Zandt
Von den drei Schwestern im Felsengewölbe

Heimatforscher Gerhard Meier spürt Sage am Zandter "Krausenbickl" auf

01.06.2021 | Stand 05.06.2021, 3:33 Uhr
Gerhard Meier zeigt den Krausenbickl - einen eher unscheinbaren Hügel östlich von Zandt. Teilweise mit einer Dornenhecke, markanten Bäumen und wilden Gräsern bewachsen, wirkt er geheimnisvoll, mystisch und sagenhaft. −Foto: Patzelt

Zandt - Um die Region von Denkendorf ranken sich viele Mythen, Märchen und Legenden.

Für den Zandter Heimatforscher Gerhard Meier sind diese aber meist mehr als nur Geschichten, sie sind eine Reise in eine unbekannte Zeit. Nun ist der Idealist wieder auf eine neue Erzählung gestoßen - auf die Sage von den drei Schwestern im Felsengewölbe des "Krausenbickl".

Es ist eher ein unscheinbarer Hügel nahe der Ortschaft Zandt. Besonders vom Friedhof aus kann man ihn beim Blick über die Mauer wunderbar sehen. Und dennoch beinhaltet der "Krausenbickl" ein Geheimnis - nämlich ein mächtiges Felsenlabyrinth. Bei einem gewaltigen Unwetter mit Blitz und Donner wurde der Eingang einst verschüttet. So wird es wenigstens erzählt.

In dieser Felsenhöhle unter dem sagenhaften Hügel lebten einmal drei Schwestern - einsam, abgeschieden und völlig zurückgezogen. Im dunklen Gewölbe horteten sie einen Berg von Gold- und Silbermünzen. Es gehörte zur Lieblingsbeschäftigung der Schwestern, die klingenden Münzen immer und immer wieder aufs Neue durchzuzählen. Die jüngste der drei Schwestern war fromm und edel, aber leider blind. Die zwei anderen strotzten geradezu vor Habgier und Geiz. Sie zeigten sich stets neidisch, misstrauisch und menschenscheu.

Eines Tages beschlossen die beiden geldgierigen Schwestern der Sage nach, den unermesslichen Schatz zu teilen. Jede der drei Geschwister sollte den gleichen Anteil erhalten. Sie nahmen einen hölzernen Melkeimer zur Hand. Einen Eimer mit einem seichten Hohlboden, wie er damals in der bäuerlichen Wirtschaft gebräuchlich war. Sie gaben vor, damit einer jeden das gerechte Erbe zuzumessen. Die Blinde war gutherzig und voller Vertrauen in ihre beiden älteren Schwestern. So ahnte sie nicht, dass es bereits eine beschlossene Sache war, sie zu betrügen.

Während die beiden für sich selbst das volle Maß anfüllten, bedeckten sie für die erblindete Schwester jeweils nur den seichten Hohlboden des umgestülpten Eimers. So wurde das gesamte Vermögen nach und nach aufgeteilt. Die Blinde tastete mit ihren Händen darüber und merkte nichts von dem arglistigen und hinterhältigen Betrug. Sie war zufrieden und sehr glücklich mit ihrem "großzügigen Anteil".

Sofort nach der Übergabe wurde sie samt ihres bescheidenen Erbes unbarmherzig und gnadenlos zum Verlassen der bisherigen gemeinsamen Felsenwohnung gezwungen. Bei einem Bauern der Umgebung fand die Erblindete eine freundliche Aufnahme. Den größten Teil ihres Erbes verschenkte sie an Bedürftige und lebte danach anspruchslos, genügsam und glückselig.

Ganz anders aber erging es ihren zwei Schwestern, die sich an ihrem betrügerisch vermehrten Reichtum nicht sehr lange erfreuen konnten. In einer rabenschwarzen Gewitternacht traf ein Blitz die Felsendecke über ihnen und der Eingang zur Höhle stürzte in sich zusammen. So wurden die beiden habgierigen Schwestern für immer und ewig eingeschlossen. Dort sitzen sie nun und zählen weiter ihre Gold- und Silbermünzen - so lange, bis sie eines Tages gefunden und befreit werden.

Als die Blinde vom tragischen Schicksal ihrer Schwestern erfahren hatte, wurde sie sehr traurig und machte sich sogleich auf die Suche nach dem Eingang zur Felsenunterkunft. Aber sie hatte bereits viel zu lange auf dem Bauernhof gelebt und fand in dem steinigen, hügeligen Juragelände den richtigen Weg nicht mehr. Seitdem sucht die blinde Schwester vergeblich nach dem verschütteten Höhleneingang. Und wer sie trifft und ihr hilft, den Eingang zu finden, soll - so die Sage - reichlich belohnt werden.

EK