Hilpoltstein/Altdorf
Abgeordneter seit 6 Uhr morgens

Jan Plobner rückt als letzter bayerischer SPD-Kandidat in den Bundestag - Schon am Abend nach Berlin

27.09.2021 | Stand 23.09.2023, 21:00 Uhr
Unglaublich, aber wahr: Am Wahlabend jubelt Jan Plobner gemeinsam mit Marcel Schneider (links) noch über den Sieg seiner SPD, erst am Montagmorgen erfährt der 29-jährige Altdorfer, dass auch er selbst in den Bundestag einzieht. −Foto: Kofer

Hilpoltstein/Altdorf - Viel geschlafen hat Jan Plobner in der für ihn persönlich extrem aufreibenden Wahlnacht nicht. "Zwei Stunden müssen reichen", sagt der 29-jährige Altdorfer, "und ja, man darf gratulieren". Zum Einzug in den Bundestag. Erst um 6 Uhr morgens stand der für den Direktkandidaten der SPD im Wahlkreis 246 Roth-Nürnberger Land fest. 23 Abgeordnete aus Bayern schickt die SPD über ihre Landesliste nach Berlin, Plobner hat Platz 23.

"Weniger hätte es nicht sein dürfen", sagt Plobner, der um 9 Uhr schon wieder im Zug von Altdorf nach Nürnberg sitzt. Der Standesbeamte muss mit seinem Arbeitgeber, der Stadt Nürnberg, den Wechsel in den Bundestag klären. Das nächste Zugticket hat er auch schon in der Tasche: noch am Montagabend geht es nach Berlin. Dort trifft sich am heutigen Dienstag zum ersten Mal die neue SPD-Bundestagsfraktion. Jan Plobner ist einer von 53 Neulingen in der Fraktion, die auf 206 Frauen und Männer angewachsen ist. Da muss erst einmal viel Organisatorisches geklärt werden. "Ich werde mich erst einmal im Hotel einquartieren", sagt Plobner. Er werde wohl bis Donnerstag in der Hauptstadt bleiben. Auf Dauer will er sich in Berlin "eine Wohnung oder WG" suchen.

Aber auch zuhause erwartet den Abgeordneten viel Arbeit. "Ich werde ein Büro im Nürnberger Land aufbauen und eines im Landkreis Roth." Das eine wird wohl in seiner Heimatstadt Altdorf entstehen, das andere gibt es bereits: die SPD-Geschäftsstelle in Roth. Dazu kommt ein Abgeordnetenbüro in Berlin.

Auch Mitarbeiter braucht Plobner jetzt. "Ich werde jetzt mal mein Budget prüfen." Er möchte ein Team aus erfahrenen und jungen Leuten um sich scharen und sich so oft wie möglich im Wahlkreis umschauen. "Ich werden den Schwerpunkt im Landkreis Roth setzen, um dort bekannter zu werden", sagt Plobner. Im Landkreis Roth hat er lediglich 13,8 Prozent der Erststimmen bekommen, im gesamten Wahlkreis sind es immerhin 16,9 Prozent. "Ich komme ja aus dem Nichts ", erklärt Plobner dieses Ergebnis. Aber er sehe das Ergebnis "als Auftrag, mehr zu machen".

Hier wird das Gespräch zum ersten Mal unterbrochen. Plobners Zug passiert gerade den Reichswald. Der ist so groß, dass bis Fischbach zwei weitere Funklöcher folgen. "Die digitale Infrastruktur in Deutschland ist nicht konkurrenzfähig", sagt Plobner. Die nächste Regierung müsse dringend den Rückstand aufholen. Ein Anliegen, das bei einer Ampel gut aufgehoben wäre, findet der SPD-Abgeordnete.

Die, also ein Bündnis aus SPD, Grünen und FDP, entspreche auch "am ehesten dem Wunsch der Wähler". Ebenso wie der Regierungsauftrag für Olaf Scholz. "Die SPD hat einen klaren, wenn auch knappen Wahlsieg eingefahren und die CDU/CSU hat über acht Prozent verloren. Da hat Armin Laschet keinen Regierungsauftrag." Eine Fortsetzung der Großen Koalition unter umgekehrten Vorzeichen räumt Plobner nicht viel Chancen ein: "Eine GroKo wird auf beiden Seiten nicht mehr gewünscht." Jetzt gehe es darum, die Koalitionsverhandlungen pragmatisch anzugehen.

Dass mit Ralph Edelhäußer (CSU) und Kristine Lütke (FDP) zwei weitere Kandidaten aus dem Wahlkreis 246 in Berlin vertreten sind, findet Plobner gut. "Das kann dem Landkreis und dem Wahlkreis nur gut tun." Da könne man auch mal parteiübergreifend Projekte durchbringen. Das Ende des Funklochs im Zug wäre ein schöner Anfang.

HK

Hilpoltstein

Robert Kofer