Hilpoltstein
Die Ruhe vor dem Sturm am Arbeitsmarkt

Arbeitslosenquote sinkt auf 2,1 Prozent - Zähltag für aktuelle Statistik lag aber noch vor Corona-Maßnahmen

31.03.2020 | Stand 02.12.2020, 11:38 Uhr

Hilpoltstein/Roth - Mit großer Spannung wegen der Corona-Krise ist gestern die aktuelle Arbeitslosenstatistik erwartet worden.

Doch die neuen Zahlen geben noch keinen Aufschluss zur wirtschaftlich extrem angespannten Lage, wie die für den Landkreis Roth zuständige Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg erklärte.

Denn die aktuellen Arbeitsmarktdaten beziehen sich auf den 12. März, da dies der statistische Zähltag für den März 2020 ist, heißt es in der Pressemitteilung der Arbeitsagentur. "Zu diesem Zeitpunkt stand Deutschland noch am Beginn der Corona-Pandemie. Die darauffolgenden Maßnahmen der Politik, die die wirtschaftlichen Aktivitäten stark eingeschränkt haben, setzten erst danach ein. " Somit werde die tatsächliche Lage am Arbeitsmarkt mit den aktuell vorliegenden Daten noch nicht abgebildet.

"Die dynamische Entwicklung lässt eine genauere Prognose auf die Kurzarbeit, die Arbeitslosigkeit und die Beschäftigung frühestens ab dem nächsten Monat zu", sagt Claudia Wolfinger, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg. Zur Einschätzung der Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt komme erschwerend die Unsicherheit hinzu, wie lange die Corona-Krise anhält und wie schnell die Betriebe danach wieder in ihr normales Geschäft einsteigen können.

Bis zum Ausbruch der Corona-Krise hatte sich der Arbeitsmarkt weiter positiv entwickelt. Die einsetzende Frühjahrbelebung hatte die Arbeitslosigkeit im gesamten Agenturbezirk auf 2,6 Prozent sinken lassen. Das sind 0,2 Prozent weniger als im Vormonat. Im Landkreis Roth sank die Quote ebenfalls um 0,2 Prozentpunkte auf 2,1 Prozent. Als arbeitslos gemeldet sind im Landkreis Roth aktuell 1546 Männer und Frauen, das sind 108 weniger als im Vormonat. "Wir gehen aber davon aus, dass sich der Trend im April umkehren wird", so Wolfinger. "Angesichts der in weiten Teilen ruhenden Wirtschaft bleiben Neu- und Wiedereinstellungen in fast allen Wirtschaftsbereichen vorerst aus. "

In der aktuellen Situation habe die Existenzsicherung für Unternehmen und Arbeitnehmer die oberste Priorität, so Wolfinger. "Die Geldleistungen müssen schnell fließen. Dafür haben wir unsere Organisation binnen einer Woche intern umgestellt. " Die nun besonders geforderten Bereiche wurden personell aufgestockt. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die vorher zum Beispiel im Vermittlungsgeschäft oder der Berufsberatung tätig waren, unterstützen jetzt bei der Beratung von Unternehmen und Beschäftigten zu Kurzarbeit, bei der Leistungsgewährung oder bei der Abarbeitung der eingegangenen E-Mails.

Für eine verbesserte Erreichbarkeit wurde für die Arbeitsagentur Ansbach-Weißenburg die zusätzliche Telefonnummer (0981) 182600 eingerichtet. Auch die verschiedenen Jobcenter sind jetzt über Sonderrufnummern erreichbar, in Roth unter (09171) 85080.

An die Unternehmen appelliert Wolfinger, von Nachfragen zum Stand der Bearbeitung abzusehen. "Im Augenblick erreichen uns viele Anrufe und E-Mails besorgter Arbeitgeber, wann sie mit dem Anerkennungsbescheid zum Kurzarbeitergeld rechnen können und ob es vor Erhalt des Bescheids überhaupt möglich ist, die Kurzarbeit zu beginnen und diese dann auch abzurechnen. Aufgrund der momentanen Vielzahl an Kurzarbeitsfällen kann es bei der Bearbeitung der Anzeigen zu Verzögerungen kommen, Nachteile entstehen dadurch aber nicht. Wir arbeiten unter Hochdruck an der Bewilligung der eingehenden Anzeigen zur Kurzarbeit. "

Trotz des allgemeinen Stellenrückgangs gebe es in manchen Branchen derzeit akuten Personalbedarf, beispielsweise in der Gesundheitsbranche, in der gesamten Kette der Lebensmittelversorgung und im Onlinehandel. Fach- und Hilfskräfte aus dem Gesundheitswesen, die derzeit nicht in ihrem Beruf tätig sind und keiner Risikogruppe angehören, sind aktuell dazu aufgerufen, sich für die Dauer der Corona-Pandemie zu einem Einsatz im Gesundheitswesen bereit zu erklären. Interessierte können sich über die Online-Plattform www. pflegepool-bayern. de registrieren. Genauso werden in der Landwirtschaft dringend Arbeitskräfte gesucht. "Über Plattformen wie www. saisonarbeit-in-deutschland. de oder www. daslandhilft. de müssen jetzt Menschen und Betriebe zusammenkommen, teilt die Arbeitsagentur mit. "

Auch innerhalb einer Branche gestaltet sich die aktuelle Nachfrage nach Arbeitskräften teilweise sehr unterschiedlich. In der Gastronomie fällt etwa aufgrund der Schließungen von Restaurants und Cafés der Bedarf an Servicepersonal weg, während auf der anderen Seite die Nachfrage nach Lieferdiensten für Lebensmittel steigt. "Ich finde es positiv, wie schnell die Unternehmen auf die veränderte Lage reagieren und bereits kreative Lösungen gefunden haben", so Wolfinger.

HK