Das Gedächtnis der Stadt ist ausgelöscht

25.11.2008 | Stand 03.12.2020, 5:24 Uhr

Verstarb völlig unerwartet am vergangenen Montagabend: Stadtheimatpfleger Konrad Held. - Foto: oh

Eichstätt (EK) Das Gedächtnis der Stadt Eichstätt ist ausgelöscht. Stadtheimatpfleger Konrad Held ist am Montagabend völlig überraschend im Alter von 72 Jahren während einer Kreuzfahrt im Mittelmeer an einem Herzinfarkt gestorben.

Mit ihm verliert die Stadt einen unersetzlichen Streiter, wenn es um die Bewahrung der Erinnerung an die Geschichte der Stadt von den Anfängen bis in die Jetztzeit geht. Der Tod von Konrad Held, Träger der Bürgermedaille, ist zugleich ein tiefer Einschnitt für bürgerschaftliches und ehrenamtliches Engagement für eine Kommune.

Allein was der gebürtige Eichstätter Konrad Held für die 1100-Jahr-Feier der Stadt geleistet hat, ist kaum zu fassen. Er hat die Redaktion des Jubiläumskalenders übernommen, war für die Ausarbeitung des Stadtlesebuchs verantwortlich, war Ratgeber und Helfer für alle Vereine, Verbände und Organisationen, die sich am Festzug beteiligten.

Er war Ansprechpartner und Partner für alle Menschen in der Stadt, die sich in irgendeiner Weise mit der Geschichte und den Geschichten, den Sagen und Erzählungen, der Kultur, der Sprache befassen wollten und befasst haben. Jeder, ob Eichstätter, Zugereister, Alteingesessener oder Student konnte sich an ihn wenden, wollte er Auskunft haben.

Auch der EICHSTÄTTER KURIER/DONAUKURIER verliert mit Konrad Held einen gewissenhaften und engagierten Mitarbeiter, der von 1959 bis 1982, von 1962 an als verantwortlicher Redakteur, die Heimatzeitung geleitet hat. 1963 verschlug es ihn vorübergehend nach Ingolstadt und Hilpoltstein. 1983 wurde Held Chefredakteur beim Heinrichsblatt, der Kirchenzeitung für das Bistum Bamberg, kehrte aber 1992 nach Eichstätt als Verlagsleiter und Chefredakteur der Kirchenzeitung für das Bistum Eichstätt zurück.

Nicht erst im Ruhestand, aber vor allem nach seinem Ausscheiden aus dem Beruf Ende Januar 2001, war Held auf vielen Feldern aktiv. Er war zwölf Jahre lang für die CSU Mitglied im Stadtrat (1996 bis 2008), seit 1979 Stadtheimatpfleger, dessen Rat, wenn auch unaufdringlich und nicht polternd, stets gefragt war, er war Mitglied (zeitweise auch Vorsitzender) der Freunde des Jura-Museums, Chef der Bücherei des St. Michaels-Bundes und der Stadt, engagiert beim Obst- und Gartenbauverein. Und er hat als freier Mitarbeiter weiter für seinen EK geschrieben – die fast täglichen "Heiligen" und zuletzt die monatlich erschienene Seite zur Stadtgeschichte anlässlich der 1100-Jahr-Feier.

Konrad Held hat sich für seine christliche Überzeugung eingesetzt: als Vorsitzender des Männervereins Casino, als Vorsitzender des Sachausschusses Medien im Diözesanrat, als Vorsitzender des Cartellverbandes Eichstätt der Katholischen Deutschen Burschenschaften und als Chefredakteur der Kirchenzeitung.

Konrad Held war nie der beredte Dampfplauderer. Auch nicht, wenn er Geschichten erzählte oder als Fastenprediger Bruder Barnabas den Bockbierfreunden zur Fastenzeit die Leviten las, als Schtodgatna, Stoabrichler oder als Batzenschullehrer die Geschehnisse in Stadt und Landkreis auf seine, humorvolle, manchmal auch derbe Weise – mit seinem bekannt verschmitzten Lachen – kommentierte und interpretierte. Held gehörte eher zur Spezies der Schweiger und Beobachter, der mit dem Mittel des geschriebenen Wortes fein, scharfsinnig, akkurat und bewegt und bewegend die Zeitabläufe festhielt, sie kommentierte und daraus seine eigenen, respektierten Schlüsse zog.

Seine Stadt war Konrad Held stets Verpflichtung, sein uneingeschränktes Engagement für die Heimat Ehrensache. Seine Reden, Schriften und Bücher, sein Eintreten für den Menschen, deren Geschichte, deren Sprache und Kultur sind ein Zeugnis dafür. Welcher Verlust der Tod von Konrad Held für die Stadt, die Geschichte, die Bürgerschaft und das bürgerschaftliche Engagement ist, kann jetzt noch nicht ermessen werden. Sein Nicht-Mehr-Dasein wird erst in Monaten bewusst werden. Die Redaktion des EICHSTÄTTER KURIER betrauert mit seiner Frau Edeltraud Held und den drei Kindern mit ihren Familien den Tod von Konrad Held.