Heiligenkreuz
Von industrieller Produktion abgrenzen

Neue Zertifizierung bei der Erzeugergemeinschaft für Qualitätsgetreide Jura Land

06.03.2020 | Stand 23.09.2023, 11:04 Uhr
Landwirtschaftliche Fachleute bei der Mitgliederversammlung der Erzeugergemeinschaft (von links): stellvertretender Kreisobmann Johannes Scharl, Vorstand Jakob Bösl, Robert Eder von Syngenta, Geschäftsführerin Erika Meyer und Pflanzenbeauftragter Heinz Zacherl vom Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten. −Foto: Bauer

Heiligenkreuz - Zunehmend schwierig gestaltet hat sich der Getreideanbau in den vergangenen Jahren angesichts der klimatischen Veränderungen.

Diese Bilanz zog die Erzeugergemeinschaft für Qualitätsgetreide Jura Land bei der Mitgliederversammlung im Gasthaus Spiegl in Heiligenkreuz. Gerade für den Qualitätsanbau sei es wichtig, ausreichend Niederschläge zum richtigen Zeitpunkt zu erhalten, um die gewünschte Eiweißaufnahme im Korn zu generieren, hieß es.

Zur Versammlung der Getreideanbauer begrüßte Vorsitzender Jakob Bösl einige Ehrengäste, darunter den Ehrenvorstand Franz Bauernfeind und Brauereiinhaber Michael Gutmann. Erstmals stellte Bösl mit Anton Schneider aus Großnottersdorf ein neues Mitglied vor.

Trotz der erschwerten klimatischen Bedingungen konnte die Erzeugergemeinschaft qualitativ hochwertiges Brauereigetreide an die Brauerei Gutmann liefern. Vorsitzender Bösl zeigte sich zufrieden über den guten Verlauf der Abwicklung und die große Offenheit der Landwirte für eine nachhaltige Getreideerzeugung. Um sich auf die wetterbedingten Einflüsse besser einstellen zu können, hatte die Erzeugergemeinschaft ein Seminar veranstaltet, um die Wasserspeicherkapazität im Boden zu erhöhen. Dies wurde im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie umgesetzt und von den teilnehmenden Landwirten positiv aufgenommen.

Geschäftsführerin Erika Meyer präsentierte die gelieferten Brauweizen- und Braugerstenmengen. Von der vertraglich vereinbarten Ware konnten rund 60 Prozent als einwandfreies Braugetreide an die Brauerei abgegeben werden. Einige Anbaugebiete am Jura fielen aus dem Qualitätsraster, weil sie nicht genügend Niederschläge abbekommen hatten. Positiv wurde auf der Versammlung hervorgehoben, dass die Ernte 2019 absolut gesund war.

Fachvorträge bereicherten die Zusammenkunft der Landwirte. Heinz Zacherl, Pflanzenbeauftragter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, referierte zum Thema "Biodiversität und Feldrandhygiene in der Landwirtschaft". Er stellte die Klima- und Umweltschutzmethoden aus dem Greeningprogramm vor und verdeutlichte, dass die ökologischen Vorrangflächen "Lebensraum, Nahrung und Deckung für Insekten und Wildtiere" bieten. Der Referent unterstrich anhand des Kulturlandschaftsprogramms die freiwilligen Leistungen der Landwirte für Klima-, Boden- und Wasserschutz sowie die Biodiversität und Kulturlandschaft. Sein Fazit: "Wir machen in der Landwirtschaft schon viel für den Umweltschutz. " Zur Feldrandhygiene gab Zacherl Tipps, wie für den Artenschutz mehr getan werden könnte. Keine Kompromisse gebe es bei Ackerfuchsschwanz und Trespe.

Robert Eder, Fachberater der Firma Syngenta, befasste sich in seinem Vortrag mit dem Thema "Pflanzenschutz im Braugetreide". Hier lautet das Fazit "so wenig wie möglich, so viel wie nötig", um eine gesunde Ernte zu erhalten und dabei die ökologischen Gesichtspunkte im Blick zu behalten.

Thomas Janscheck vom Hopfenring gab einen Überblick über die Auswertung der Nachhaltigkeitszertifizierung, die bei jedem Landwirt vor Ort durchgeführt wurde. Die Mitglieder der Erzeugergemeinschaft Jura Land sind die ersten für nachhaltigen Braugetreideanbau zertifizierten Betriebe. Das Pilotprojekt wurde 2018 zusammen mit der Brauerei Gutmann ins Leben gerufen. Die zertifiziert nachhaltige Braugetreideerzeugung ist durch ein Qualitätssiegel gekennzeichnet. Für das Jahr 2020 haben sich wieder alle Erzeuger bereiterklärt, daran teilzunehmen. Weiterhin sind in diesem Rahmen Fortbildungsmaßnahmen geplant. Abschließend dankte Brauereiinhaber Michael Gutmann für die Bereitschaft, hochwertiges Brauereigetreide zu erzeugen. Neben der Qualität spielen für den Braumeister die Regionalität, der direkte Bezug zum Landwirt und die zunehmende nachhaltige Ausrichtung eine große Rolle. Dazu sagte Gutmann: "So können wir uns gemeinsam von der industriellen Produktion absondern. "

In diesem Jahr baut die Erzeugergemeinschaft auf etwa 250 Hektar Fläche die Braugerstensorte Solist an. Als Brauweizen wurde die Sorte Elixa bereits eingesät. Mit einem zuversichtlichen Blick auf eine gesunde und ertragreiche Ernte schloss Jakob Bösl die Versammlung.

EK


Franz Bauer