Hilpoltstein
BN: Flächen sparen statt ausweisen

26.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:17 Uhr

Hilpoltstein/Allersberg - Einen deutlich zu hohen Flächenverbrauch im Landkreis Roth kritisiert die Kreisgruppe im Bund Naturschutz in einer aktuellen Analyse.

In diesem Zusammenhang lehnt der BN die Ansiedlung weiterer Logistikzentren ab, wie es gerade in Allersberg diskutiert werde.

Hatte sich die bayerische Staatsregierung bei der Koalitionsbildung 2018 noch zu dem Ziel bekannt, den Flächenverbrauch bis 2030 auf fünf Hektar pro Tag zu reduzieren, unternehmen CSU und Freie Wähler der BN-Kritik zufolge zu wenig, um dieses Ziel auch zu erreichen. Denn die Staatsregierung setze nicht auf eine gesetzliche Obergrenze, sondern auf ein Maßnahmenpaket mit freiwilligen Anreizen zum sparsamen Flächenverbrauch. "Nach unserer Ansicht heißt das, es wird weiter nichts passieren", sagt der stellvertretende BN-Kreisvorsitzende Stefan Pieger.

Als einzigen konkreten Vorschlag zum Flächensparen in Bayern bezeichnet der BN die Idee des ehemaligen CSU-Bundestagsabgeordneten Josef Göppel für ein nachhaltiges Flächenmanagement. Göppel, der heuer bereits auf Einladung der Bürgerinitiative "Lebenswertes Allersberg" einen Vortrag in der Rothseehalle gehalten hat, rechnet vor, dass jeder der 13 Millionen Einwohner Bayerns im Schnitt nur 1,4 Quadratmeter pro Jahr versiegeln dürfte, wenn das Fünf-Hektar-Ziel eingehalten werden soll.

Für den Landkreis Roth mit seinen 126000 Einwohnern würde dies einen maximalen jährlichen Flächenverbrauch von rund 17 Hektar bedeuten. Der tatsächliche Verbrauch zum Beispiel für Siedlungs- und Verkehrsflächen liegt dagegen laut BN-Angaben im Landkreis Roth aktuell bei etwa 85 Hektar pro Jahr, also deutlich zu hoch.

Noch dramatischer sei der Flächenverbrauch aus Sicht der Landwirtschaft. Fast 160 Hektar pro Jahr verschwinden hier laut BN aktuell im Landkreis Roth. Teilweise für Siedlungs- und kommunale Verkehrsprojekte, aber in großem Maße auch für Wiederaufforstungen im Zuge des "ausufernden Autobahn-Bauwahns" im Nürnberger Reichswald würden landwirtschaftliche Flächen herangezogen. Der stellenweise zehnspurige Ausbau der Autobahnkreuze Nürnberg-Süd oder Nürnberg-Ost mache sich in den umliegenden Landkreisen wie in Roth als Ausgleichsflächen-Bedarf bemerkbar.

Die BN-Kreisgruppe ruft angesichts dieser Zahlen zu verstärkten Anstrengungen zum Flächensparen auf. "Die Kommunen stehen in der Verantwortung, mit Grund und Boden sparsam umzugehen", sagt die BN-Kreisvorsitzende Beate Grüner. Die aktuell wegen der Niedrigzins-Politik enorm hohe Nachfrage nach Immobilien sollte nicht als Maßstab für die Entwicklung der Gemeinden genommen werden. Bei tendenziell stagnierenden Bevölkerungszahlen drohten sonst langfristig Leerstände bei Wohnungen und in Gewerbegebieten. Klar abzulehnen sie in diesem Zusammenhang die Ansiedelung weiterer Logistikzentren wie für Allersberg geplant.

"Über 30 Hektar für ein Industriegebiet, noch dazu am Rande eines Wasserschutzgebiets, einem global agierenden Investor zu opfern, ist nicht nachhaltig und zeitgemäß", kritisiert der BN. 30 Hektar Verbrauch seien fast das gesamte Budget des Landkreises für zwei Jahre. Allersberg selbst hätte - nach Göppels Rechnung - mit seinen über 8000 Einwohnern einen Anspruch auf etwa einen Hektar pro Jahr. Die Marktgemeinde "verbrät also Flächen für die nächsten 30 Jahre".

HK