Eichstätt
Der wahre Leutnant Krach

"Nach der Natur gemaltes Portrait" des Kommandanten von Künstler Anton Franz wiederentdeckt

19.04.2019 | Stand 23.09.2023, 6:42 Uhr
Das wahre Gesicht des Schlossleutnants Lorenz Krach zeigt ein Portrait des Eichstätter Hofmalers Anton Franz, das um 1800 entstanden ist. Das Bild wurde jetzt erst wiederentdeckt. Ebenfalls im Besitz des Historischen Vereins: der originale Bierkrug des Schlossleutnants mit eingraviertem Namenszug und die Abbildung einer Schützenscheibe aus dem Jahr 1877, die die Kapitulation der Willibaldsburg von 1796 darstellt. −Foto: Sammlung Ettle

Eichstätt (EK) Im Tresor des Historischen Vereins lagert neben anderen wertvollen Archivalien eine Schriften- und Bildermappe des einstigen Stadtbaurats im 19. Jahrhundert, Julius Velhorn. Bei der Routine-Kontrolle der Dokumente wurde jetzt ein Portrait von Schlossleutnant Lorenz Krach wiederentdeckt, das um 1800 entstanden ist und damit "das wahre Gesicht" des alten Haudegens zeigt.

Hinzu kommt, dass es dem Historischen Verein (HV) vor kurzem geglückt ist, das Bierkrügl Krachs mit dessen im Zinndeckel eingraviertem Namenszug in Regensburg zu erwerben. Vor mehreren Jahren gelang es dem HV schon, einen von Krach geschriebenen Passierschein für einen Soldaten nach Eichstätt zu holen. Der Offizier ist in Stadt und Land heute noch äußerst populär dank der wöchentlichen Glosse des EICHSTÄTTER KURIER. Interessant ist auch, dass sich der Historische Verein im Jahr 2007 die Marke "Schlossleutnant Lorenz Krach" als Patent Nr. 307.18.421 der Bundesrepublik Deutschland gesichert hat.

Seit seinem Kommando auf der Burg beschäftigt der ehemalige preußische und spätere fürstbischöfliche Soldat Lorenz Alexander Krach die Fantasie von Schriftstellern, Journalisten, Komponisten und Lesern. Bürgermeister Eduard Mager schrieb 1912 über ihn ein Theaterstück, in den Jahren 1996 und 2008 gab es die Krach-Festspiele des Autors Florian Schmidt. Der ehemalige Stadtkapellmeister Hans Lutz hat dem Offizier ein musikalisches Denkmal gesetzt. Er komponierte den "Leutnant Lorenz-Krach-Marsch". Das bisher von Krach bekannte Bild stammt vom Schlachtenmaler Luis Braun und entstand nach der Fantasie des Künstlers am Ende des 19. Jahrhunderts.

Der in der lokalen Geschichte sehr bewanderte Eichstätter Joseph Meier hat 1971 eine umfangreiche Biographie des Schlossleutnants verfasst. Außerdem stammt von ihm die "Krachiade" mit 196 Verszeilen, in der er "den Beschirmer der Eichstätter Veste" würdigte. Wie anhand verschiedener Schriftstücke festzustellen ist, wurde Krach in der Högelsmühle, Bezirksamt Beilngries, im Jahr 1724 geboren. Er war lange Zeit Soldat in der Armee Kaiser Friedrich des Großen in Preußen, ehe er 1776 als Wachtmeister in das Militär-Korps des Eichstätter Fürstbischofs Raymund Anton Graf von Strasoldo (1757 bis 1781) eintrat. 1782 wurde Krach zum Schlossleutnant befördert und im Februar 1802 bei der Übergabe des Eichstätter Landes an das Churfürstentum Bayern pensioniert. Laut Eichstätter Hof- und Staatskalender war der Posten des Schlosshauptmanns 1782 bis 1802 nicht besetzt, "womit Lieutenant Krach der ranghöchste Offizier der "Hochfürstlichen Kommandantschaft und Schlossgarde auf Sankt Willibaldsberg war".

Was Lorenz Krach unvergessen macht, ist freilich nicht exakt belegt. So soll er im September 1796 einer rund 12000 Mann starken französischen Abteilung mit einer List die Stirn geboten und so die Erstürmung der Willibaldsburg verhindert haben. Irgendeine "Lumperei" muss ihm wohl eingefallen sein. Der Überlieferung nach standen ihm nämlich nur ein paar Veteranen und Feuerwerker als Burgverteidiger zur Verfügung.

Nach der Pensionierung 1802 wurde Lorenz Krach Wirt der Schlossgaststätte der Willibaldsburg. Dabei wird er wohl den Gästen Schnurren aus der Kriegszeit und über seine großen Taten erzählt haben. Im churfürstlich-salzburgischen Staatskalender der Jahre 1804 und 1805 ist Lorenz Krach als Invalide verzeichnet. Am 25. Oktober 1805 ist er gestorben. Krach war verheiratet; sein Sohn Johannes Baptista Constantius wurde katholischer Priester. Am 8. Januar 1806 versteigerte man die Hinterlassenschaft des Soldaten "auf Schloss Willibaldsburg": Etwas Silber, Zinn, Sack- und Wanduhren, Betten, Kleider und nutzbare Hausgerätschaften. Sein Bierkrug ist jedenfalls jetzt wieder in Eichstätt.Der letzte fürstbischöfliche Schlosshauptmann auf der Willibaldsburg war Ignatz Ulrich. Am 6. Februar 1802 hatte ihm Fürstbischof Joseph Graf von Stubenberg das Kommando auf der Festung übertragen. Ein erstes großes geschichtliches Ereignis, das er zu bestehen hatte, war die Übergabe des geistlichen Fürstentums Eichstätt an das Churfürstentum Bayern am 29. November 1802. Der königliche bayerische pensionierte Hauptmann erreichte ein hohes Alter. Er starb am 3. Oktober 1847.

Die Mappe von Julius Velhorn enthält neben dem Gemälde Lorenz Krachs Bilder der Burg und von Steindenkmälern sowie Wappen. Die Sammlung wurde im Jahr 1902 von der Witwe Velhorns dem Historischen Verein überlassen. Eingeklebt ist ein Zettel mit folgender Information: "Die kostbaren Dokumente wurden im April 1945 kurz vor dem Einzug der amerikanischen Soldaten von Gerhard Jaeger, der aus Berlin stammte, und in Rupertsbuch wohnte, im Hof der Burg gefunden und sichergestellt. Im Jahr 1984 gab die Tochter des Finders diese Mappe an den HV zurück."

In der Dokumenten-Sammlung Velhorns ist auch eine Schützenscheibe abgebildet. Darauf hat der Eichstätter Maler Professor Alois Süßmayr im Jahr 1877 das Schelmenstück Krachs bildlich dargestellt: Wie die Veteranen von den übermächtigen Franzosen einen ehrenvollen Abzug aus der Burg erreichten. Ferner ist folgender Vers zu lesen: "Dem Lieutenant Krach - Machs jeder nach - Der einen Mann will machen! - Wer Not bedacht - Zur Tugend macht - Ist zu loben - Gibt zu lachen."

Josef Ettle