Greding
An Containern führt kaum ein Weg vorbei

Stadtverwaltung sucht fieberhaft nach weiteren Möglichkeiten der Betreuung in Kindergärten

05.05.2020 | Stand 23.09.2023, 11:54 Uhr
Stummer Protest: Eltern fordern, dass in Sachen Betreuungsplätze für Kinder und Waldkindergarten in Greding stärker aufs Tempo gedrückt wird. Die Stadtratsmitglieder können die Appelle vor dem Gredoniaheim kaum übersehen. −Foto: Luff

Greding - Wie geht es mit den Kindergärten in Greding weiter?

Wenn sie denn erst einmal für alle wieder öffnen dürfen? Das ist eine Frage in der Stadtratssitzung am vergangenen Donnerstag gewesen, obwohl das Thema gar nicht auf der Tagesordnung stand. Doch zum einen hatten sich Eltern an unsere Zeitung gewandt, weil ihnen droht, im kommenden Kindergartenjahr kein Betreuungsplatz zur Verfügung zu stehen. Zum anderen protestierten sie vor der Sitzung stumm. Aber deutlich: Die Ratsmitglieder mussten über ihre Slogans laufen, um zur Sitzung ins Gredoniaheim zu gelangen.

"Wegen des Coronavirus sind wir nicht persönlich da", stand da beispielsweise zu lesen. Aber auch Werbung für den Waldkindergarten, der "eine Alternative für die überfüllten Regelkindergärten" sei, die man schon mit Containern erweitern müsse. Es sei nicht endgültig geklärt, ob man mit genügend Abstand zu den Mitstreitern in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen demonstrieren dürfe, erklärte Katja Huber, die Initiatorin des Waldkindergartens und der Demo. Deshalb hätten sich betroffene Eltern für diese Variante entschieden.

Die ebenfalls half: Bürgermeister Manfred Preischl (FW) sprach in der Sitzung die Problematik an. Mit dem Kreisverband Südfranken des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) sei ein Gespräch vereinbart, um den Waldkindergarten voranzubringen. Und mit den Betreibern der Gredinger Regelkindergärten sei er dabei, genügend Kapazitäten für alle Anfragen sicherzustellen. Für den Kindergarten St. Ägidius in Röckenhofen habe er beim Landratsamt bereits einen Antrag auf Erweiterung der Betriebserlaubnis gestellt, für den Kindergarten St. Martin in Greding strebe er dies an - wenn die zuständige Betreiberfirma mitspielt. Das müsse noch geklärt werden.

Thomas Schmidt (CSU) widersprach diesem Vorhaben heftig. Der Stadtrat weiche mit seinen 20 Mitgliedern ins Gredoniaheim aus, um genügend Abstand zueinander wahren zu können, sagte er. Die Kinder wolle man aber in überfüllt Räume quetschen, das könne er nicht nachvollziehen: "Ich fordere eine andere Lösung. "

Er führte noch einen zweiten Grund an, weshalb Preischl vom Kindergarten St. Martin abrücken solle. Da das Gebäude nicht der Kommune gehört, sondern der Kirche, sei diese auch für den laufenden Betrieb und etwaige Sanierungen zuständig. Was sich wiederum auf die Beiträge auswirke, die Eltern für die Betreuung ihrer Kinder bezahlen müssten. Schmidt bezifferte den Mehraufwand im Vergleich zur Betreuung in anderen Kindergärten im Gemeindegebiet auf 500 bis 600 Euro im Jahr. Trotz dieser Ungerechtigkeit solle jetzt ausgerechnet der Kindergarten St. Martin noch dichter belegt werden. Er forderte, der Bürgermeister solle stattdessen lieber "ernsthaft den Waldkindergarten in Angriff nehmen".

Nach dem montäglichen Gespräch Preischls mit Markus Schweizer, dem Geschäftsführer der katholischen Kindertagesstätten im Umkreis, deutet sich tatsächlich eine andere Alternative an. Er werde erst einmal keinen Antrag auf Betriebserweiterung stellen, sagte Schweizer auf Anfrage unserer Zeitung: "Ich habe momentan keinen Handlungsbedarf. " Im Gegenteil sei der Kindergarten St. Martin eigentlich schon überbelegt, da zwei Kinder einen besonderen Förderbedarf hätten - sie werden damit stärker gewichtet.

Doch Schweizer zeigte im Gespräch mit dem Bürgermeister einen anderen Weg auf - ähnliche Erfahrungen habe auch der Kindergarten St. Martin in der Vergangenheit schon gemacht: In mehreren Schritten wurde die Tageseinrichtung - also Kindergarten und Krippe - erweitert. Zeitweise wichen die Kinder in dieser Zeit schon zum Turnen in die Schulturnhalle aus. Das könnte man jetzt auch beim Johannes-Kindergarten versuchen, so Schweizer. Denn der liege ohnehin nahe der Schule, zudem sei die evangelische Kirche designierter Träger des Hauses für Kinder. Wenn das steht, müsse man dort ohnehin Personal aufbauen, "es wäre ein fließender Übergang". Die derzeitigen Container auf dem Gelände des Johannes-Kindergartens könnten dann zum Gruppenraum umfunktioniert werden. "Das ist besser als St. Martin vollzustopfen. "

Bürgermeister Preischl sagte auf Anfrage, diese Alternative sei denkbar und werde - auch im Gespräch mit der evangelischen Kirche - bald geprüft. Die Erweiterung von St. Martin sei für ihn aber auch noch nicht vom Tisch. Er habe Schweizer gebeten, dieser möge noch einmal in sich gehen. Insgesamt arbeite die Stadt mehrgleisig, um doch alle Kinder in einem Kindergarten - allerdings wohl wirklich in einem Container - unterzubringen. Zudem seien zwei weitere Plätze im Kindergarten St. Ägidius mittlerweile vom Landratsamt genehmigt.

Auch mit dem BRK hat es Preischl inzwischen Fortschritte gegeben, beim Waldkindergarten "geht der Zug auch weiter". Er wolle jedoch nicht ständig Wasserstandsmeldungen abgeben, so Preischl, der versicherte: "Wir arbeiten mit Hochdruck an der Geschichte. "

HK

Volker Luff