Schwabach
"Das können wir nun nicht mehr aufholen"

Corona-Frust im Schwabacher Stadtmuseum: Spezialschau zu Ostern abgesagt - Vorführungen bis auf Weiteres ausgesetzt

20.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:19 Uhr
Museumsleiter Tobias Schmid mit Aurelia, was mit "die Goldige" richtig übersetzt sein dürfte. −Foto: Schmitt

Schwabach - Das Schwabacher Stadtmuseum hat am Wochenende nach zwei Monaten Corona-Schließung seine Pforten für Besucher wieder geöffnet. Der Termin war nach der Erlaubnis der Staatsregierung Anfang Mai kein Zufall. Am Sonntag hat sich das Haus nämlich wie jedes Jahr am Internationalen Museumstag beteiligt.

 

Dabei haben Museumsleiter Tobias Schmid und sein Team zwar nicht wie sonst Führungen und Workshops veranstaltet. Immerhin konnten sie aber ihr neues Online-Repertoire vorstellen: Unter www.stadtmuseumschwabach.de kann jeder ab sofort einen mehrwöchigen Aquarellkurs in drei Teilen absolvieren. Nach einer allgemeinen Einleitung spielt dabei die Technik des Schwabacher Aquarellmalers Alfred Kohler (1916-1984) eine Hauptrolle. Außerdem hat man Aurelia kennengelernt. Die pfiffige Puppendame mit Kleid und Maske in Gold gehört zur Museums-Belegschaft. Bisher hat sie in einem Video durch die Ausstellung zur Goldschlägertradition Schwabachs geführt. Nun gibt es auf der Homepage viele Clips zu allen Abteilungen des Museums.

Die verordnete Schließung ist für das Schwabacher Stadtmuseum zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt gekommen. Am 13. März musste das Haus schließen. Danach bewahrheitete sich schnell, was man bei den Verantwortlichen des Museums mit der weltweit größten naturwissenschaftlichen und kulturellen Eiersammlung schon befürchtet hatte: Corona verhinderte die Öffnung der Spezialschau zu Ostern.

Seit vielen Jahren kommen an den vier Feiertagen des christlichen Fests bis zu 5000 Besucher. "Das können wir nun nicht mehr aufholen", sagt Tobias Schmid. In normalen Jahren machen etwa 23000 Gäste einen Abstecher ins Stadtmuseum. Neben der Eierschau und einer umfangreichen Ausstellung zur Industriegeschichte der Stadt sind auch eine riesige Fleischmann-Sammlung mit Eisenbahnen und Gleisdioramen sowie eine regelmäßige Goldschläger-Vorführung die Hauptmagneten des Museums.

130 Mal pro Jahr zeigt ein Goldschlägermeister in einer eigens eingerichteten authentischen Werkstatt, wie oft der kolossale Hammer auf schon dünne Goldblättchen niedersausen muss, damit sie noch dünner und endgültig zu hauchdünnem Blattgold werden. Schwabach ist seit etwa 100 Jahren die Hochburg des Blattgolds, das in alle Welt geliefert wird, um Türme, Dächer, Bilderrahmen, viele weitere Produkte und manchmal auch Steaks von Fußballern einen strahlend-goldenen Schimmer zu verleihen. In Schwabach gibt es vieles davon zu kaufen. Bis hin zu Gold verfeinerten Pralinen und Sekt mit Goldflimmer.

"Die Vorführungen sind das touristischen Highlight bei uns", sagt Schmid. Die Hauptsaison dafür beginnt im März und endet im Oktober. Corona hat diesen Verlauf nun völlig durchkreuzt. In diesem Jahr, glaubt Schmid, werde es sicher keine einzige mehr geben. Bis zum 31. August seien sie schon jetzt verboten.

HK