgenvoller werden lässt.

Viele Veranstaltungen und soziale Einrichtungen freuten sich auch 2019 über eine Unterstützung der Sparkasse. Diese Unterstützung will man den Empfängern laut Vorstand auch 2020 zukommen lassen. Mit 634000 Euro engagierte sich die Sparkasse im Vorjahr in der Region. Besonders das seit 2006 durchgeführte Vereinstippspiel erfreue sich großer Beliebtheit. Die Spielrunde 2020 müsse aufgrund von Corona leider entfallen und wird 2021 wieder durchgeführt.

Ein besonderes Highlight sei die Typisierungsaktion der DKMS gewesen, die durch Initiative eines Sparkassenmitarbeiters entstanden ist, der durch eine Spende zum Lebensretter wurde. Bemerkenswert ist auch das Engagement der Sparkassenmitarbeiter in den Vereinen selbst. Knapp 250 Leute engagieren sich in fast 1000 Ämtern.

HK

Rainer Messingschlager