Heideck
"Befürchteter Albtraum für die Anwohner"

Ulrich Winterhalter sieht trotz Klage kaum Chancen, ein Restaurant am Heidecker Festplatz zu verhindern

19.02.2019 | Stand 23.09.2023, 6:00 Uhr
Pläne für ein Restaurant mit Biergarten auf dem Heidecker Festplatz gibt es schon seit 2016, damals hieß es noch Majamoth, der neue Name lautet Heidexx Genusshütte. −Foto: Stengel

Heideck (HK) Des einen Freud, des anderen Leid: Während Monika Ilg in den sozialen Medien voller Euphorie ein Bild von der kleinen Baustelle am Heidecker Festplatz postet, auf der jetzt ihr Restaurant entstehen soll, sieht Ulrich Winterhalter, einer der Anwohner, das Ende seiner Ruhe für die nächsten 50 Jahre. Er klagt noch immer gegen das Projekt, sieht aber selbst kaum Erfolgschancen. "Man kann ein totes Pferd nicht reiten, aber ein Gefühl des Unrechts bleibt", sagt er.

"Vielen Widrigkeiten zum Trotz ...haben wir an unserem Vorhaben festgehalten", verkündet die Heidecker Geschäftsfrau Monika Ilg im Netz den Baubeginn am Mittwoch vergangener Woche und setzt hinzu: "Vielleicht erinnern sich ein paar von Euch gar nicht mehr daran." Leicht möglich, denn die schier unendliche Geschichte des Restaurants begann schon im Sommer 2016 und das Projekt war von Anfang an ein Zankapfel.

"Wir sind froh, dass es losgeht", sagt jetzt Heidecks Bürgermeister Ralf Beyer. Die Stadt, Besitzerin des 700 Quadratmeter großen Grundstücks, hatte dem Bauantrag für das Restaurant mit Biergarten bereits im Januar 2017 zugestimmt, im jetzigen Rechtsstreit sei man nur "Zaungast", sagt Beyer. Die Stadt verpachtet zwar das Grundstück im Rahmen des Erbbaurechts an die Familie Ilg, für die Baugenehmigung ist aber das Landratsamt zuständig. Das erteilte am 7. April 2017 die Baugenehmigung. Geplant waren rund 90 Plätze im Biergarten und 65 Sitzplätze im Inneren.

Vorausgegangen war da schon eine juristische Auseinandersetzung. Ulrich Winterhalter, der rund 50 Meter Luftlinie vom geplanten Café-Restaurant entfernt wohnt, beantragte beim Verwaltungsgericht Ansbach den sogenannten einstweiligen Rechtsschutz, um einen möglichen Bau zu stoppen. Das Gericht lehnte dies ab. Auch das Bayerische Verwaltungsgericht München entschied in zweiter Instanz so. Ein Urteil im Hauptverfahren, ob die Baugenehmigung an sich rechtens ist, steht zwar noch aus, doch Oberregierungsrat Jörg Pfaffenritter, höchster Beamter im Rother Landratsamt, geht davon aus, dass das zuständige Verwaltungsgericht in Ansbach nicht anders entscheiden wird als die Vorinstanzen. "Wir gehen davon aus, dass wir gewinnen", sagt Pfaffenritter. Seine Behörde habe vor allem das Lärmschutzgutachten eingehend geprüft und sei zu dem Ergebnis gekommen, dass ein Restaurant in dem als Mischgebiet gekennzeichneten Areal die Grenzwerte nicht überschreiten werde.

Da es sich um eine Einzelfallentscheidung gehandelt habe, sei eine Reihe von Behörden in diesem Verfahren gehört worden, erinnert sich Architekt Roland Stengel. Nur die Untere Naturschutzbehörde hatte damals Einwände. Eine Erle dürfe nicht gefällt werden, die großen Linden allerdings schon. Doch das sei nie geplant gewesen, versichert Stengel. Schließlich seien die Bäume das Prachtstück des geplanten Biergartens. Zu diesem Zeitpunkt hatte sich längst der Widerstand einiger Anwohner am Festplatz geregt. Bereits nach der erfolgreichen Bauvoranfrage vom 26. April 2016 mobilisierte Ulrich Winterhalter die Nachbarn. Er sammelte Unterschriften, verfasste ein Flugblatt und wandte sich an die Lokalpresse. Laut Winterhalter seien damals 21 von 23 Anwohnern gegen das Restaurant gewesen. "Ich befürchte, dass es für uns Anwohner ein Albtraum wird", sagt Winterhalter heute. "Am Grundsatzproblem hat sich nichts geändert." Ein Restaurant bringe eben Lärm und Verkehr. Deswegen habe er auch die richterliche Mediation, ein vorgerichtliches Schlichtungsverfahren mit Stadt, Landratsamt, Kläger und Beklagter, nach der ersten Runde abgebrochen. "Es hätte nur minimale Veränderungen gegeben", sagt Winterhalter.

Das sieht Architekt Roland Stengel anders. Er hat damals die Pläne noch einmal überarbeitet. "Wir hätten wirklich alles gemacht, was möglich war", sagt er. Eine zwei Meter hohe und elf Meter lange Natursteinmauer als Lärmschutzwand zum Biergarten war ebenso vorgesehen wie eine Schalldämpfung der Abluftanlage, eine Verlegung des Eingangs und des Raucherbereichs nach Norden. Der Gästeparkplatz wäre auf den Festplatz verlegt worden. Rund 20000 Euro hätten die zusätzlichen Maßnahmen gekostet, schätzt Stengel. Er habe bereits alle Pläne gezeichnet gehabt, doch nur wenige Stunden vor dem zweiten Mediationstermin habe Winterhalter diesen platzen lassen. Damit sind auch sämtliche Zusatzmaßnahmen nichtig. Das Restaurant kann nach den ursprünglichen Plänen gebaut werden.

"Ich wollte ja etwas Gutes tun für Heideck", sagt Monika Ilg. Sie möchte nicht polarisieren, betont sie. Bereits im Oktober möchte sie das Restaurant eröffnen, das inzwischen Heidexx Genusshütte heißt. Den ursprünglichen Namen Majamoth, gebildet aus den Anfangsbuchstaben der Familienmitglieder Marcel, Jasmin, Monika und Thomas, musste Monika Ilg aufgeben. Die Namensrechte hatte sich plötzlich ein anderer gesichert. Im Register des Münchner Patentamtes steht derzeit der Heidecker Hermann Fürsich. Die Widerspruchsfrist läuft am 14. März aus.
 

Robert Kofer