Hilpoltstein
"Tatsächlich sind die Menschen da"

Unbefriedigend für alle: Abgelehnte Asylbewerber reisen seltenst aus, noch können sie abgeschoben werden

26.11.2019 | Stand 23.09.2023, 9:38 Uhr
Abgelehnte Asylbewerber reisen aus oder werden abgeschoben - so die Theorie. In der Praxis passiert das eher selten, zurück bleiben Menschen, die nicht wissen, wie es weitergeht. −Foto: Kappeler/dpa

Hilpoltstein (HK) Zum ganz großen Aufreger taugt das Thema Asyl schon seit geraumer Zeit nicht mehr.

Was aber nicht heißt, dass die Situation der Flüchtlinge besser und der Umgang mit der Thematik einfacher geworden wäre. Die Probleme haben sich nur verschoben, wie der Bericht von Sven Muth im jüngsten Sozialausschuss zeigte.

Vorab: Natürlich ist es mittlerweile so, dass nur noch wenige Menschen hier neu ankommen. Im Vorjahr waren es noch 37, aktuell sind es 21. Zumeist stammen die Geflüchteten aus Äthiopien, Irak, Iran und Syrien. Auch neu im Landkreis sind 80 Familienangehörige, die zu Anerkannten nachgezogen sind. "Da haben wir weit mehr erwartet", sagte Muth. Zwei Drittel davon sind im Übrigen Kinder.

Laufende Verfahren hat es im Vorjahr 359 und aktuell 299 gegeben. Demgegenüber stehen relativ wenige Entscheidungen. 37 hat das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge im Bereich des Landkreises getroffen. 14 Anliegen wurden anerkannt, 23 wurden abgelehnt. Unter dem Strich sieht es aktuell so aus: 575 anerkannte Flüchtlinge leben im Landkreis Roth, dazu kommen die 299 laufenden Verfahren und 256 Menschen, deren Antrag abgelehnt wurde. Macht insgesamt 1130 Flüchtlinge, wovon zwei Drittel Männer sind.

256 Menschen leben somit im Landkreis Roth, die eigentlich nicht hier sein dürften. Eine Situation, die der Gesetzgeber so nicht vorgesehen habe, sagte Muth. "Tatsächlich sind die Menschen da. " Denn letztlich funktioniere die Idee, dass nach der Ablehnung die Ausreise folgt, nicht. Zumal viele Länder überhaupt nicht gewillt sind, die abgelehnten Asylbewerber wieder aufzunehmen. Es bleiben somit frustrierte Menschen zurück, die nicht wissen, wie ihre Zukunft aussieht. Denn arbeiten dürfen sie meist auch nicht, bleibt also viel Zeit zum Abhängen - nachdem schon viel Zeit verstrichen ist seit dem Zeitpunkt der Antragsstellung.

Laut den Zahlen, die Muth vorlegte, haben 2019 genau sieben Menschen den Landkreis in Richtung Heimatland verlassen: eine Abschiebung und sechs freiwillige Ausreisen.

Von denen, die hier leben dürfen, haben mittlerweile 253 eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung, 45 absolvieren eine Ausbildung. Zu Beginn des aktuellen Ausbildungsjahres haben 13 Jugendliche eine Ausbildung begonnen. "Fluchtkunden" bei der Arbeitsagentur - so die Bezeichnung - waren es 2019 bisher 243, deutlich weniger als in den Vorjahren, wo 2017 mit 423 der Höchststand erreicht wurde. Dabei ist das Verhältnis zwei Drittel Männer, ein Drittel Frauen. 85 habe man heuer bereits auf dem Arbeitsmarkt integrieren können, so Gudrun Krach vom Jobcenter Roth, die den Ausschussmitgliedern die Zahlen vorstellte. Das entspreche einer Quote von 28,7 Prozent, damit belegen man Rang 9 von 23 vergleichbaren Arbeitsagenturen.

Rainer Messingschlager