Eichstätt
Wolf im Landkreis unterwegs?

Aufnahmen von Wildkamera legen Vermutung nahe - Zum ersten Mal im Bild

28.05.2020 | Stand 02.12.2020, 11:16 Uhr
Ein richtiger Wolf oder nur ein "wolfsähnlicher Hund"? Diese Aufnahme wurde am 23. Mai in der Nähe von Breitenfurt von einer Wildkamera gemacht. Verschiedene Merkmale deuten darauf hin, dass es sich um einen Jungwolf handeln könnte. −Foto: privat

Eichstätt - Der Wolf hat nun möglicherweise auch den Landkreis Eichstätt für sich entdeckt. Diesen Schluss lassen jedenfalls Aufnahmen von Wildtierkameras zu, die ein "wolfsähnliches Tier" zeigen, das durchs Unterholz streift.

 

Die Wahrscheinlichkeit, dass es sich tatsächlich um einen Wolf handelt, sei relativ hoch, so der Eichstätter Willi Reinbold, Wolfsbeauftragter für Bayern des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), gegenüber unserer Zeitung.

Eine Aufnahme stammt vom 23. Mai und wurde im westlichen Landkreis in der Nähe von Breitenfurt (Gemeinde Dollnstein) gemacht, eine weitere am Tag zuvor bei Adelschlag. Hier wurde offensichtlich dasselbe Tier abgelichtet, ist Reinbold überzeugt. In der Einstufung der Dokumentations- und Beratungsstelle des Bundes zum Thema Wolf (DBBW), die die Bilder mittlerweile ausgewertet hat, liegt das betreffende Tier in der Kategorie C3. Das bedeutet laut Reinbold: "wahrscheinlich Wolf". C1 hieße beispielsweise "eindeutiger Nachweis". Leider seien die Fotos zu unscharf, um hier eine klare Einordnung vornehmen zu können, bedauert der Tierschützer.

Dass sich damit zum ersten Mal ein Wolf im Landkreis Eichstätt blicken lässt, ist Reinbold zufolge nicht anzunehmen. Er habe schon zahlreiche Meldungen von Sichtungen wolfsähnlicher Tiere erhalten. Zum ersten Mal sei es aber gelungen, einen Wolf, wenn er denn einer sei, fotografisch festzuhalten.

Augenscheinlich handle es sich hier um einen einzelnen Jungwolf, so Reinbold weiter. Ob er nur auf der "Durchreise" ist oder sich möglicherweise in der Region niederlässt, sei noch offen: "Die Chancen stehen 50:50." Immerhin finde der Rüde oder die Fähe hier angesichts des Reh- und Wildschweinbestands "Nahrung im Überfluss" vor: "Das ist für die das Schlaraffenland." Bei einem Aktionsradius von 60 bis 70 Kilometern am Tag sei aber auch anzunehmen, dass der "Eichstätter Wolf" längst schon wieder über alle Berge ist.

Muss man nun Angst vorm "bösen Wolf" haben? Quatsch, sagt Reinbold: "In den vergangenen 40 Jahren wurde europaweit kein aktiver Angriff auf einen Menschen durch einen Wolf bekannt."

Bei Übergriffen auf Nutztiere sehe es dagegen etwas anders aus: "Der Wolf greift sich das, was er am leichtesten bekommen kann." Und da könne schon mal ein Schaf dabei sein. Deshalb seien entsprechende Schutzmaßnahmen wie Elektrozäune und Herdenschutzhunde für Schafherden notwendig. In Gegenden mit den erforderlichen Vorkehrungen liege die Quote bei Nutztierrissen durch den Wolf bei unter einem Prozent, beruhigt Reinbold.