Zwei der "Drei Musketiere" kamen

04.09.2007 | Stand 03.12.2020, 6:31 Uhr

Zwei der Drei Musketiere kamen

Eichstätt (EK) BBV-Kreisobmann Egid Nunner hat schon oft den Bauern-Eachta in Eichstätt geleitet, aber so viele Besucher konnte er noch nie begrüßen. Rund 3000 Gäste waren gekommen, um Landwirtschaftsminister Horst Seehofer und dessen österreichischen Kollegen Josef Pröll zu erleben.

Der Volksfest-Dienstag ist traditionell in der Hand der Landwirte. Hier bekommen sie Informationen aus erster Hand und der gesellige Teil kommt bestimmt nicht zu kurz. Deshalb zählte auch der Bauernmarkt, der um 13 Uhr seine Pforten öffnete, trotz der Wetterkapriolen zahlreiche Besucher. Sturmböen wechselten sich mit Sonne, Wolkenbrüchen und sogar Hagel ab. Die Gäste erwiesen sich als widerstandsfähig und ließen sich dadurch nicht vertreiben. Das Angebot war aber auch zu reizvoll. Zu sehen gab es auf dem Freigelände alte Handwerkskunst. Klaus Eckerle aus Arnsberg demonstrierte, wie er aus dreierlei Holzarten (Fichte, Buche und Haselnuss) Rechen macht und Lorenz Lindermair aus Holzheim betätigte sich als Korbflechter. Maria Knöflerl aus Böhmfeld zeigte ihr Können am Spinnrad. Bäuerliches Kunsthandwerk reizte zum Kauf. Saft gab es bei Rosis Obstgarten aus Eberswang, Bauernhofeis vom Funck-Hof in Dörndorf, Brot und Mehl von der Hainmühle. Dicht umlagert war stets der Stand vom Jura-Back-Service aus Petersbuch, bei dem frisch zubereitete Kücherl, aber auch Kuchen und Kaffee zu haben waren.

Sehr anschaulich präsentierte sich das Amt für Landwirtschaft und Forsten. Forstwirtsmeister Andreas Böhm hatte einen kleinen Holzwürfel mit einer Seitenlänge von fünf Zentimetern dabei. Das sei der Holzzuwachs, den die Wälder im Landkreis Eichstätt in einer Hundertstel Sekunde produzieren. Außerdem: "Ein Kubikmeter Holz entzieht der Atmosphäre fast eine Tonne CO2", führte Böhm weiter aus.

Kaum hatten die Besucher alles erlebt und sich auch Tipps von der Landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft geholt, war es schon Zeit, sich einen guten Platz im Festzelt zu sichern, in dem es schließlich kaum noch freie Plätze gab.

Nach der Begrüßung durch Egid Nunner, der den Minister ausdrücklich lobte als denjenigen, der die Bauern "vom grünen Joch der Renate Künast" befreit habe, und dem Grußwort von Landrat Xaver Bittl erklomm der Gast aus Österreich das Podium. Besucher aus Wien sind in Eichstätt eigentlich nichts Ungewöhnliches: Voriges Jahr hatte Rudolf Schwarzböck das Hauptreferat gehalten, der Präsident der österreichischen Landwirtschaftskammer.

Aber dass gleich zwei Bundesminister als Redner auftreten, das hat es bei einem Eichstätter Bauern-Eachta noch nicht gegeben. Als erster kam der Gast aus Wien zu Wort. "Ich muss allein das erledigen, was hier in Deutschland zwei Minister machen", stellte sich Pröll dem Publikum vor. Er sei für die Landwirtschaft und für den Umweltschutz zuständig, was aber sehr gut zusammenpasse. "Denn die Bauern sind die besten Umweltschützer." Er muss es wissen, denn er Pröll stammt selbst aus der Landwirtschaft, aus einem Winzerbetrieb. Mit Horst Seehofer verbinde ihn sehr viel, betonte Pröll. Er habe aufgeatmet, als der Ingolstädter Bundeslandwirtschaftsminister wurde. Renate Künast sei zwar eine verlässliche Partnerin gewesen, doch hätte sie leider von der Landwirtschaft keine Ahnung gehabt. Das sei nun anders mit Seehofer. Gemeinsam mit dem deutschen Kollegen könne er nun an einem Strang ziehen, zum Wohle beider Länder – was wichtiger als je zuvor sei, denn die Landwirtschaft insgesamt stehe vor einer Trendwende. Zur traditionellen Erzeugung von Nahrungsmitteln komme nun verstärkt der Schutz der Landschaft und, ganz neu, die Produktion erneuerbarer Energien dazu. Österreich habe sich zum Ziel gesetzt, bis 2020 sage und schreibe 45 Prozent seines Energiebedarfs aus erneuerbaren Energien zu beziehen.

Horst Seehofer, der wie stets auf kompetente Weise zahlreiche Felder und Aspekte der Landwirtschaft beackerte, gewährte auch einen Blick hinter die Kulissen des Brüsseler Politikalltags – und sparte nicht an Komplimenten in Richtung Pröll. Wer bei der EU seine Interessen durchsetzen wolle, der brauche Verbündete. Und einen solchen habe er in Pröll gefunden. Zwischen ihnen gebe es praktisch keine Differenzen, und Wien gehöre zu Deutschlands starken Verbündeten. Wenn dann auch noch der französische Landwirtschaftsminister dazu stoße, gehe in Brüssel die Rede von den "Drei Musketieren".

Im übrigen nehme er Prölls Anwesenheit als gutes Omen für seine Kandidatur zum CSU-Parteivorsitzenden. Und um die Honneurs abzurunden, bescheinigte Seehofer Pröll das Format zum österreichischer Bundeskanzler zu haben.