Hilpoltstein
Die Burg wird geräumt

Arbeiterwohlfahrt kündigt Mietverträge mit den Flüchtlingen im ehemaligen Krankenhaus

17.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:41 Uhr
Einst Krankenhaus, dann Pflegeheim und bis jetzt Asylbewerberunterkunft: Aber auch für diesen Zweck hat der marode Bau unterhalb der Burg bald ausgedient. −Foto: Bader

Hilpoltstein (HK) Das frühere Krankenhaus an der Hilpoltsteiner Burg hat als Asylbewerberunterkunft ausgedient. Aktuell leben dort nur noch neun Flüchtlinge, die aber bald ausziehen müssen. Zum Ende des Monats Juni hat ihnen der Eigentümer, die Arbeiterwohlfahrt Mittelfranken-Süd, die Kündigung ausgesprochen.

Da diese neun Bewohner bereits anerkannt oder geduldet sind, haben sie kein Anrecht mehr auf eine Unterbringung in einer Asylbewerberunterkunft. Deshalb hatte die Arbeiterwohlfahrt mit ihnen private Mietverträge für die einzelnen Zimmer abgeschlossen. "Unsere Aufgabe ist es aber nicht, Wohnraum zu vermieten, sondern Pflegeheime zu betreiben", stellt Hartmut Hetzelein, AWO-Vorsitzender des Kreisverbandes Mittelfranken-Süd, klar. Als in den Jahren 2014/15 viele Flüchtlinge in den Landkreis gekommen sind, sei man der sozialen Verantwortung gerecht geworden, so Hetzelein. "Das Landratsamt hat uns gefragt und wir haben in großer Not geholfen." Bis zu 31 Geflüchtete hätten auf der Burg zu Spitzenzeiten gleichzeitig Platz gefunden. Das Gebäude sei mittlerweile aber marode und die Brandmeldeanlage müsste erneuert werden. "Wir können die Verantwortung nicht mehr übernehmen", betont Hetzelein. Deshalb habe man sich für die Kündigung entschieden. "Aber die kommt ja nicht von heute auf morgen."

Für Mieter - egal ob Deutsche oder Ausländer - ist es derzeit allerdings sehr schwierig, eine günstige Wohnung zu finden. Deshalb freut sich Frank W. Krebel vom Hilpoltsteiner AWO-Kompetenzzentrum, der auch im Asylhelferkreis aktiv ist, dass von den neun Flüchtlingen einige bereits eine neue Bleibe gefunden hätten. Für die anderen sei man noch auf der Suche, das sei auch aktuell Thema bei den Treffen des Helferkreises. Krebel hofft, dass sich Privatvermieter finden, die Wohnraum geben. Die Flüchtlinge seien "vernünftige Leute, sehr gefestigt und umgänglich. Sie halten Ordnung in der Burg." Dort könnten sie jedenfalls nicht mehr bleiben, zeigt sich Krebel überzeugt, das Haus sei zu sehr in die Jahre gekommen, voller Mängel und "müsste komplett renoviert werden".

Dass sich das nicht mehr lohnt für eine Handvoll Vermietungen, stellt auch Hetzelein klar. Allein in die Brandmeldeanlage müsste man 50000 Euro stecken, rechnet er vor. Überhaupt: Eine Sanierung kommt für die Arbeiterwohlfahrt, die einst das Gebäude dem Landkreis für eine Mark abgekauft und dort lange ein Pflegeheim betrieben hatte, nicht in Frage. Nach dem Umzug von 26 Pflegebedürftigen in das neu errichtete AWO-Kompetenzzentrum an der St.-Jakob-Straße in Hilpoltstein im Jahr 2011 habe das Haus leer gestanden. Bis die Flüchtlinge kamen.

Nun ist offen, was mit dem denkmalgeschützten Gebäude passieren wird. Die Arbeiterwohlfahrt würde es am liebsten verkaufen. Allerdings stehen die Investoren nicht gerade Schlange, der Deal mit einem gebürtigen Hilpoltsteiner, der dort für eine zweistellige Millionensumme ein Kinderhospiz etablieren wollte, hat sich als Windei erwiesen. "Das wäre ein Sechser im Lotto gewesen", sagt Hetzelein. "Aber er hat uns fast zwei Jahre lang an der Nase herumgeführt." Dass sich an der Situation auf der Burg etwas ändern wird, glaubt auch Hilpoltsteins Bürgermeister Markus Mahl derzeit nicht: "Kurzfristig wird sich da nichts tun."
 

Monika Meyer