Eichstätt
Von "Lady Gaga" bis zur "Sagro-Tante"

Kabarett-Abend mit Franziska Wanninger im Gutmann mit "Furchtlos glücklich"

29.10.2019 | Stand 23.09.2023, 9:12 Uhr
Versteht es, Situationskomik zu kreieren: Franziska Wanninger. −Foto: Buckl

Eichstätt (EK) Esoterische Therapiesitzungen mit komischen Kandidaten kann man seit jeher als äußerst affin für das Kabarett charakterisieren - so ist es kaum verwunderlich, wenn auch Franziska Wanninger alias Psycho-Trainerin Melissa eine solche Sitzung als roten Faden wählt, der sich durch ihr drittes Kabarett-Soloprogramm "Furchtlos glücklich" zieht.

Mit diesem war sie am Sonntag auf der Bühne im Wirtshaus "Zum Gutmann" zu Gast.

Es war ihr zweiter Auftritt binnen eines halben Jahres an diesem Ort: Erst Ende März war sie zusammen mit Martin Frank mit dem gemeinsamen Programm "Wia d'Semmel so da Knödel" hier aufgetreten. Diese Revue zum Zentenarium des Freistaats Bayern hatte wohl einen guten Eindruck gemacht, denn bei ihrem ersten Eichstätter Solo-Auftritt war der Saal jetzt mit 85 Besuchern recht stattlich gefüllt, und die sahen sich zu Beginn gleich etikettiert als "Bewerber für den Therapie-Lehrgang gegen Ängste", die Wanninger leicht gewann: "Wir haben alle genommen, die bezahlt haben! " Eine besondere Rolle kam Birgit und Reinhard aus der ersten Reihe als Dauer-Ansprechpartner zu: "Da hab ich ja schon meine zwei Opfer gefunden?! "

Zugegeben, das Programm ist nicht ganz frei von Kalauern: "Wie sagt der große Stift zum kleinen Stift?? Wachs mal, Stift! " Ähnlich, wenn unter den Gästen mit "Bindungsangst" besonders die anwesenden Skilehrer begrüßt werden oder Wanningers Bühnen-Ich sich dazu bekennt, von Flugangst verfolgt zu werden, sich dann aber freuen kann: "Jetzt flieg ich wieder - und zwar auf Reinhard! " Doch kann man das noch als Wortwitz der mit einem Germanistik-Studium ausstaffierten Bühnenfigur durchgehen lassen, was manchmal sogar in tiefergründige Sprüche übergehen kann: "So, jetzt gehen wir alle in uns? - bitte nicht verlaufen! " Als Running Gags begegnen den Zuhörern schrullige Figuren wie die osteuropäische Putzfrau, die in der WG als "Lady Gaga" firmiert und die Bewohnerinnen mit kessen Sprüchen terrorisiert ("Als du dieses Kissen gekauft hast, war dein guter Geschmack auf Urlaub! "), oder Mitglieder der Stuttgarter Verwandtschaft wie Cousine Christa mit dem Faible für Feuchtigkeitstücher als besonderem Fimmel - für die kleine Nichte ist sie daher die "Sagro-Tante". Vor allem aber ist da Andi, der Zahnarzt, in den sich Wanninger verliebt hat, und bei dem sie binnen Sekunden "flachliegt". Welch ein Drama, als Andi ihr einen Brief zum vermeintlichen Korrekturlesen überreicht, den er an die Frau seiner Träume adressierte. Dass Wanningers Bühnen-Ich dies mit Eifersucht quittiert, wird im weiteren Verlauf des Abends fatale Folgen haben.

In das Programm eingestreut finden sich ein paar Lieder, köstlich dabei die Parodie auf Dean Martin ("Wenn du ihn so sehr liebst / dass du dich übergibst: that's Amore"). Wanninger begleitet sich auch mit einer spärlichen Anzahl an Akkorden auf der Gitarre und hat dabei zwei Ängste: "Erstens, vor Publikum ein Instrument zu spielen. Und zweitens: draußen was zu versäumen, wenn ich drinnen dieses Instrument übe! " Doch als vergnüglich erweist sich "ehrliche" Lied der Pippi Langstrumpf, die wie die anderen Helden der Kindheit Robinson Crusoe, das tapfere Schneiderlein, Batman und Catwoman aufgerufen werden.

Wanninger versteht es, Situationskomik zu kreieren - wenn im Flugzeug bei der Stimme des sich vorstellenden Kapitäns Stefan Meyerhofer eine Stewardess vor allen Fluggästen laut ihre Kollegin ankreischt: "Waaas? Der Meyerhofer? Darf denn der schon wieder fliegen? " Ähnlich komisch die Nummer als Wiesn-Bedienung Brigitte, die allen Gästen Hendl bringt, egal, was die bestellen: "Da werd i mich doch net an zehn verschiedenen Ständen anstellen! "

Als Therapie-Kandidaten vorsprechen dürfen auch der Österreicher Robert mit seiner Angst vor dem Tod ("Wenn alle Stricke reißen, häng i mi auf! "), die 21-jährige YouTuberin, deren Tochter Sunshine-Strawberry eingeschult wird, oder die Schnapsnase Hans nach dem Genuss von fünf Enzian - "weil vom Bier wird i scho gar nimma b'suffn! " Als Zugabe gibt es eine Nummer über Wanningers Werdegang: "Es ist ein langer Weg vom Anfang bis nach Eichstätt". Der vergnügliche Abend kam im Gutmann gut an, wie der lange Applaus zeigte.

Walter Buckl