Thalmässing
Auch im Ruhestand geht's bergauf

Rucksack und Wanderstock für scheidenden Vorstandsvorsitzenden Willi Hussendörfer - "Gesicht der Raiffeisenbank"

03.08.2020 | Stand 23.09.2023, 13:19 Uhr
  −Foto: Karch

Thalmässing/Greding - Er ist über Jahrzehnte hinweg das "Gesicht der Raiffeisenbank in der Öffentlichkeit" gewesen, wie es Bürgermeister Georg Küttinger formulierte.

Nach genau 49 Berufsjahren ist Willi Hussendörfer in den Ruhestand verabschiedet worden. Mit sehr persönlichen Rückblicken und Geschenken haben Weggefährten und Kommunalpolitiker Hussendörfers Wirken für die Bank und die Region Thalmässing und Greding gewürdigt.

"Was mag an Ihrem ersten Arbeitstag in Ihnen vorgegangen sein? ", fragte sich Alexander Büchel, Vorstandsmitglied des Genossenschaftsverbands Bayern in der geselligen Runde, die sich zum Abschied von Willi Hussendörfer zusammengefunden hatte. Am 1. August 1971 hätte sich der neue Lehrling wohl nicht träumen lassen, dass er einmal als Vorstandsvorsitzender in der Genossenschaftsbank Verantwortung übernehmen würde. Die beeindruckende berufliche Karriere von Hussendörfer sei alles andere als selbstverständlich, aber in einem Genossenschaftsverbund möglich - wenn man sich mit Leib und Seele einsetze, betonte Büchel. "Bei einer Genossenschaft zu arbeiten, bedeutet mehr als ein Job, das ist immer auch Berufung. " Die Idee von Friedrich Wilhelm Raiffeisen, dass man Leute unterstützt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, habe auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren, zeigte sich Büchel überzeugt.

Willi Hussendörfers Lebenslauf sei geradezu ein Symbol für die Stabilität einer Genossenschaft. "Unaufgeregt und mit großem Fleiß" habe sich Hussendörfer den Aufgaben im Bankengeschäft gewidmet und dabei entscheidende Weichen gestellt. "Sie dürfen stolz auf das sein, was Sie geleistet haben", wandte sich Büchel an den ausscheidenden Vorstandsvorsitzenden. "Sie haben sich Respekt und Anerkennung weit über die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing hinaus erworben. " Mit einer Bilanzsumme von 290 Millionen Euro gehöre die Raiffeisenbank Greding-Thalmässing zwar zu den kleineren Banken, doch könne sie "auf solider Basis in die Zukunft blicken". Gerade jetzt habe sich wieder gezeigt, dass auf die Kraft und Robustheit der Kreditgenossenschaften in Krisenzeiten Verlass sei und die Genossenschaft immer an der Seite ihrer Mitglieder stehe.

Bei der Würdigung von Hussendörfers "Verantwortungsbewusstsein, Gestaltungswillen und Tatkraft" stand Alexander Büchel allerdings vor einem Problem: Die Ehrungen des Genossenschaftsverbands Bayern in Silber und Gold hat der Vorstandsvorsitzende bereits erhalten, so blieb nur noch die Überreichung einer Ehrenurkunde.

Einen ganzen Rucksack voller Geschenke hatten Carsten Krauß und Udo Wehrmann, die beiden Vorsitzenden des Kreisverbands, dabei, schließlich sollen Willi Hussendörfer und seine Frau Ingrid im Ruhestand auf große Wandertour durch Südtirol gehen. "Du warst immer eine sichere Bank", würdigte Carsten Krauß Willi Hussendörfers "lebensbejahende und lustige Art". Er sei stets derjenige gewesen, der durch seine Ausgeglichenheit für die nötige Balance gesorgt habe. "Wenn du einen Kontakt haben willst, schick' den Willi vor", sei die Devise bei Treffen und Konferenzen gewesen.

Als "Bua vom Dorf, der nicht so genau wusste, was er werden will", habe Hussendörfer etwas geschafft, was man nur erreiche, "wenn man sich durchbeißt". Das war nach Ansicht von Landrat Herbert Eckstein das Erfolgsrezept von Willi Hussendörfer. Die Kleinteiligkeit solcher Bankengrößen wie der der Raiffeisen Greding-Thalmässing sei leider heute keine Erfolgsgeschichte der Zukunft mehr, bedauerte Eckstein. "Das war doch die größte Kontrolle, wenn man den, der einem einen Kredit gegeben hat, regelmäßig auf der Straße getroffen hat", zeigte sich Eckstein überzeugt. "Da hätt's Wirecard nicht gegeben. "

Der Landrat erinnerte an die Fusion der Raiffeisenbanken Greding und Thalmässing, die "hat der Willi zambracht. " Trotz seines Erfolg sei er so geblieben wie er war, habe seinen "Weg ohne Schnickschnack" zurückgelegt. Er sei nie einer gewesen, der bei Veranstaltungen vorne stehen musste.

Zum Abschied löste der Landrat eine alte Schuld ein: Da Hussendörfer ihm einmal bei einer Veranstaltung ein Sakko geliehen hatte, gab er jetzt eines von seinen weiter. Und einen Wanderstab als Symbol für Wanderstöcke, die den Ruheständler auf seinen Touren durch Südtirols Berge stützen sollen. Ein Wanderstock sei zudem wie Hussendörfer ein Symbol für "Bodenständigkeit und Verlässlichkeit".

Dass Hussendörfer trotz seines Erfolgs nie seine Wurzeln vergessen habe, hob Bürgermeister Georg Küttinger hervor, der auch für seinen Gredinger Kollegen Manfred Preischl sprach. Fast 30 Jahre habe Hussendörfer in leitender Position gewirkt und sei damit das "Gesicht der Raiffeisenbank in der Öffentlichkeit" gewesen. Als Bürgermeister sei er froh, mit der Raiffeisenbank einen zuverlässigen Partner vor Ort zu haben, bei Bankgeschäften, als Arbeitgeber, als Gewerbesteuerzahler und auch als großzügiger Unterstützer im gesellschaftlichen Bereich.

Einige Anekdoten aus Willi Hussendörfers Leben kramte Aufsichtstratsvorsitzender Gerhard Lang hervor. Er wünschte Hussendörfer einen schönen Unruhestand und lud ihn ein, im Ruhestand mal bei ihm vorbeizuschauen - auf einen "ausgependelten Ingwertee".

Hussendörfers Nachfolger als Marktvorstand, Ralph Weber, der die Feier organisiert hatte, hatte sich zusammen mit Mitarbeitern viel Arbeit gemacht und eine spezielle Chronik zusammengestellt. Sie zeigt die Höhepunkte von Hussendörfers 49 Jahre dauerndem Arbeitsleben bei der Raiffeisenbank. Damit er die Genossenschaft nicht vergisst, gab es das VR-Zeichen in gebackener Form und ein "Feierabend-Brot" für die nächste Wandertour.

"An Tagen wie diesen" sei die Neigung zu übertreiben, besonders stark ausgeprägt, war sich Willi Hussendörfer sicher. "Aber es hat sich ja gut angehört", quittierte er die Aussagen seiner Vorredner mit einem Schmunzeln. Sein Dank galt vielen Weggefährten seines Berufslebens, die Corona-bedingt nicht alle zur Verabschiedung kommen konnten. Die früher oft nur als "graue Maus" wahrgenommene Raiffeisenbank sei eine "akzeptierte und wichtige Bankengruppe" geworden, resümierte er nicht ohne Stolz. Und er kennt auch das Rezept dafür: "Langfristig erfolgreich ist man nur gemeinsam. "

Als Antwort auf die vielen guten Wünsche für seinen Ruhestand zitierte er ein Sprichwort aus Köln: "Wat kütt, dat kütt. Et kütt wie et kütt. Und et hätt noch emmer joot jejange. "

HK

Andrea Karch