"Erstaunlich offen"

09.05.2019 | Stand 02.12.2020, 14:01 Uhr

Zum Artikel "Eichstätter Bischof übt Selbstkritik", EK vom 1./2. Mai 2019: Eva Chloupek schreibt, Bischof Hankes Text in der Herder-Korrespondenz habe innerkirchliche Wellen geschlagen.

Mag sein, ich wünsche es mir. Der Bischof stellt in seinem Beitrag erstaunlich offen und selbstkritisch seine Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Finanzdebakel dar; der Missbrauchsskandal kommt übrigens erst am Schluss als Symptom zur Sprache. Er prangert die klerikale Abgeschlossenheit und Selbstbezogenheit der Kirche an, die durchbrochen werden müsse, hin zur Offenheit für die profane Welt, für die Erfahrungen und Fähigkeiten von "Weltchristen". Für mich sind das aus seinem Mund neue Töne. Eben deshalb bezweifle ich, ob dazu die Stimme des Herrn Hürter ("Wir sind Kirche") angemessen, gar repräsentativ für die Katholiken ist. Ein Pfarrgemeinderat, ein Dekanatsrat, ein Diözesanrat repräsentieren zehn-, hundert-, tausendfach mehr Katholiken als Herr Hürter Ich muss allerdings einräumen, dass nicht wenige von diesen in der Krise unserer Kirche immer noch "den Schlaf der Gerechten" schlafen.

Aber längst ist, in anderen Diözesen stärker als bei uns, nicht nur die Diskussion im Gang über neue, offenere Formen von Pastoral und kirchlichem Leben, gemeinsam getragen von Priestern, Hauptamtlichen und "Laien"; es laufen dazu auch praktische Versuche neuer Gemeindeleitung. Unsere Laienvertretungen, zumal der Diözesanrat, sollten die Bälle, die inzwischen von Bischöfen, auch von Bischof Hanke, zugespielt werden, aufnehmen. Unsere Antwort auf die Krise der Kirche darf nicht resignierend, muss vielmehr positiv, aktiv und vorausblickend sein.

Bernhard Sutor,
Eichstätt