Eichstätt
Der letzte Schlosshauptmann

Die Eichstätter Familie Ulrich stellte herausragende Offiziere – Nachkomme Karl Ehrenbürger der Stadt

21.08.2015 | Stand 02.12.2020, 20:53 Uhr

Foto: Richard Auer

Eichstätt (EK) Ignatz Ulrich war der letzte fürstbischöfliche Schlosshauptmann auf der Willibaldsburg. Am 6. Februar 1802 hatte ihm Fürstbischof Joseph Graf von Stubenberg das Kommando auf der Festung übertragen.

Ein erstes großes geschichtliches Ereignis, das er zu bestehen hatte, war die Übergabe des geistlichen Fürstentums Eichstätt an das Churfürstentum Bayern am 29. November 1802. An dem Tag wurde durch den „Hochgeborenen Herrn Maximilian Joseph Graf von Tassis zu Neuburg“ die feierliche Besitznahme des Eichstätter Landes für seine Churfürstliche Durchlaucht Maximilian IV. Joseph – den späteren König – vollzogen. Im Zuge der napoleonischen Kriege hatte Bayern „am linken Rheinufer“ Besitzungen abtreten müssen; das Fürstentum Eichstätt war als eine der Entschädigungen dafür gedacht.

Der festliche Akt wurde im „Eichstätter Intelligenzblatt“ am 4. Dezember 1802 beschrieben. Danach rückten um halb 9 Uhr das Eichstätter Soldaten-Kreiskontingent und die Churfürstliche Bayerische Garnison am Schlossplatz (Residenzplatz) zur Parade an. Danach wurde die Urkunde zur Gebietsübergabe verlesen und von den Soldaten der Treueid geschworen. Sämtliche Offiziere unterschrieben das „Patent“, es wurde gesiegelt und „der Akt mit Abfeuerungen von 25 Kanonenschüssen beschlossen“.

ANNO DAZUMAL

Weiter geht es in der Schilderung damit, dass um 10 Uhr die Eichstätter Regierung, das Ratskollegium, der Geistliche Rat, der Stadtmagistrat, das Domkapitel und sämtliche Beamten und Offizianten des Domkapitels in die Pflicht genommen wurden. Von „jedem Individuum wurde der vorgelesene und abgenommene Eid unterschrieben“. Zur Bekräftigung hallten erneut 25 Kanonenschüsse von der Willibaldsburg aus über Stadt und Altmühltal. Das Churfürstliche Militär stand nicht abseits und gab mit dem Gewehr eine dreimalige Salve ab. Den Abschluss des Staatsakts bildete ein „herrliches Diner bei Herrn General-Hofkommissar Graf von Tassis.“ Ob das Militär ebenfalls „etwas Besseres“ zu Essen bekam, ist nicht überliefert, aber anzunehmen. Schlosshauptmann Ignatz Ulrich war nun königlich bairischer Offizier.

Kurz zum Schicksal der Willibaldsburg. Nach der Säkularisation 1803 begann der Niedergang der Festung. 1806 wurde sie an Privatleute verkauft, die Teile abtrugen und das Material verscherbelten. Im Jahr 1900 erwarb der Staat die Willibaldsburg und rettete, was noch vorhanden war.

Nach Dokumenten im Diözesanarchiv findet sich 1784 ein Eintrag, nach dem Ignatz Ulrich Fähnrich war, 1798 war er Unterleutnant, ein Jahr später gehörte er als Oberleutnant der hochfürstlichen Leibgarde von Bischof Joseph Graf von Stubenberg an. Im Jahr 1790 hatte Ignatz Ulrich geheiratet. Der Pfarrer trug ins Matrikelbuch als Beruf „pyrobolarios“, also Artillerist, ein. Seine Braut war Catharina J. Oswald. Im Staatskalender wurde Hauptmann Ulrich in den Jahren 1804 und 1805 als Invalide aufgeführt; übrigens auch der legendäre Schlossleutnant Lorenz Krach (siehe untenstehenden Beitrag).

Der königlich bayerische pensionierte Hauptmann Ignatz Ulrich erreichte ein hohes Alter. Er starb am 3. Oktober 1847. An seinem Grab trauerte seine Frau Katharina, geborene Oswald, sein Sohn Karl, der königlicher Hauptmann war, Sohn Ludwig und Enkel Otto A. Cäsar Edler von Ronchi-Löwenfels. Der Verstorbene war in Eichstätt sehr geachtet, an der Beerdigung nahmen das Domkapitel und alle Eichstätter Geistlichen, das königliche Appellationsgericht, das Linienmilitär, die Landwehr, die Leuchtenberger Beamten, der gesamte Stadtmagistrat und viele Bürger teil. Der Familiengeschichte der Ulrichs sind der Stadtforscher Franz Ritter von Hofer und Magdalena Schick nachgegangen. Danach kam im Jahr 1692 ein Hans Ulrich nach Eichstätt, er kaufte die Aumühle, die 1732 sein Sohn Thomas übernahm. Dessen Nachfolger war Sohn Franz Xaver, der 1771 starb. Die Erben verkauften die Mühle an die Familie Lindig.

Ein Sohn von Thomas Ulrich war der fürstbischöfliche Hofrat und Landvogteiverwalter Josef Gabriel Ulrich. Sein Nachkomme Ignatz schlug die Soldatenlaufbahn ein. Er war zeitweise auf der Feste Marienburg in Würzburg eingesetzt und erlitt beim Kampf gegen die Franzosen eine schwere Verwundung. Ein Jahr lag er im Würzburger Militärhospital, ehe er militärische Aufgaben in Eichstätt übernahm. Der Offizier hinkte fortan und ging am Stock. Wie Franz Hofer festhielt, erinnerte an ihn die Ulrich-Eiche am Eingang der Willibaldsburg. Sie steht nicht mehr.

Ignatz Ulrich kämpfte von 1793 bis 1801 in den Kriegen gegen Frankreich. Seine Frau war, wie damals üblich, mit ihm „ins Feld“ gezogen; während der Zeit wurde Sohn Karl geboren. Dieser strebte ebenfalls eine militärische Karriere an und lebte nach der Pensionierung als Oberstleutnant im „Ulrich-Haus“ am Rossmarkt (heute Luitpoldstraße 20). Einer seiner Söhne erhielt auch den Vornamen Karl, wurde wiederum Soldat – beim 3. Jägerbataillon in Eichstätt. Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 stand er an der Front. Danach war er Kommandeur der Unteroffiziersschule Fürstenfeldbruck.

Dieser Karl Ulrich kehrte als pensionierter Generalmajor 1901 in seine Vaterstadt zurück, wohnte im „Ulrich-Haus“ in der Luitpoldstraße und ist unvergessen: Der Ulrichsteig von der Westenstraße bis zur Mündung in den Neuen Weg ist nach ihm benannt. Insbesondere in der Verschönerung der Stadt und der näheren Umgebung hat sich Karl Ulrich Verdienste erworben. Zu Beginn des Ersten Weltkriegs stellte sich der General a. D. freiwillig der Stadt zur Verfügung und übernahm die Aufsicht über die Lebensmittelversorgung, das Wasserwerk und den Schlachthof.

Der Ehrenbürger der Stadt Eichstätt ist am 19. April 1917 gestorben. Er hinterließ seine Frau Antonie; beider Bub ist mit drei Jahren gestorben. Der Bruder des Generals, Major Otto Ulrich, kümmerte sich im Ersten Weltkrieg hauptsächlich um die militärische Jugenderziehung in Eichstätt.